Essen. Das Bauunternehmen Zech plant an der Alfredstraße in Rüttenscheid ein neues Hochhaus für die eigenen Mitarbeiter. Stadt unterstützt das Projekt.
Vor über einem halben Jahr drang das Bauvorhaben erstmals in die Öffentlichkeit, jüngst stellten Oberbürgermeister Thomas Kufen und das Bauunternehmen Zech nun die konkreten Entwürfe vor: An der Alfredstraße in Höhe Messe und Grugahalle soll ein neues Bürohochhaus entstehen, das den Mitarbeitern der Zech Group Rhein-Ruhr als Zentrale dienen wird. Mit rund 50 Metern Höhe und 13 Etagen nimmt das Gebäude Maß an dem bestehenden Wohnhochhaus an der Ecke Alfredstraße/Norbertstraße, mit dem es gemeinsam eine Art Entree zu Messe und Grugapark-Haupteingang bilden soll.
Hochhaus will architektonisch auf die Formensprache der Grugahalle Bezug nehmen
Das „Zech-Haus am Grugaplatz“, wie das Projekt heißt, will „nicht nur äußerlich, sondern auch technisch ein besonders grünes und smartes Gebäude werden“, betont Zech-Bereichsleiter Johannes Lichtenthaler. Mit versetzt gefalteten, auskragenden Terrassen will das Haus zur geknickten Bauform der denkmalgeschützten Grugahalle Bezug nehmen und andererseits auch schlicht bauliche Langeweile vermeiden. Dem Denkmal wolle man Respekt zollen, dennoch wird der Bereich visuell selbstredend stark verändert.
Energie-Optimierung, begrünte Fassaden, ein eigenes Biogas-Blockheizkraftwerk, Fahrrad-Infrastruktur, Photovoltaik auf dem Dach und bescheidene 60 Auto-Parkplätze für die bis zu 450 Mitarbeiter sind einige der „grünen“ Ausrufezeichen, die realisiert werden sollen. „Wenn wir als Stadt Essen an einer so exponierten Stelle in Rüttenscheid einen baulichen Vorstoß machen, dann muss eine Qualität her, die überzeugt“, so OB Thomas Kufen. Er selbst unterstütze den Bau des Hochhauses ausdrücklich und werbe dafür, dass auch im Stadtrat eine Mehrheit zustande komme.
CDU und Grüne waren frühzeitig eingeweiht und in die Baupläne konkret eingebunden
Dass diese Mehrheit wohl schon steht, deutete sich bereits im Dezember 2021 an, als die Pläne erstmals in dieser Zeitung publik wurden. Zu diesem Zeitpunkt waren die Ratsfraktionen von CDU und Grünen schon in die Planung eingebunden, laut Zech habe man dies in den letzten Monaten weiter intensiviert und Wünsche der Politik berücksichtigt. Verschiedene Extras, etwa eine Rampe für Radfahrer und Fußgänger ab Alfredstraße und eine neue Fußgänger-Brücke ins Haumannhofviertel dürften nicht zuletzt dem Willen geschuldet sein, im Umfeld zumindest keine Contra-Stimmung gegen den Neubau aufkommen zu lassen.
Das wäre auch deshalb wichtig, da vor dem Ende 2023 vorgesehenen ersten Spatenstich noch ein förmliches Bebauungsplanverfahren inklusive Bürgerbeteiligung zu bestehen ist. Schon als vor rund 15 Jahren das Hotel Atlantic neben der Grugahalle gebaut wurde, gab es im Haumannhofviertel einigen Unmut und Protest. Das Zech-Haus wird sich, getrennt durch einen kleinen Platz, an das Atlantic anschließen und mit der Null-Ebene an der Alfredstraße-Brücke anstoßen. An dem Platz wird auch der Haupteingang für das Zech-Haus sein. Vom Hotel ist übrigens kein Widerspruch zu erwarten. Es gehört praktischerweise der Zech-Group, die es seinerzeit auch baute.
Zech spricht von einer „Traumlösung“ für die Mitarbeiter des Unternehmens
Zech-Bereichsleiter Lichtenthaler nannte den Standort „eine Traumlösung“. Man habe bewusst nach Essen und bewusst nach Rüttenscheid gewollt, um den Mitarbeitern die Vorteile eines urbanen Stadtteils zu bieten, der im Ruhrgebiet in dieser Form einmalig sei. Neben dem Umfeld mit Gastronomien, Einkaufsmöglichkeiten und dem Grün des Grugaparks, spreche für den Standort aber auch die Verkehrsanbindung mit der nahen A 52 sowie U-Bahn und Fahrradtrasse quasi vor der Haustür. Man habe deshalb auch leichten Herzens die Stellplatzzahl minimiert, da die Mitarbeiter gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad in ihre Büros kommen könnten.
Eingebunden in die rund 50 Millionen Euro teuren Neubaupläne ist auch die Messe Essen, die Zech das nötige Grundstück verkaufte, auf dem heute übrigens noch Autos parken. Man begrüße den Nachbarn in spe, sagt Messe-Chef Oliver P. Kuhrt, habe aber mit Erfolg darauf bestanden, dass die entstehende Hochhaus-Baustelle nicht mit den Messekalender kollidiert. Denn dann müsse der Parkplatz vor der Grugahalle uneingeschränkt verfügbar sein und könne nicht der Baulogistik dienen.
Und bevor Zech bauen kann, muss auch noch ein anderes, ebenfalls nicht unkompliziertes Projekt über die Bühne, nämlich die Sanierung der Alfredstraßen-Brücke. Sie ist marode und soll in den nächsten anderthalb Jahren für die Zukunft fit gemacht werden. Erst danach soll Zech im Graben der früheren Eisenbahntrasse mit den Grundierungsarbeiten beginnen. Einzug soll, wenn alles gut geht, in rund drei Jahren sein.