Essen-Altenessen. Durch die Corona-Pandemie hat sich der Bewegungsmangel bei Kindern im Essener Norden verschärft. Wie ein Spielplatzprojekt dagegen vorgehet.
Die Bewegungsfreude bei den Kindern im Essener Norden ist weiterhin groß, merkt Katharina Althof vom Verein Integration durch Sport und Bildung. Seit April besucht sie dreimal im Monat zwischen 15 und 17 Uhr mit zwei Sportstudierenden der Universität Duisburg-Essen und zwei Mitarbeitern des Jugendamtes Spielplätze in Altenessen, Vogelheim und Karnap und lädt Kinder im Grundschulalter zu Bewegungsangeboten ein. Die Teilnahme an der „Sports Area“ ist kostenlos.
Der Bedarf sei an den Standorten sehr groß, sind sich Althoff und Pascal Klär, Stadtteilarbeiter des Jugendamtes in Altenessen einig. „Für uns ist es jetzt wichtig zu sehen, wo die Defizite bei den Kindern liegen“, sagt Althoff, die auch Mitarbeiterin am Sport- und Bewegungsinstitut der Universität Duisburg-Essen ist. „Bei vielen Kindern zeichnen sich coronabedingte Nachwehen ab“, erklärt Klär. Es werde beobachtet, dass beispielsweise motorische Abläufe nicht mehr so flüssig ablaufen, wie zuvor.
Kinder können auf Essener Spielplätzen mit Spielgeräten experimentieren
Die Sportstudierenden kommen mit einem Lastenrad auf die Spielplätze und stehen den Kindern bei Fragen zur Verfügung, spielen aber auch mit. Es gehe bei dem Projekt nicht darum etwas anzuleiten, sondern dass die Kinder selbstständig entdecken und ausprobieren können. „Das freie Spielen kommt bei den Kindern zu kurz“, betont Althoff. Das soll durch das Spielplatzprojekt geändert werden.
Auf dem Spielplatz an der Rahmstraße in Altenessen liegen zahlreiche Spielsachen. Von Springseilen über Jonglierteller bis hin zu Bällen und Badmintonschlägern. Die Kinder können sich aussuchen, welches Spielgerät sie nutzen wollen. „Wir merken, dass die Kinder oft auch zu den gleichen Sachen greifen“, sagt Althoff. Es sei nicht wichtig, ob die Kinder das Spielgerät richtig nutzen, sondern nur, dass sie ihre Freude an der Bewegung ausleben und experimentieren.
Die Organisatoren wollen ein vielfältiges Bewegungsangebot schaffen, was die Kinder zuhause oftmals wegen der fehlenden Materialien nicht bekommen. „Wir geben den Kindern und Eltern auch Inspirationen für zuhause mit“, sagt Klär.
Förderbedarf und Talente entdecken – Nachwehen von Corona sind spürbar
Defizite seien aber immer wieder zu beobachten. „Im Bereich des Rollens und Gleitens haben wir das sehr stark festgestellt“, sagt Althoff. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass viele Kinder zuvor noch nie auf einem Skateboard standen oder mit Inlineskatern gefahren sind. Das seien primäre Bewegungserfahrungen für die Gleichgewichts- und Orientierungsfähigkeit, die den Kindern fehlen würden, erklärt Althoff. Aber auch bei elementaren Fertigkeiten wie dem Werfen und Fangen hätten manche Kinder große Schwierigkeiten.
Es werde aber nicht nur beobachtet, wo Förderbedarf herrscht, sondern auch, wo besondere Talente sind. „Wir möchten auch schauen, was die Kinder besonders gut können“, sagt Althoff. In solchen Fällen werden auch Vereine empfohlen. „Wir möchten die Kinder in nachhaltige Strukturen bringen“, erklärt Klär. Deswegen sei es wichtig, Sportvereine an dem Projekt zu beteiligen.
Spielplatzprojekt baut Vorurteile gegenüber dem Jugendamt ab
Die nächsten Termine im Essener Norden
Das Spielplatzprojekt findet dreimal im Monat immer dienstags von 15 bis 17 Uhr an verschiedenen Spielplätzen im Essener Norden statt. Am ersten Dienstag im Monat kommen die Organisatoren auf den Spielplatz an der Rahmstraße in Altenessen. Dieser befindet sich direkt neben der Grundschule.
In Karnap können die Kinder am zweiten Dienstag im Monat auf dem Spielplatz im Meersternweg/ Mariengarten an dem Angebot teilnehmen. Eine Woche später wir in Vogelheim die Grünanlage im Stakenholt zur „Sport Area“. Wie oft das Angebot vor der Winterpause noch stattfinde, sei von der Wetterlage abhängig, erklärt Althoff.
Auch von den Eltern werde das Projekt dankend angenommen. Sie werden bewusst mit einbezogen und zum Mitspielen angeregt, um die Eltern-Kind-Beziehung zu stärken, erklärt Althoff. Neben dem gemeinsamen Spielen können die Eltern ihren Kindern auch von der Bank aus zusehen. „Wir schaffen den Eltern so auch eine Ruhephase“, ergänzt Klär.
Die Mitarbeiter des Jugendamtes merken, dass sie durch das Projekt eine positivere Außenwahrnehmung erzielen. Oft gebe es das Vorurteil, dass das Jugendamt nur in Krisenzeiten agiert. „Viele wissen gar nicht, dass wir auch im präventiven Bereich arbeiten“, sagt Klär.
Kombination aus Sport und Sozialarbeit bietet einen Mehrwert
Das Spielplatzprojekt sei ein Erfolg in den Essener Stadtteilen gewesen. „Alle Partner sind zufrieden mit dem Projekt“, sagt Klär. Zwar wolle das Jugendamt, der Verein für Integration durch Bildung und Sport und die Akademie für Bildung und Soziales das Projekt im kommenden Jahr weiterführen, zuvor werde es aber eine Winterpause geben.
Die Projektpartner seien eine Bereicherung, sagt Althoff. Durch die Beteiligung der Stadtteilarbeiter kommen weitere Facetten in das Projekt, die das Sportinstitut allein nicht hätte abdecken können. Althoff erklärt, dass die Kombination einen Mehrwert bietet: „Der Sport kann hier eine große Brücke bauen.“