Essen-Haarzopf. Hans Zilles hat vor knapp 20 Jahren den Bürgerbusverein mit ins Leben gerufen. Ende Oktober wird er offiziell als Vorsitzender verabschiedet.
- Seit fast 20 Jahren fährt der Bürgerbus zwischen Haarzopf und Rüttenscheid.
- Initiiert wurde der Bürgerbusverein vom langjährigen Vorsitzenden Hans Zilles.
- Jetzt wird er offiziell aus dem Amt verabschiedet.
Er geht mit zwei lachenden Augen: Hans Zilles (87), Initiator und 19 Jahre lang Vorsitzender des Bürgerbusvereins Haarzopf-Margarethenhöhe-Rüttenscheid, hat sein Amt zur Verfügung gestellt und wird beim Fest für die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer am 27. Oktober offiziell verabschiedet. Warum er zufrieden zurückblickt.
„Wir haben mit dem Bürgerbus ein Angebot geschaffen, das gut angenommen wird“, sagt Hans Zilles, der die Verantwortung inzwischen in die Hände der neuen Vorsitzenden Adelheid Harms-Prions und des Geschäftsführers Rüdiger Goebel gelegt hat. Aktuell hat der Verein rund 70 Mitglieder und 33 ehrenamtliche Fahrer. „Es könnten mehr Frauen sein“, findet Zilles. Die Zahl der Fahrerinnen schwanke zwischen einer und sieben.
Langjähriger Vorsitzender des Bürgerbusvereins Essen-Haarzopf ist jetzt einfaches Mitglied
Vorstandsaufgaben will Hans Zilles nicht mehr übernehmen, Ratschläge nur geben, wenn er gefragt wird. Vereinsmitglied im Bürgerbusverein und Nutzer des Gefährts bleibt er aber weiter. „Wenn ich Umzüge meiner Söhne oder die Abfuhr von Gartenabfällen zu erledigen habe, miete ich mir dafür eines der beiden kleineren Fahrzeuge, die dem Verein gehören“, sagt Zilles. Die Vermietung der beiden Transporter, die sich über Werbung finanzieren, inklusive Fahrer, sei für den Bürgerbusverein eine lohnende Nebeneinnahme – ganz gleich, ob Seniorinnen ins Café oder Kita-, Schulgruppen oder Kegelvereine zum Ausflug gefahren werden wollen.
„Die eigentliche Idee, einen Bürgerbus von Haarzopf und der Margarethenhöhe bis zum Alfried-Krupp-Krankenhaus fahren zu lassen, ist 2003 entstanden – bei einem Treffen des Kettwiger Bürgerbusvereins, der schon früher gestartet war. „Damals hatte die Essener Verkehrs AG, heute Ruhrbahn, die Linie D 97 wieder eingestellt, die während der Sanierung der Wienenbuschbrücke bis zum Krupp-Krankenhaus gefahren und bei den Bürgern gut angekommen war“, so Zilles. Die Evag habe die Linie nach der Fertigstellung der Brücke aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiterführen wollen, was zum Protest der Bürger führte.
„So haben wir am 27. September 2003 den Bürgerbusverein gegründet, um ein Angebot auf dieser Strecke zu schaffen“, so Zilles. Bis zum Start des Busses am 15. August 2005 dauerte es dann noch fast zwei Jahre. Neben den bürokratischen Hürden, die in den Verhandlungen mit Stadt und Evag zu nehmen waren, mussten Fahrerschaft, Werbepartner und Fahrpläne organisiert und die Fördermittel vom Land beantragt werden. Aktuell sind vier Busse, darunter das seit dem Frühling barrierefreie Hauptfahrzeug, auf der Strecke, so dass jederzeit ein Ersatzfahrzeug bereitstehe, wenn Reparaturen oder Tüv anstünden.
Neue Fahrer sind willkommen
Einmal im Monat gibt es ein Fahrertreffen zum Austausch, einmal jährlich ein Fahrerfest, zu dem die Ehrenamtlichen und ihre Partner eingeladen werden.
Wer sich für die Mitarbeit beim Bürgerbusverein interessiert, kann sich an Geschäftsführer Rüdiger Goebel wenden: 0172 270 26 23, 0201 319 70 66 oder per E-Mail: rogerdoubletrust@aol.com .
Anfangs seien vorwiegend ältere Frauen mitgefahren, deren Männer nicht mehr Auto fahren wollten oder konnten, die im Krupp-Krankenhaus behandelt wurden oder dort Therapien bekamen. „Inzwischen ist die Frauengeneration nachgewachsenen, die auch selbst fährt“, hat Zilles beobachtet. Immer noch nutzen vorwiegend ältere Menschen, oft Messebesucher und manchmal Schüler den Bürgerbus. Nach der Corona-Phase mit drei Monaten Fahrpause laufe jetzt wieder der Normalbetrieb.
Die Fahrgastzahl liegt bei gut 1000 pro Monat
„Ein absolutes Hoch hatten wir 2010 mit 2200 Fahrgästen im Monat, jetzt haben sich die Fahrgastzahlen bei gut 1000 im Monat eingependelt, damit können wir zufrieden sein“, sagt Zilles, der sich besonders gern an die vielen menschlichen Begegnungen im Laufe der knapp 20 Jahre erinnert. „Bei uns gilt nicht: den Fahrer während der Fahrt nicht ansprechen. Bei uns wird schon mal geplaudert und Klatsch ausgetauscht oder man erfährt, wer Hilfe braucht“, sagt er.
Zilles Vorliebe für Verkehrsmittel entstand schon in der Jugend. „Eigentlich komme ich aus einer Bergbaufamilie, aber mein Vater hat später im Stahlbereich gearbeitet und hatte da auch mit Eisenbahnen und Straßenbahnen zu tun, was mich immer fasziniert hat.“ Seit 1951 lebt der gebürtige Düsseldorfer in Essen.
Sein Stadtteil Haarzopf liegt Zilles nach wie vor sehr am Herzen. Sein Engagement ist vielfältig: Er war 1975 Gründungsmitglied des örtlichen Bürgervereins, setzt sich bis heute für den Nachwuchs im Handballkreis ein, organisiert Mini-Turniere und trainiert beim SuS Haarzopf die Handball-E-Jugend. „Ich habe dort den Mädchenhandball ins Leben gerufen“, blickt er zurück. Auch beruflich verfährt Zilles nach dem Motto „langsam ausschleichen“: Der Jurist tritt seit 2005 beruflich kürzer, hat aber noch eine „Restkanzlei“ für besondere Fälle zu Hause.
Ehrenamtliche Fahrer werden weiterhin gesucht
Ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer sind beim Bürgerbusverein weiterhin willkommen. Wie oft man fahren will, entscheidet jeder selbst und trägt sich entsprechend in den von Fahrdienstleiter Rainer Stock verwalteten Onlineplan ein.
Bei allen positiven Erinnerungen: Eines ärgert Hans Zilles aber doch ein bisschen: dass aus der geplanten Verlängerung der Bürgerbuslinie über die Eststraße bis zum Schuirweg wegen Anwohnerprotesten bisher nichts geworden ist. „Ich bin mir sicher, dass es dort genug Leute gibt, die gern mitfahren würden, zum Beispiel Kleingärtner oder Menschen, die die Hofläden an der Strecke besuchen wollen. In meinen Kopf jedenfalls fährt der Bus dort schon.“