Essen-Altenessen. Mit dem „Trassentreff am grünen Wagen“ hat sich Familie Alper einen Traum erfüllt. Wie das Angebot im Essener Norden wachsen soll.
Aynur Alper ist stolz auf ihren „Grünen Wagen“: Seit August hat die 47-Jährige ein eigenes Geschäft. Sie verkauft Kaffee, Bier und Limonade an der Emscher-Trasse und „alles, was das Herz eines durstigen Radfahrers oder Spaziergängers begehrt.“ Ihre Waren hält sie an Bord eines knallgrünen Mercedes-Transporters bereit. Früher wurden in dem Sprinter Hähnchen gegrillt. Auf einer Wiese an der Bahntrasse, die den Essener Norden mit Gelsenkirchen und Bochum verbindet, hat der Verkaufswagen seit dem Sommer einen neuen Platz gefunden.
„Viele Radfahrer und Spaziergänger sind sehr froh, dass wir hier stehen“, erzählt Esad Alper. Als ältester Sohn unterstützt er seine Mutter bei der Arbeit im mobilen Café. „Unser grüner Wagen ist ein Familiending“, betont Aynur Alper. Auch Emir, ihr Jüngster, helfe gern mit. „Beide Jungs studieren Betriebswirtschaft. Hier können sie zeigen, was sie gelernt haben“. Familienvater Ertan Alper arbeitet bei der Essener Berufsfeuerwehr. Viele Jahre war er zuvor unter Tage auf Zeche Hugo als Schlosser tätig. Die Familie berät er nun in technischen Dingen.
Treff für Radfahrer am Emscher-Radweg im Essener Norden
Von ihrem „Trassentreff am grünen Wagen“ haben die Alpers seit 2020 geträumt. Dass die Pläne nicht schon eher umgesetzt werden konnten, lag nicht nur an Corona. „Wir mussten einige Genehmigungen bei Behörden einholen, um das mobile Café hier eröffnen zu dürfen“, erklärt Esad Alper. Allen voran ist der Regionalverband Ruhr (RVR) für das Gelände an der Emscher zuständig. Die alten Bahntrassen – einst Lebensadern der Produktivität im Ruhrgebiet – wurden vom RVR in Rad- und Wanderwege ausgebaut. So auch der Emscher-Radweg, der am renaturierten Fluss entlang führt. Wegen ihrer geringen Steigungen, ihrer Lage abseits von Straßen und dem weitgehend kreuzungsfreien Verlauf sind die Trassen beliebt, nicht nur für Ausflüge an Wochenenden.
„Auf einmal ging dann doch alles schnell“, erinnert sich Aynur Alper. Die Familie erhielt Anfang August die Erlaubnis, den grünen Wagen tagsüber auf der Wiese am Markierungspunkt 61 aufstellen zu dürfen. Der grüne Transporter gefiel ihnen auf Anhieb. „Den haben wir gleich gekauft.“ Bei gutem Wetter stehen sie meist von 10 bis etwa 19 Uhr an der Trasse. „Im Sommer hatten wir auch länger geöffnet.“
Schnell habe es sich herumgesprochen, dass man am Radweg jetzt Getränke kaufen kann. Dementsprechend groß sei die Nachfrage. Ein Becher heißer Kaffee ist am grünen Wagen für 1,50 Euro zu haben, das Nulldreier Stauder gibt es für 2,50 Euro, ebenso die Fassbrause. Mit derzeit einem Euro sind die kleine Flasche Wasser inklusive Pfand oder das Päckchen „Durstlöscher“-Eistee die günstigste Wahl.
Dass es kaum Schatten am Trassentreff gibt, sei an den heißen Tagen ein Problem gewesen. „Manche Gäste haben sich unter die Bäume am Weg gestellt, aber ein paar Sonnenschirme wären angenehm auf der Wiese“, meint Esad Alper – an einigen solcher Stellschrauben will die Familie für die nächste Saison noch drehen. Mit ihrem Standort in der Nähe der Schurenbachhalde, von der man aus 86 Metern Höhe beste Revieraussichten hat und der Touristen und Einheimische anzieht, ist die Familie in jedem Fall sehr zufrieden.
Angebot des mobilen Cafés soll im Frühjahr und Sommer 2023 wachsen
Die Alpers hoffen auf eine gute und lange Saison in 2023. Gleich im Mai wollen sie am grünen Wagen mit dem Verkauf starten, sofern es die Witterung zulässt, und wieder kalte und heiße Getränke anbieten. Am liebsten hätten sie mehr Tische für die Gäste. Und noch weitere Neuheiten haben Aynur, Esad und Emir in Planung: Sie wollen Strom aus Solarzellen auf dem Dach des Transporters gewinnen, um energietechnisch autark zu sein. „Bisher haben wir nachts die Bordbatterie zuhause aufgeladen, um tagsüber die Kühltheke zu betreiben“, so Aynur Alper.
Liebend gern würde sie kommenden Jahr auch Eis am Stiel verkaufen. „Viele Gäste wünschen sich das.“ Und Snacks wie Brötchen, Würstchen oder Frikadellen möchte die gelernte Röntgenassistentin ins Angebot aufnehmen. Auch ein Toilettenhäuschen und Fahrradständer würde das Team vom grünen Wagen gerne aufstellen.
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Eine gute Nachricht erhielt die Familie vor kurzem vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub. „Der ADFC will unseren grünen Wagen als Café an der Trasse in seine Streckeninformationen aufnehmen.“ Dann können Radfahrer die gemütliche Kaffeepause an der Emscher oder das Bierchen am Feierabend vorher einplanen. Am 15. Oktober 2022 ist die Saison am Trassentreff aber erst einmal beendet.
- Auf Instagram und Facebook wollen die Alpers über Wochenend-Aktionen ihres Treffpunkts an der Fahrradtrasse informieren.
- Der Instagram-Account ist unter @dergruenewagen zu finden, die Facebook-Seite heißt Dergruenewagen