Essen-Bredeney. Vier Mitarbeiter betreuen das Wildgehege im Heissiwald. Der Förderverein blickt besorgt auf die finanzielle Lage, wenn Hilfe vom Bund ausläuft.
Das Gehege mit Dam- und Rotwild, Mufflons und Wildschweinen im Heissiwald in Essen-Bredeney ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. Doch dort fällt auch eine Menge Arbeit an: Die Tiere und ihr Gehege müssen betreut werden. Dafür hat der Förderverein Wildgatter Heissiwald vier Mitarbeiter eingestellt. Derzeit läuft es gut, doch möglicherweise stehen bei der Finanzierung in absehbarer Zeit Probleme an.
Rund um das Wildgatter im Heissiwald fällt so viel Arbeit an, dass Ehrenamtliche allein sie nicht stemmen können. Hauptamtliche Kräfte müssen sich um Tiere und Gehege kümmern – und die Mitarbeiter müssen bezahlt werden. Der Verein Wildgatter Heissiwald hat für seine Aktionen aber nur die Beiträge der rund 300 Mitglieder und Spendengelder zur Verfügung.
„Davon können wir keine vier Stellen finanzieren“, erklärt der Vereinsvorsitzende Hans-Peter Huch, der sich bei der nächsten Jahreshauptversammlung im Herbst nicht mehr zur Wahl stellt. Deshalb sei man sehr froh, dass über das mehrjährige Bundesprogramm mit dem etwas sperrigen Namen „Lohnkostenzuschüsse zur Teilhabe am Arbeitsmarkt“ eine anteilige Finanzierung der Mitarbeiter gelungen sei.
Das Förderprogramm des Bundes läuft 2023 aus
Das 2018 gestartete Programm laufe allerdings 2023 aus. „Wir hoffen jetzt, dass die neue Bundesregierung, wie auch immer sie nach der Wahl aussehen wird, ein vergleichbares Programm auf die Beine stellt“, sagt Ulrich Lorch, ehemaliger Vorsitzender der Geschäftsführung der Essener Arbeit-Beschäftigungsgesellschaft (EABG) und beratendes Mitglied im Vorstand des Fördervereins Wildgatter Heissiwald.
Über das Förderprogramm sollen Langzeitarbeitslose wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. „Dafür gibt es bis zu fünf Jahre Zuschüsse zu den Lohnkosten. Die Zuschüsse werden allerdings im Laufe der Jahre geringer, so dass der Förderverein einen immer größeren Anteil an den Lohnkosten tragen muss, der bei etwa 20 bis 25 Prozent liegt“, so Lorch. Insgesamt gebe es für das Wildgatter vier Mitarbeiter, von denen einer komplett über den Verein finanziert werde, drei mit Hilfe des Bundesprogramms.
Die Mitarbeiter haben eine ganz unterschiedliche Vorbildung
Die Mitarbeiter kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen, sind Elektrotechniker, Hütten- und Stahlarbeiter, Altenpfleger, Industrie- und Kfz-Mechaniker. Im Heissiwald erledigen sie sechs Stunden am Tag Helfertätigkeiten. Sie kontrollieren und reparieren bei Bedarf den Zaun, holen nicht mehr verkäufliches Obst und Gemüse für die Tiere bei den Kooperationspartnern ab, füttern die Tiere, halten den Bereich um das Gehege und die nahe Schutzhütte sauber.
Zudem kümmern sie sich um die Holzskulpturen des Vereins im Umfeld des Geheges, um die Pflanzen und das Insektenhotel und gehen bei Bedarf dem Tierarzt zur Hand, erläutert Förster Armin Wuttke, zweiter Vorsitzender des Fördervereins. Auch bei den Oster- und Herbstaktionen, die zuletzt wegen Corona ausfallen mussten, helfen die Mitarbeiter. „Sie sind auch Ansprechpartner für die Besucher des Geheges und machen damit Öffentlichkeitsarbeit“, erklärt Armin Wuttke.
Erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Jobcenter
„Wenn Mitarbeiter benötigt werden, meldet der Verein Bedarf beim Jobcenter an. Dann werden in Kooperation mit Arbeit und Bildung Essen (ABEG) Helfer gesucht, die für die Tätigkeiten geeignet sind“, erläutert Ulrich Lorch. Oft hätten die Bewerber aber schon Qualifizierungsmaßnahmen hinter sich, so dass ihr Job im Wildgehege nicht mehr komplett fünf Jahre gefördert werden könne.
Krähen verteilen Unrat aus offenen Mülleimern
Die Schutzhütte unweit des Wildgeheges wurde durch Schreiner der Essener Arbeit Beschäftigungsgesellschaft (EABG) gebaut, die Bezirksvertretung IX unterstützte das Projekt finanziell.
Ein Problem sind laut Förster Armin Wuttke die offenen Mülleimer. Selbst wenn sie ordnungsgemäß befüllt würden, verteilten anschließend Krähen den Unrat in der Umgebung. Eine Lösung seien die allerdings recht teuren Mülleimer mit Deckel, von denen jetzt einer bestellt sei.
„Wir sind dem Jobcenter und der ABEG sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit, die Auswahl hat sehr gut funktioniert, wir haben wenig Fluktuation, die Mitarbeiter sind zuverlässig und motiviert“, so Lorch. Das sei keine Selbstverständlichkeit, denn Kräfte, die über das Programm vermittelt würden, seien auf dem Arbeitsmarkt oft schwer zu integrieren – wegen Überschuldung, fehlender Berufsausbildung oder psychischer Probleme. Nach Abschluss der Tätigkeit stelle der Förderverein eine Beurteilung aus. „Die Hoffnung ist natürlich, dass die Mitarbeiter dann einen dauerhaften Job finden“, sagt Lorch.