Essen-Haarzopf/Fulerum. . Etwa 1000 Bürger folgten dem Aufruf der Bürgerinitiative „Haarzopf/Fulerum sagt nein“ und demonstrierten gegen die geplante Bebauung von Grünflächen.

  • Etwa 1000 Bürger demonstrieren gegen Bebauung von 15 Grünflächen
  • Aufruf der Bürgerinitiative „Haarzopf/Fulerum sagt nein“
  • Initiator: keine Fremdenfeindlichkeit. Es gehe ausschließlich um die Umwelt

Sie lassen sich weder vom Regen noch von Temperaturen um die zwei Grad abhalten: Etwa 1000 Bürger, unter ihnen viele Familien, sind am Samstagabend dem Aufruf der Bürgerinitiative „Haarzopf/Fulerum sagt nein“ gefolgt, um gegen die Bebauung von 15 Essener Grünflächen zu protestieren.

„Bagger weg vom Acker“ und „Stoppt Landfraß“ steht auf den Schildern, die aus der Menge, die sich vor dem Haus Erbach versammelt hat, emporragen. Angeführt von den Traktoren der ansässigen Landwirte setzt sich der Demonstrationszug in Richtung Tommesweg in Bewegung. Dass so viele Menschen, unter ihnen auch Aktive der Initiativen Fischlaken, Schuir, Leithe und Hexbachtal, gekommen sind, freut Mitinitiator und Sprecher Daniel Reinhardt, der, wie Umweltschützer und einige Lokalpolitiker von SPD, BAL und Linken, zu den Rednern auf der anschließenden Kundgebung gehört.

"Wir trauen dem Braten nicht"

„Wir wollen ein deutliches Zeichen Richtung Stadt setzen. Das ist uns eindrucksvoll gelungen“, sagt er mit Blick auf die Demonstranten.

Zwar wurde registriert, dass die Stadt am Freitag hatte verlauten lassen, nicht alle bisher vorgesehen Flächen kämen noch infrage, „doch wir trauen dem Braten nicht“, so Reinhardt. So bleibe die Freifläche an der Hatzper Straße weiterhin im Gespräch, „und wir müssen auch damit rechnen, dass früher oder später die anderen Flächen, die größtenteils in Landschaftsschutzgebieten liegen, wieder auf den Tisch kommen“.

Frischluftschneisen

Seltsam findet es Reinhardt, dass die Stadt in dem Augenblick zurückrudert, als sich die einzelnen Bürgerinitiativen mehr und mehr zusammenschließen. „Wir lassen uns aber nicht auseinanderdividieren, der Protest geht weiter“, ruft Reinhardt der Menge zu.

Es gehe ihnen dabei ausschließlich um die Umwelt, „denn wir brauchen diese Flächen als Frischluftschneisen“, sagt Reinhardt, der sich keine Fremdenfeindlichkeit unterstellen lassen möchte. „Wir haben nichts gegen Flüchtlinge, im Gegenteil: Viele Haarzopfer sind aktiv in der Flüchtlingshilfe“, sagt auch Dietmar Matzke. Seit Jahrzehnten ist der Haarzopfer in seinem Stadtteil aktiv, kämpft für den Erhalt der Grünflächen. „Noch im vergangenen Jahr sollten diese Flächen Gewerbegebiete werden, dagegen haben wir uns erfolgreich gewehrt. Jetzt benutzt die Stadt die Flüchtlingsproblematik, um hinten rum an die begehrten Grundstücke zu kommen“, ist er überzeugt. „Wir geben keinen Quadratmeter her“, lautet seine Kampfansage.

Initiative will sich rechtlich beraten lassen

„Ich liebe meinen Stadtteil, weil man hier noch durchatmen kann“, sagt Demonstrantin Helen Wolff. Die Bebauung wäre ihrer Ansicht nach eine Katastrophe für Haarzopf, „deswegen müssen wir uns wehren“. Wehren will sich auch Dieter Heimann: .„Ich habe gehört, auf die Flächen sollen mehrstöckige Sozialbauten kommen. Das geht gar nicht“, sagt er. Und auch Gerhard Klaes, der seit 62 Jahren in Haarzopf lebt, will kein Stück Grün freiwillig hergeben.

„Wir planen weitere Gesamtaktionen, werden uns aber auch rechtlich beraten lassen und dann eventuell ein Bürgerbegehren vorbereiten“, skizziert Daniel Reinhardt die nächsten Schritte. Der Gegenwind, das zeigt die Demonstration eindrücklich, wird deutlich stärker.