Essen. Der Kinderbesuchsdienst an der Uniklinik Essen hat sechs neue Ehrenamtliche. Gemeldet hatten sich 500, die Frühchen Nestwärme geben wollten.
Der Aufruf im Frühjahr 2022 hat zahllose Menschen berührt und eine für den Kinderschutzbund Essen überwältigende Resonanz ausgelöst: „Wer will mit Frühchen kuscheln und ihnen Nestwärme geben?“, hatten wir gefragt und über 500 Interessierte meldeten sich. Nun ist der Kinderkrankenhausbesuchsdienst, der die Ehrenamtlichen gesucht hatte, längst wieder komplett und hat sich zum ersten Austausch in großer Runde getroffen.
Tatsächlich konnten nur sechs Ehrenamtliche neu in das Team aufgenommen werden: „Nun sind 13 Frauen im ehrenamtlichen Betreuungs- und Kuscheleinsatz auf der Säuglings- und Kinderstation“, vermeldet der Kinderschutzbund, der den Besuchsdienst an der Uniklinik Essen seit 40 Jahren organisiert. Die Ehrenamtlichen kümmern sich nicht nur um Babys, sondern auch um Klein- und Schulkinder. Sie lesen ihnen vor, basteln, spielen oder singen mit ihnen.
„Der Krankenhausbesuchsdienst trägt dazu bei, Eltern und Kindern in einer oft schwierigen Phase der Erkrankung eines Kindes beizustehen, die Eltern zu entlasten und die Kinder vom Krankenhausalltag abzulenken“, sagt Fachbereichsleiterin Heike Pöppinghaus. Es gebe viele Gründe, warum Mütter und Väter ihre Kinder nicht oder selten besuchten: Manche Eltern lebten nicht in Essen und hätten eine weite Anreise. Einige Familien seien kinderreich und müssten sich um die Geschwister des kranken Kindes kümmern. In anderen Fällen sei die Mutter erkrankt oder verstorben.
Essener Ehrenamtliche schenken den Babys Nestwärme
Weil die kleinen Patienten Trost und Abwechslung brauchen, springen die Ehrenamtlichen ein. Auch die Frühchen brauchten nicht allein Spitzenmedizin, sondern Zuwendung und Körperwärme. Doch manche von ihnen werden nie von Mama oder Papa besucht. „Dann melden sich die Krankenschwestern bei uns und wir kommen zum Kuscheln“, erklärt Inken Ostermann, die den Besuchsdienst koordiniert.
Man brauche für die Aufgabe nur gesunden Menschenverstand und Zutrauen im Umgang mit den zarten Frühgeborenen, die verkabelt und von Monitoren bewacht sind. Und: „Die Freude, einem Kind ein bisschen Liebe zu geben.“ Ostermann hat Kinder gesehen, die zwei Jahre lang dem Tod näher waren als dem Leben – und am Ende gesund nach Hause entlassen werden konnten. In den mehr als sieben Jahren habe sie jedoch auch Säuglinge erlebt, die es nicht schafften.
Jeder kleine Patient wird täglich besucht
Die Schicksale der Kleinsten und ihrer Familien standen beim ersten Treffen des neu zusammengesetzten Kinderkrankenhausbesuchsdiensts im Mittelpunkt: Die Frauen tauschten sich über ihre Erfahrungen aus, Teamkoordinatorin Inken Ostermann dankte ihnen für ihren Einsatz: „Wir können nun dank des Zuwachses an ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen wieder gewährleisten, dass jeder Säugling und jedes Kind, das zusätzliche Betreuung benötigt, täglich von uns besucht wird.“
Dass man den meisten der 500 Kandidatinnen habe absagen müssen, bedauert Heike Pöppinghaus vom Kinderschutzbund: „Es haben sich so viele großartige Menschen gemeldet.“ Immerhin habe man einige für die Lernhäuser gewinnen können, wo sie Schulkindern bei Aufgaben und Alltagsproblemen helfen.
Der Kinderschutzbund hat viele Einsatzmöglichkeiten für Ehrenamtliche: von der Spielplatzpatenschaft bis zur Mitarbeit im Kinderkleiderladen. Interessenten melden sich unter 0201-20 20 12. Infos auf: www.dksb-essen.de