Essen-Frohnhausen. Wo drei Häuser an der Frohnhauser Straße waren, klafft eine riesige Lücke. Über den Bauherrn ist nichts bekannt. Und die Abrissfirma schweigt.

Es ist ein Anblick, der im dicht bebauten Frohnhausen selten vorkommt. Drei Gebäude an der Frohnhauser Straße mit den Hausnummern 420, 422 und 424 sind in kürzester Zeit dem Erdboden gleichgemacht worden. Zwei Bagger haben sich Tag für Tag durch das Mauerwerk gefressen.

„Seit Mitte September sind wir hier im Einsatz“, sagt Bastian Goldschmidt. Er ist der zuständige Projektleiter und arbeitet beim Abbruchunternehmen „Polygonvatro“ aus Gelsenkirchen. Das Haus mit der ehemaligen Fleischerei Minga (Hausnummer 420), in dem sich vor Jahrzehnten eine Imbissstube befand, fiel dem Abriss ebenso zum Opfer wie die benachbarten Wohn- und Geschäftshäuser mit zwei beziehungsweise drei Etagen. Dort hatten früher unter anderem eine Änderungsschneiderei, ein Kampfsportverein, ein Blumenladen, eine Postfiliale und zuletzt ein Beerdigungsinstitut ihre Geschäftsräume.

Von der Rückseite der Wohnhäuser arbeitet sich der Bagger mit seiner Abbruchschere von oben nach unten. Dieses Bild entstand vor wenigen Wochen.
Von der Rückseite der Wohnhäuser arbeitet sich der Bagger mit seiner Abbruchschere von oben nach unten. Dieses Bild entstand vor wenigen Wochen. © elli

Zuerst hat das Abbruchunternehmen, wie Goldschmidt erklärt, die Gebäude vollständig entkernt. Mögliche Schadstoffe wurden teils mit Maschinen entfernt und letztlich fachgerecht entsorgt, wie zum Beispiel das Dachgebälk aus Holz. Dafür mussten spezielle Bagger anrücken. Die hydraulische Abbruchschere leistete ganze Arbeit. „Das Material wurde von oben nach unten abgetragen“, erklärt der Projektleiter. Von Etage zu Etage bis zum Erdgeschoss arbeitete sich der Bagger durch das Mauerwerk. Andere Stellen für den Abriss waren zu gefährlich. „Das Gebäude könnte zusammenbrechen“, so Bastian Goldschmidt.

Abbruch der Häuser an der Frohnhauser Straße ist Millimeterarbeit

Damit kein tonnenschweres Material unkontrolliert auf den Bürgersteig landete, wurden Trittplatten aus Metall ausgelegt. Während der eine Bagger mit dem Abriss beschäftigt war, hielt der zweite Bagger einen haushohen Sichtschutz vor die Fassade des abzureißenden Wohnhauses.

Der Abbruch erfolgte von der Frohnhauser Straße aus gesehen von rechts nach links. Beim Abriss des dritten Hauses war besondere Vorsicht geboten. Goldschmidt: „Wir mussten aufpassen, dass nicht das Nachbargebäude in Mitleidenschaft gezogen wird.“ In dieser Zeit musste der Baugeräteführer eine ruhige Hand am Hebel im Baggerhäuschen haben. Nur wenige Millimeter misst der Spalt zum Haus an der Frohnhauser Straße 426. Zurzeit müssen auf dem Areal Bewehrungsstahl und Stahlbeton noch voneinander getrennt werden. Anschließend steht die Entsorgung des Stahls und dessen Abtransport auf dem Plan.

Das letzte Wohnhaus fiel vor knapp einer Woche. Der Bagger mit der Abbruchschere leistete Millimeterarbeit. Denn das Nachbarhaus durfte nicht beschädigt werden.
Das letzte Wohnhaus fiel vor knapp einer Woche. Der Bagger mit der Abbruchschere leistete Millimeterarbeit. Denn das Nachbarhaus durfte nicht beschädigt werden. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

In den kommenden Tagen haben die großen Bagger dann endgültig Feierabend, dann übernimmt ein kleineres Modell die restlichen Aufgaben. Die einstigen Keller voll Bauschutt müssen freigeschaufelt werden, so dass ein riesiges Loch auf dem Gelände entsteht. Eine Brechanlage soll unterdessen das gesamte Gestein der drei Häuser in kieselgroße Steine zerkleinern. In einem letzten Schritt wird das Loch mit diesem Material verfüllt und die Fläche ebenerdig gemacht. Laut Projektleiter sollen die Abbruch- und Rückbauarbeiten bis Mitte November abgeschlossen sein.

Tonnenweise Steine der drei Häuser liegen zurzeit auf dem Gelände verteilt. In den nächsten Tagen werden sie mithilfe einer Brechanlage verkleinert.
Tonnenweise Steine der drei Häuser liegen zurzeit auf dem Gelände verteilt. In den nächsten Tagen werden sie mithilfe einer Brechanlage verkleinert. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die klaffende Lücke ist unterdessen ein Gesprächsthema im Stadtteil. Bei vielen stellt sich die Frage, was auf dem Gelände geplant ist. Bei der Frage, wer der Bauherr ist, hüllt sich das Abbruchunternehmen in Schweigen. Bekannt ist bisher nur, dass gebaut wird. „Ich kann bestätigen, dass auf dem Areal unter anderem eine fünfgruppige Kita entstehen wird“, erklärte „step Kids Kita gGmbh“. Zu mehr äußerte sich der Träger nicht.