Essen. In Essen soll es mehr öffentliche Toiletten geben. Die Sanierung eines WCs in Borbeck käme die Stadt allerdings besonders teuer.

Stolze 331.000 Euro – so viel würde es die Stadt Essen nach Angaben der Verwaltung kosten, ließe sie die öffentlichen Toiletten nahe der Dubois-Arena am Schloss Borbeck instandsetzen. Die Schätzung stammt vom Februar 2019. Wahrscheinlich wäre es sogar noch teurer.

Das Beispiel zeigt: Das erklärte Ziel der Stadt, den Bürgerinnen und Bürgern ein attraktives Angebot an öffentlichen Toiletten zu machen, deren Betrieb auch wirtschaftlich ist, darf man durchaus ambitioniert nennen. Diesen Schluss legt ein Sachstandsbericht der Verwaltung für den Rat der Stadt nahe.

Der Seniorenrat der Stadt hatte das Thema mitangestoßen. Denn gerade ältere Menschen wünschten sich mehr Möglichkeiten, an öffentlichen Orten zur Toilette zu gehen. Erst vor wenigen Wochen hat die Stadt in mehreren Parks und Grünanlagen sogenannte Dixi-Klos aufgestellt. Bis Ende Oktober will die Verwaltung testen, ob dieses Angebot angenommen wird.

Vor allem Seniorinnen und Senioren wünschen sich mehr öffentliche Toiletten

Wo es keinen Wasseranschluss gebe und keinen Anschluss an die Kanalisation, sei dies zu begrüßen, sagt Susanne Asche, Vorsitzende des Seniorenrates. Andernorts seien Dixi-Klos indes keine Lösung. „Die Menschen wünschen sich öffentliche Toiletten, die dauerhaft sauber und sicher sind“, sagt Susanne Asche.

Mit Blick auf den vorliegenden Sachstandsbericht der Verwaltung ist die Vorsitzende des Seniorenrates deshalb nach eigenen Worten ein wenig enttäuscht. „Wir hätten uns gewünscht, dass mehr Schwung in die Sache kommt“, so die Vorsitzende der Seniorenvertretung.

Der Bedarf scheint jedenfalls gegeben. 3657 Bürgerinnen und Bürger hatten sich an einer Online-Umfrage der Stadt beteiligt und 6500 Standorte genannt, an denen sie sich eine öffentliche Toilette wünschen würden. Allen voran gilt dies für das Südviertel, für Rüttenscheid und für die Innenstadt, aber auch für Altenessen und den Baldeneysee.

Die Stadt Essen prüft den Abriss und Neubau von Toilettenhäuschen

Der Druck dürfte noch steigen, wenn Ende kommenden Jahres die Verträge der Stadt Essen mit der Firma Ströer Deutsche Städte Medien für den Betrieb von zehn öffentlichen Toilettenanlagen auslaufen. Die Übernahme von mindestens fünf Standorten sei aus Sicht der Stadt interessant, heißt es vonseiten der Verwaltung. Genannt werden die Toiletten am Frohnhauser Markt und am Gervinusplatz, am Katernberger Markt sowie am Marktplatz in Kray, am Germaniaplatz am S-Bahnhof Borbeck, der Zustand der Toiletten dort wird allerdings als desolat beschrieben. Auch Abriss und Neubau sollen geprüft werden. Welche Kosten auf die Stadt zukämen, steht noch nicht fest.

Die städtische EVB prüft zudem eine Verlängerung der Öffnungszeiten von fünf öffentlichen Toilettenanlagen auf Wochenmärkten, die in Regel nur zu Marktzeiten geöffnet sind. Gerade an solchen zentralen Orten wünschten sich viele Senioren, dass sie eine Toilette aufsuchen können, berichtet Susanne Asche.

Die Ruhrbahn hat zwei öffentliche Toiletten wieder in Betrieb genommen

In der Innenstadt hat die Ruhrbahn die Toiletten am Berliner Platz und an der Haltestelle Rathaus wieder in Betrieb genommen, nachdem diese über Monate geschlossen waren. Auf dem Kennedyplatz behilft man sich bis Ende des Jahres mit einem Toilettenwagen. Eine „Toilette für alle“ soll es in der Zentralbibliothek geben nach dem Umzug an die Porschekanzel.

Vor allem in Rüttenscheid setzt die Stadt wegen der dichten Kneipen- und Restaurantszene auf das Konzept „Nette Toilette“. Dort will man Gastronomen dafür gewinnen, ihre Toiletten nicht nur für Gäste zu öffnen.

Am Baldeneysee wird es beim Eisenbahnersportverein Kupferdreh nach dem Umbau des Vereinsgebäudes Hardenbergufer voraussichtlich ab Ende April kommenden Jahres öffentliche Toiletten geben, geplant werden solche auch am Busbahnhof Kupferdreh, an der Wendeschleife der Ruhrbahn nahe der Lanfermannfähre in Heisingen und mittelfristig auch in der neuen Tribüne am Regattahaus.

Pläne gibt es also genug. Der Seniorenrat drängt auf schnelle Lösungen, so Susanne Asche. Möglichst schon im nächsten Jahr. Dass die Stadt aber 331.000 Euro für die Toilette an der Dubois-Arena ausgeben könnte, scheint dann doch unwahrscheinlich. Eine Alternative werde bereits gesucht.