Essen-Bredeney. Nach zwei Jahren Coronapause können Familien am 9. Oktober wieder Kastanien bringen. Solche Aktionen sind für den Förderverein Heissiwald wichtig.
- Nach zwei Coronajahren gibt es wieder eine Familienaktion im Heissiwald.
- Kinder können Kastanien und Eicheln abgeben.
- Der Förderverein stellt sich dabei vor.
Nach zweijähriger Coronapause lädt der Förderverein Wildgatter Heissiwald in Essen-Bredeney wieder zu einer Aktion für Familien ein. Am Sonntag, 9. Oktober, 10 bis 12 Uhr, können Kinder ihre gesammelten Kastanien und Eicheln am Gehege abgeben. Warum solche Aktionen für den Verein wichtig sind.
Das Wildgehege ist beliebter Anlaufpunkt für Familien. Rund 40.000 Besucher kommen jedes Jahr, um die Tiere auf dem sechs Hektar großen Gelände zu beobachten, darunter viele Schulklassen. Einen besonders guten Ausblick hat man von den vier Plattformen, die rund um das Gelände platziert sind. Eine davon ist allerdings derzeit defekt. In der Coronazeit, als viele andere Freizeitmöglichkeiten wegfielen, kamen deutlich mehr Besucher – was mehr Müll rund ums Gatter zur Folge hatte. Auch Wanderer, die auf dem Baldeneysteig unterwegs sind, passieren das Gehege.
Der Förderverein war vor 28 Jahren gegründet worden, um das Wildgehege, das es inzwischen 58 Jahre gibt, zu erhalten. Die Stadt wollte es damals aus Kostengründen aufgeben. „Anfangs hat sich die ehemalige und inzwischen verstorbene Bundesfamilienministerin Antje Huber sehr engagiert, so dass viele Sponsoren gefunden werden konnten“, erläutert der langjährige Vereinsvorsitzende Hans-Peter Huch, der vor einem Jahr sein Amt an die Rechtsanwältin und CDU-Ratsfrau Martina Schürmann abgeben hat. „Für mich ist es die erste Herbstaktion“, sagt die neue Vorsitzende. Auf die Familien warten Spiele, Urkunden, Verpflegung, ein Quiz und ein Besuch der rollenden Waldschule.
Der Förderverein für das Wildgatter im Essener Heissiwald möchte bekannter werden
Aktionen wie der herbstliche Kastanientag und das Ostereiersuchen im Frühjahr, das ebenfalls zweimal wegen Corona ausfallen musste, seien wichtig, um Werbung für den Verein zu machen und das Wildgatter bekannter zu machen – auch um neue Mitglieder und Sponsoren zu gewinnen. „Der Verein hat rund 300 Mitglieder, aber mit den Beiträgen sind die Kosten nicht zu decken“, erklärt der Förster und zweite Vorsitzende Armin Wuttke.
In der Regel würden an die 40 Zentner Waldfrüchte abgegeben, die für die Tiere als Beifutter ins Gehege gekippt werden. Kastanien und Eicheln können aber auch zu jeder anderen Zeit in die Tonnen vor dem Eingang des Geheges geschüttet werden. „Bisher hatten wir immer so viel Zusatzfutter, dass wir einen Teil an ein privates Gehege in Essen abgeben konnten“, erklärt der Förster.
Im vergangenen Jahr habe der Verein Einnahmen von rund 40.000 Euro und Ausgaben von rund 45.000 Euro gehabt, so die Vorsitzende Martina Schürmann. Den fehlenden Betrag habe man aus Rücklagen finanziert. „Das ist natürlich problematisch, wenn dann zum Beispiel nicht geplante größere Ausgaben wie Reparaturen am Zaun auf uns zukommen“, so Schürmann. Personalkosten seien bisher der größte Posten gewesen. „Jetzt ist unser langjähriger Tierpfleger in Rente gegangen und die Stelle wird nicht neu besetzt. Das spart Geld“, so Wuttke.
Der Verein plant weitere Projekte für die Zukunft
Künftig will der Verein eine Schautafel für das Insektenhotel auf der Wiese vor dem Gehege anschaffen. Auch ein zusätzliches Futterhaus für die Wildschweine ist in Planung, ebenso die Reparatur des defekten Podests. Die Homepage des Vereins soll mit Hilfe von jüngeren Mitgliedern neu gestaltet werden.
Deshalb sei man auf Spenden angewiesen. „Wir suchen aber auch Ehrenamtliche, die bereit sind, zum Beispiel regelmäßig beim Füttern der Tiere zu helfen“, sagt Martina Schürmann. Derzeit ist dabei wegen der Brunftzeit besondere Vorsicht angesagt. Die beiden Mitarbeiter Michael Schröder und Thomas Homski gehen deshalb nur zu zweit ins Gehege. „1964 ist ein Pilzsammler zu Tode gekommen, der sich ins Gatter gewagt hatte“, erzählt Wuttke.
Die beiden Mitarbeiter, die in der Woche täglich sechs Stunden für den Verein im Einsatz sind, holen morgens das Futter für das Rot- und Damwild, die Mufflons und Wildschweine am Großmarkt und bei einem Gemüsegroßhändler in Mülheim. „Übrig gebliebene Lebensmittel werden natürlich erst den Tafeln angeboten, der Rest geht dann ans Tiergehege“, betont Wuttke.
„Es heißt ja, Schweine fressen alles. Unsere aber nicht“, sagt Michael Schröder und lacht. Die Vorlieben der Tiere wechselten mit jeder Generation. „Die aktuellen mögen keine Äpfel und keine Möhren, höchstens das Grün der Möhren, dafür umso lieber Eier mit Schale und Zwieback“, so Schröder. Auch Pflaumen und Pfirsiche kämen gut an, ebenso Rucola. Alte Brötchen gebe es von der Jugendherberge Werden. Das Rot- und Damwild freue sich auch über Schlangengurken, Melonen und andere Leckereien.
Der Bestand der Tiere wird immer gleich gehalten
Der Bestand der Tiere wird immer gleich gehalten. „Wir starten im Frühjahr immer mit sechs Tieren pro Art“, so der Förster. Im Winter werde der Bestand dann wieder reduziert, das heißt, die überzähligen Tiere werden geschossen und zum Beispiel an Restaurants zum Verzehr weitergegeben. Im vergangenen Jahr habe es das Problem gegeben, dass Frischlinge erst im August statt im Frühjahr geboren wurden und im Winter noch zu klein zum Verzehr waren. Diese wären inzwischen geschlechtsreif und es bestehe die Gefahr der unkontrollierten Vermehrung, was man zu verhindern versuche.
Dass die Tiere verzehrt werden, ist für die Vorsitzende Martina Schürmann kein Problem. „Ich komme vom Land.“ Das sei aber auch der Grund, warum sie sich für das Ehrenamt entschieden habe, das ihr viel Freude mache.