Essen-Steele. Müll, Dreck, weder Seife noch Papier: Erneut gibt es Kritik an den Toiletten am Steeler Markt. Warum sie eigentlich gar nicht öffentlich sind.
Ein Bummel über den Wochenmarkt, eine Verkostung hier, ein Plausch da – und plötzlich ist es vorbei mit dem entspannten Einkauf, denn die Blase drückt und es gibt keine öffentliche Toilette. Dieses Problem kennen auch viele Besucherinnen und Besucher des Wochenmarkts in Steele. Dort gibt es zwar eine Toilettenanlage, die an den Markttagen geöffnet ist. Ihr Zustand aber schreckt viele ab. Immer wieder gibt es Beschwerden über Schmutz, Müll und Vandalismus. Zudem ist sie offiziell nur zur Nutzung durch die Händlerinnen und Händler freigegeben.
So stand auch Claudia Schäfer am Markttag vor einem Problem. „Leider hat der Zustand der Toiletten sowohl bei mir als auch bei einer weiteren Benutzerin nur noch Ekel hervorgerufen“, berichtet sie. „Die Räume waren total zugequalmt, gebrauchte Zigaretten lagen im Waschbecken.“ Weil sie keine Wahl hatte, nutzte sie die Anlage. Und musste noch mehr Mängel feststellen: „Die Wände der von mir benutzten Toilette waren total verschmutzt. Es standen in der Toilettenkabine leere Schnapsflaschen herum. Es war weder Seife noch Desinfektionsmittel vorhanden.“
Seife und Papier fehlen in der Toiletten-Anlage in Essen-Steele
Am Test-Tag unserer Redaktion ist zwar kein Müll zu finden, aber auch kein Toilettenpapier, keine Handtücher, keine Seife und kein Abfalleimer. „Für einen zumutbaren Zustand müsste dringend eine Aufsichtsperson Dienst tun. Ich kenne es aus anderen Städten und Ländern, dass - besonders an Markttagen - eine saubere Anlage geboten wird“, so Schäfer. „Ich wäre dann auch gerne bereit, eine Gebühr zu bezahlen.“ In Bayern und Österreich habe sie zuletzt sowohl saubere als auch kostenfreie Toilettenanlagen vorgefunden.
Mit ihrer Kritik trifft Schäfer einen Nerv – Anzahl und Zustand der öffentlichen Toiletten sind bereits seit Jahren ein Diskussionsthema, die Stadtverwaltung arbeitet an einem Konzept für ein besseres Angebot an öffentlichen Toilettenanlagen in allen Stadtteilen. Ein Sachstandsbericht zeigt allerdings, wie groß die Herausforderung ist, Angebot und Betrieb wirtschaftlich darzustellen. 3657 Bürgerinnen und Bürger hatten sich zuvor an einer Online-Umfrage der Stadt beteiligt und 6500 Standorte genannt, an denen sie sich eine öffentliche Toilette wünschen. Wie das Angebot geschaffen werden kann, dazu hat die Stadtverwaltung verschiedene Strategien erarbeitet.
Erweiterung der Öffnungszeiten wird geprüft
Aktuell testet die Stadt Essen in mehreren Parks und Grünanlagen mithilfe von Dixi-Klos, wie das Angebot dort angenommen wird. Für die Wochenmärkte in Essen wird ein Bedarf an öffentlichen Toiletten ebenfalls gesehen, diesen hatte auch der Seniorenrat bereits mehrfach bekräftigt. Die städtische EVB (Essener Verwertungs- und Betriebs GmbH) prüft zudem eine Verlängerung der Öffnungszeiten von Toilettenanlagen auf Wochenmärkten. Sie sind in Regel nur zu Marktzeiten geöffnet, so wie in Steele. Ziel sei es auch, den ordnungsgemäßen Betrieb und die Reinigung der Anlagen zu sicherzustellen. Darüber gab es in Steele bereits mehrfach Beschwerden.
Tatsächlich handele es sich auf dem Steeler Markt offiziell auch nicht um eine öffentliche Toilette, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. Sie stehe den Markthändlerinnen und -händlern zur Verfügung. „Da die Toilettenanlage während eines Marktes stark frequentiert wird und durch die Nutzerinnen und Nutzer nicht immer abgeschlossen wird, kommt es vor, dass diese auch von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt wird“, teilt Pressereferentin Maike Papenfuß mit. Das ist der Stadtverwaltung also bewusst.
Für öffentliche Toiletten im Ortskern von Steele sieht die bisherige Strategie der Stadtverwaltung eine Ausweitung der „Netten Toilette“ vor – in erster Linie Gastronomiebetriebe sollen ihre WCs auch für diejenigen zur Verfügung stellen, die nicht zu den eigenen Gästen zählen. Sofern das Angebot in beteiligten Gastronomiebetrieben in puncto Lage, Öffnungszeiten, Barrierefreiheit und Wickelmöglichkeit passe, sei es aus Sicht der Stadtverwaltung nicht nur „die wirtschaftlichste, sondern auch die sauberste Lösung“, so Papenfuß. Die Betriebe könnten über diesen Weg zusätzliche Kundschaft gewinnen. Eine finale Version des Konzeptes für öffentliche Toiletten in der Stadt Essen soll zum Ende des Jahres vorliegen.