Essen-Fulerum. In Fulerum hat Grün und Gruga Spielgeräte entfernt. Statt sie zu ersetzen, soll viel Geld in einen wenig genutzten Spielplatz investiert werden.

  • In Fulerum hat Grün und Gruga Spielgeräte auf einem beliebten Spielplatz abgebaut.
  • Statt diese zu ersetzen, soll ein wenig genutzter Spielplatz in der Nähe erneuert werden.
  • Eltern und Tageseltern sind darüber verärgert.

Der beliebte Spielplatz an der Oberscheidtstraße in Essen-Fulerum hat sein Herzstück verloren, ärgern sich Eltern aus dem Stadtteil. Rutsche und Karussell waren im Sommer überraschend abgebaut und nicht ersetzt wurden. Statt dort zu investieren, will die Stadt 2024 einen wenig genutzten Spielplatz für über 100.000 Euro erneuern. Jetzt haben sich Anwohner hilfesuchend an die Politik gewandt.

Natalie Dahlhaus betreut den Spielplatz an der Oberscheidtstraße seit zehn Jahren als Patin und nutzt ihn auch mit den Kindern, die sie als Tagespflegerin betreut. „Bisher habe ich eigentlich gute Erfahrungen mit der Stadt gemacht. Verbesserungen, die ich beantragt habe, wurden in der Regel nach einem Treffen mit Grün und Gruga bewilligt und aus einem Fördertopf bezahlt“, sagt sie. So sei der Sand gesiebt worden, als man Scherben entdeckt habe, die Matschfläche unter der Schaukel sei durch Sand ersetzt worden, marode Holzplanken habe man gegen ein Holzhäuschen ausgetauscht und für ältere Kinder Reckstangen angebracht.

Der Spielplatz an der Oberscheidtstraße in Essen-Fulerum wird viel genutzt

„Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass es auch für ältere Kinder Spielgeräte gibt. Durch den Abbau der Rutsche fehlt aber jetzt etwas für Jüngere. Besonders ärgerlich ist, dass das erst vor einigen Jahren aufgestellte Karussell wieder entfernt wurde. Möglicherweise stellten freiliegende Betonkanten eine Gefahr dar“, vermutet sie. Jetzt hofft die Patin, dass vielleicht über den Fördertopf im kommenden Jahr eine neue Rutsche bewilligt werde.

Natalie Dahlhaus betreut den Spielplatz an der Oberscheidtstraße in Fulerum seit zehn Jahren als Patin.
Natalie Dahlhaus betreut den Spielplatz an der Oberscheidtstraße in Fulerum seit zehn Jahren als Patin. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Der Spielplatz ist ein beliebter Treffpunkt für Eltern und Kinder außerhalb der eigenen Gärten“, sagt Carsten Völker-Osterwald, Vater von drei Kindern (5, 3, 1). Er hat früher in Fulerum gewohnt, ist dann nach Haarzopf umgezogen. Er nutzt den Spielplatz an der Oberscheidtstraße weiter gern mit dem Nachwuchs, weil der Platz bisher für Kinder jeden Alters Beschäftigungsmöglichkeiten bot. „Das erspart das Spielplatz-Hopping.“

Bei Politikern stößt der ersatzlose Abbau von Spielgeräten auf Unverständnis. „In Haarzopf und Fulerum gibt es zwar ausreichend Spielplätze, in Sachen Qualität besteht aber laut Spielraumleitplanung der Stadt in Haarzopf hoher und in Fulerum sogar sehr hoher Handlungsbedarf“, sagt der örtliche SPD-Ratsherr Philipp Rosenau. In Fulerum gebe es drei Spielplätze, von denen zwei in einem schlechten Zustand seien. „Leider gibt es keinen Automatismus, dass ein abgebautes Spielgerät ersetzt wird, dabei wäre das sehr wünschenswert“, so die SPD-Ratsfrau und städtische Kinderbeauftragte Julia Jankovic.

Ratsherr wünscht sich einen Etat für Ersatzgeräte

Dass die Bezirksvertretung Mittel zur Verfügung stellen könnte, hält Rosenau für keine Option: „Der BV-Etat ist sehr begrenzt, da kann man nicht ohne Weiteres eine größere Summe für ein Spielgerät ausgeben. Das ist schon Sache der Kommune.“ Er wünscht sich, dass für solche Fälle bei der Stadt ein Etat für Ersatzgeräte zur Verfügung stehe.

Jankovic und Rosenau sprechen sich dafür aus, lieber den gut angenommenen Spielplatz an der Oberscheidtstraße wieder aufzuwerten, statt den in der Nähe gelegenen Spielplatz Auf der Heide einer Generalsanierung zu unterziehen. Das ist laut Spielraumleitplanung 2024 für über 100.000 Euro vorgesehen. Dieser Spielplatz liege recht versteckt, er sei erst beim Bau der Häuser an der Fulerumer Straße vor einigen Jahren neu angelegt worden. „Da sollte man schon nach den Bedürfnissen vor Ort gehen“, findet Julia Jankovic. Ein bescheidener Wunsch wie eine Rutsche müsse erfüllbar sein.

Die Kinder vermissen die Rutsche und das Karussell

Yvonne Krebs-Habermann betreibt die Kindertagespflege Sonnenstrahlen an der Fulerumer Straße gegenüber dem Haupteingang des Südwestfriedhofs. Auch sie ist „traurig und enttäuscht“, dass die Rutsche nicht ersetzt wird. Sie besuche den Spielplatz gern mit den fünf Kindern zwischen einem und dreieinhalb Jahren, die sie betreut. „Ohne die Rutsche, die auch die Kleinsten super war, hat der Spielplatz an Attraktivität verloren, obwohl er mit den großen Bäumen auch im Sommer perfekt war.“

Auch Marina Asseburg nutzt die Anlage mit ihren drei Kindern fast täglich. „Der Abbau der Rutsche ist keine Banalität. Die Kinder vermissen sie sehr, weil man sich dort auf vielfache Weise beschäftigen konnte. Ein Spielplatz ohne Rutsche ist wie eine Wohnung ohne Wasseranschluss.“

„Spielplätze werden für viel Geld saniert und mit großen Klettergeräten bestückt. Das geht an den Interessen der Kinder oft komplett vorbei“, findet Marina Asseburg. Sie will gemeinsam mit Spielplatzpatin Natalie Dahlhaus am 26. November ein Spielplatzfest organisieren – und dabei noch einmal auf das Problem aufmerksam machen.

Grün und Gruga macht keine Hoffnung auf eine zeitnahe Lösung

Bei Grün und Gruga macht man den Eltern keine Hoffnung auf eine zeitnahe Lösung. Laut Martin Gülpen führt der städtische Betrieb auf den Spielplätzen regelmäßige Kontrollen durch, um die Spielgeräte auf ihre Sicherheit zu überprüfen. „Treten bei solchen Kontrollen Mängel auf, muss oft unverzüglich gehandelt werden. Oftmals können die betroffenen Spielgeräte nicht mehr instandgesetzt werden. In diesem Fall ist es notwendig, diese kurzfristig abzusperren und zu demontieren“, so Gülpen.

Dies sei auch in diesem Fall erforderlich gewesen. Grundsätzlich dauere die Wiederbeschaffung von Spielgeräten aufgrund der vorgegebenen Ausschreibungs- und Vergabemodalitäten und der erheblichen Lieferfristen von mehreren Monaten sehr lange. Zudem gebe die Spielraumleitplanung der Stadt für die genannten Spielplätze einen mittleren Handlungsbedarf an. „Da Spielplätze mit einem hohen Handlungsbedarf eine höhere Priorität genießen und noch nicht alle bearbeitet worden sind, kann Grün und Gruga auf dem Spielplatz Oberscheidstraße kurzfristig leider nicht aktiv werden.“