Essen. 140 Ukrainer haben Essener Helfer mit nach Deutschland gebracht. Keiner der Flüchtlinge brauche einen Platz in einer städtischen Unterkunft.
140 Menschen aus der Ukraine sind mit dem Konvoi aus Haarzopf nach Deutschland gekommen. „Und keiner musste in einer städtischen Einrichtung untergebracht werden“, betont Essens CDU-Chef Matthias Hauer, der den Hilfstransport nach Lwiw (Lemberg) begleitet hatte. Die Truppe, die am Freitag (25.3.) gestartet war, kehrte am Sonntag (27.3.) wohlbehalten nach Haarzopf zurück.
Einige der Flüchtlinge seien nun in anderen Städten, etwa weil sie da Verwandte oder Freunde haben. Essens Sozialdezernent Peter Renzel hatte kürzlich die Sorge geäußert, die von Ehrenamtlichen ins Land gebrachten Flüchtlinge könnten bald vor dem Amt für Soziales und Wohnen stehen und um Unterkunft bitten. Hauer sagt dagegen: „Viele sind hier in Familien vermittelt worden. Das hat alles Jasmin Bähre organisiert.“ Sie gehört zu dem Team, das schon den ersten Haarzopfer Hilfstransport auf die Beine gestellt hatte. Ihr Mann Matthias Bähre und Tarkan Yüzbasioglu vom Imbiss Melandis vervollständigen das Organisations-Trio. Die beiden Männer waren am Wochenende mit in der Ukraine – und viele andere mehr: „Wir sind mit zwei Dutzend Bullis und zwei Reisebussen gefahren“, sagt Hauer.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete hatte am Freitag noch seine Haushaltsrede gehalten, bevor er in Berlin zum Essener Konvoi stieß, der Babynahrung, Isomatten, Verbandszeug und Lebensmittel nach Lemberg brachte. Die Apothekergenossenschaft Noweda hatte auf Anfrage Hauers zudem Medikamente im Wert von 100.000 Euro bereitgestellt und auch für deren Transport gesorgt.
Als die Busse mit den Hilfsgütern am Samstag gegen 10 Uhr in Lemberg eintrafen, habe es ganz in der Nähe einen Angriff gegeben, erzählt Hauer. Der Lärm, die Rauchwolken, die spürbare Gefahr: „Da ist man sehr direkt damit konfrontiert, dass da Krieg herrscht.“
Politiker ist beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Essener
Bis gegen 21 Uhr brauchten die Ehrenamtlichen, um alle Fahrzeuge zu entladen und die freigewordenen Plätze an Flüchtlinge zu vergeben. Die Kontakte hatte man schon von Deutschland aus hergestellt; doch ein Teil der Menschen harrte bei der Ankunft der Essener in Schutzkellern aus. Allen Widrigkeiten zum Trotz saßen am Ende 140 Ukrainer – vor allem Frauen und Kinder – in den Bussen, als diese gegen Mitternacht endlich über die Grenze nach Polen fahren konnten.
Am späten Sonntagnachmittag war der Konvoi zurück in Essen. Selbst diejenigen, die nicht sofort zu ihren privaten Gastgebern ziehen konnten, würden keinen Platz in den bereits überlasteten städtischen Heimen in Anspruch nehmen, versichert Hauer: Ihnen habe Reinhard Wiesemann erstmal ein Bett in seinem Unperfekt-Hotel angeboten. Matthias Hauer hat heftige Eindrücke von der Tour mitgebracht und große Dankbarkeit: „Die Hilfsbereitschaft ist riesengroß: Es ist beeindruckend, was die Ehrenamtlichen im Moment leisten.“