Essen-Borbeck. Vor der Neuverpachtung des Restaurants „Zur Münze“ steht eine aufwendige Sanierung an. Die Stadt erstellt aktuell eine Bestandsaufnahme.
Die Stadt sucht einen neuen Pächter für die Gastronomie im Schloss Borbeck. Doch dies ist in Zeiten der Pandemie alles andere als einfach. Bis ein neuer Wirt für das Restaurant „Zur Münze“ gefunden ist, dürfte noch einige Zeit vergehen. Zeit, die die Stadt nicht ungenutzt verstreichen lassen will.
Der kurze Nachricht an die Stammkunden im Schaukasten am historischen Wasserschloss Borbeck liest sich freundlich, aber auch unmissverständlich: „Mein Pachtvertrag läuft zum 31.12.2020 aus“, lässt Betreiberin Diana Haneke wissen. „Mein Team und ich bedanken uns herzlich für ihre Treue und wünschen einen guten Start ins Jahr 2021.“ Anfragen der Redaktion bei der Gastronomin, die auch das Dunkelrestaurant „Finster“ in Holsterhausen betreibt, blieben unbeantwortet. „Die Beendigung des Pachtverhältnisses ging vom Pächter aus“, sagt Stadtsprecherin Jacqueline Schröder. Genaue Gründe seien nicht bekannt.
Früher wurden im Schlosskeller Münzen geprägt
Wie dem auch sei: Seit Ende 2020 liegen die eindrucksvollen Kellergewölbe nun brach. Einst ließen die Fürstäbtissinnen dort Münzen prägen. Ein Umstand, dem das Restaurant seinen Namen verdankt. Seit Jahrzehnten schon gilt das denkmalgeschützte Borbecker Schloss als kultureller Mittelpunkt für Stadt und Region. Vereine, Verbände und Festgesellschaften feierten hier rauschende Feste. Im Traubereich und der Schlosskapelle wurde so mancher Bund fürs Leben geschlossen; all dies umsäumt vom 40 Hektar großen Schlosspark.
Nun herrscht Tristesse, wohin das Auge blickt. Die Sonnenschirme der Außengastronomie lassen traurig die Segel hängen. In den Räumen der Gastronomie verhüllen weiße Staublaken Tische und Bänke, nur manchmal blitzen vereinzelt schwere silbern funkelnde Sektkühler oder große Servierplatten darunter hervor. Im großen Saal wurden die Stühle sorgsam aufgestapelt. Die riesigen Lüster bleiben dunkel, Licht fällt nur durch die hohen Fenster, die einen Blick auf den Schlosssee gewähren.
Erste Bemühungen um einen neuen Pächter verliefen erfolglos
Bereits Ende des vergangenen Jahres hatte sich die Stadt um einen Nachfolger bemüht. Per Anzeige in dieser Zeitung. Stichtag 1. März 2021. Doch schon während des Bewerbungszeitraums wurde eine erste Bestandsaufnahme der Räumlichkeiten begonnen. Diese zeigte bereits zu Beginn, dass umfangreichere Sanierungs- und Renovierungsarbeiten anstehen, „so dass es gelegen kam, dass pandemiebedingt kein geeigneter Bewerber gefunden werden konnte“, wie Jacqueline Schröder sagt.
Aufgrund der hohen Anforderungen des Denkmalschutzes und der baulichen Besonderheiten des Wasserschlosses seien viele Arbeiten planungs- und zeitintensiv. Deshalb werde zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme aus baulicher und technischer Sicht am Objekt vorgenommen.
Bei den Mängeln bzw. erforderlichen Maßnahmen handelt es sich vor allem um altersbedingte Erneuerungen, die aufgrund aktueller gesetzlicher Verpflichtungen erforderlich werden, teilt die Stadt mit. „Die Vorgehensweise zur umfassenden Bestandsaufnahme wird aktuell abgestimmt“, konkretisiert Jacqueline Schröder. „Anschließend wird ein Zeitplan erarbeitet. Voraussichtlich kann im Sommer dazu mehr gesagt werden.“ Doch schon jetzt ist sicher, dass beispielsweise der Parkettboden im großen Saal komplett erneuert wird.
Borbecker Bürger- und Verkehrsverein wünscht sich Fassadenanstrich
Gudrun Asche, Vorsitzende des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins, hegt zudem noch einen weiteren Wunsch: „Die Verschmutzung der Fassade ruft schon lange nach einem Neuanstrich. Vielleicht könnte die Stadt dies in die anstehenden Renovierungsarbeiten mit einbeziehen. Dann wäre das Schlossensemble mit Haupthaus und neuem Wirtschaftsgebäude wieder komplett.“ Eine Arbeit, die jedoch nicht im Handstreich erledigt werden kann. Woher das Geld für die Sanierung kommt, steht noch nicht fest. Dies entscheide sich je nach der Größe der Maßnahme bzw. Höhe der Kosten, teilt die Stadt mit.
Die gute Nachricht hat Gudrun Asche für alle Nutzer des Kulturzentrums: Eine Entwarnung gibt es für alle Angebote in den oberen Etagen des Schlosses. Sie sind von den Renovierungsmaßnahmen nicht betroffen und stehen den Nutzern weiter offen.
Steht erst einmal der Zeitplan, soll die Pächtersuche noch einmal intensiviert werden, „was natürlich auch von planbaren Informationen über den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie abhängt“, so Jacqueline Schröder. Neben der allgemeinen Ausschreibung will die verantwortliche städtische Immobilienwirtschaft diverse Gastronomen persönlich ansprechen und auch über städtische Tochtergesellschaften weitere Kontakte nutzen, um einen neuen Betreiber möglichst schnell nach Ende der Sanierungsarbeiten präsentieren zu können.
Kooperation mit Kulturbereich gefragt
Schlosssaal bietet 240 Plätze
Die Schloss-Gastronomie „Zur Münze“ ist keine Location wie jede andere. Das Restaurant verfügt über vier Gasträume, einen Saal und eine Außenterrasse. Allein das Erd- und Untergeschoss haben über 572 Quadratmeter, hinzu kommen weitere 135 Quadratmeter Nebennutzflächen.Der große Saal bietet Platz für 240 Personen und wird durch zwei Gästezimmer mit 20 bzw. 40 Plätzen komplettiert. Hinzu kommen Büro- und Nebenräume.
Die Anforderungen liegen dabei auf der Hand, erklären sich allein durch den bislang praktizierten Betrieb des Hauses: „Wichtig sind ein gutes Gastronomiekonzept und eine gute Zusammenarbeit mit dem Kulturbereich“, sagt Jacqueline Schröder. Das Wasserschloss punkte vor allem durch sein gediegenes Ambiente. „Das schloss bislang auch die angebotene Küche mit ein“, so Jacqueline Schröder weiter. Ob dieser Anspruch in Zeiten der Pandemie zu halten sein wird, muss sich zeigen. Manch einer aus dem Umfeld wünscht sich vielleicht eher gut bürgerliche Kost im Schloss.
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