Essen-Rüttenscheid. Nach einem Wasserschaden in einer Rüttenscheider LEG-Immobilie schimmelt es. Behoben ist das Problem auch nach Monaten noch nicht.

  • Im April haben Mieterinnen und Mieter eines Essener LEG-Wohnhauses einen Wasserschaden bemerkt. Seitdem hat sich nichts getan.
  • In der Rüttenscheider Immobilie hat sich heftiger Schimmel gebildet, im Keller läuft teils sogar das Wasser die Wände hinunter.
  • Die LEG entschuldigt sich: Wegen eines internen Missverständnisses habe man den Schaden falsch zugeordnet.

Gudrun Kiene (75) ist verzweifelt. In ihrem Haus in der Sabinastraße gab es im April einen Wasserschaden. Bis heute hat ihn die LEG, Eigentümerin der Immobilie, nicht beseitigt. Die Folge: Im Keller schimmelt es heftig – und die Feuchtigkeit zieht langsam hoch bis in Kienes Erdgeschosswohnung.

Ortsbesuch in Rüttenscheid. Im Keller riecht es muffig, an den Wänden hat sich Schimmel gebildet. In einem Raum läuft das Wasser in kleinen Rinnsalen die Wände hinunter. Mieter Samuel Jäcklin (47) zeigt einen dunklen Fleck auf den Boden. „Hier sind zwischenzeitlich sogar Pilze gewachsen“, berichtet er. „Die sind erst weg, seit es kühler und die Luft trockener geworden ist.“

Essen-Rüttenscheid: An den Kellerwänden sieht man grünliche Schimmelflecken

Jäcklin lebt mit seiner Frau im zweiten Stock. Seine Wohnung ist von dem Schaden, der an einer defekten Blei-Wasserleitung vermutet wird, verschont geblieben. Anders sieht es in seinem Kellerraum aus. An dessen Wänden haben sich grünliche Schimmelflecken gebildet. „Meine Frau hat hier einige Kleidung gelagert, die müssen wir jetzt erstmal anschauen“, sagt er. In Kienes Wohnung im Erdgeschoss ist die Feuchtigkeit dagegen mittlerweile angekommen. Die Tapete in ihrem Flur ist feucht, wellt sich und löst sich sogar schon ab.

Mieter Samuel Jäcklin zeigt die Schimmelflecken in seinem Kellerraum in Essen-Rüttenscheid.
Mieter Samuel Jäcklin zeigt die Schimmelflecken in seinem Kellerraum in Essen-Rüttenscheid. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Mieter schildern den Ablauf wie folgt: Am 30. April habe man den Schaden bemerkt und über ein Online-Portal der LEG gemeldet. Die habe auch sofort reagiert und einen Handwerker-Notdienst bestellt. Doch vor Ort hätten die Handwerker den Schaden weder genau lokalisieren noch beseitigen können. In den nächsten Monaten seien nach mehrfacher Kontaktaufnahme zur LEG sowohl Monteure einer anderen Firma als auch Mitarbeiter des Wohnungsunternehmens selbst vor Ort gewesen, um sich den Schaden anzuschauen. Doch passiert sei eben nichts.

LEG entschuldigt sich bei Mietern aus Essen-Rüttenscheid

Auf Anfrage erklärt LEG-Sprecher Mischa Lenz zunächst, dass man den Schaden bedaure und sich bei den Mieterinnen und Mietern ausdrücklich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen wolle. „Zudem möchte ich vorwegnehmen, dass die bisherige Handhabung und Dauer nicht unseren Standards für Qualität und Kundenservice entsprechen“, so Lenz weiter. Vor diesem Hintergrund werde man Mietminderungen für den Zeitraum des jeweiligen Schadens im gesetzlich üblichen Umfang akzeptieren.

Bezogen auf den Wasserschaden schildert Lenz: „Wir haben in diesem Fall im Gebäude leider zwei parallele Schäden, die zusammenlaufen beziehungsweise sich zeitlich überschnitten haben: Einmal einen Abwasserschaden im Keller und zudem einen Frischwasserschaden in den Wohnungen.“ Das der LEG bekannte Schadensdatum sei aber nicht der 30. April, sondern der 25. Juli: „Aufgrund eines internen Missverständnisses wurde der Vorgang leider zunächst bei uns falsch zugeordnet, was leider zu einem Zeitverzug geführt hat.“

Die Feuchtigkeit zieht mittlerweile nach oben in Gudrun Kienes Erdgeschosswohnung hoch: Ihre Tapete ist feucht und löst sich ab.
Die Feuchtigkeit zieht mittlerweile nach oben in Gudrun Kienes Erdgeschosswohnung hoch: Ihre Tapete ist feucht und löst sich ab. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Mieterin ist nach Treffen mit der LEG enttäuscht

Gesetzliche Regeln für Bleirohre

Seit Dezember 2013 sieht die Trinkwasserverordnung einen neuen Grenzwert von maximal 0,010 Milligramm pro Liter für Blei vor. Laut dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) sind die Werte in Blei-Wasserleitungen in der Regel höher, sodass sie gegen Rohre aus besser geeigneten Werkstoffen ausgetauscht werden müssen.

Die LEG betont jedoch, dass der Blei-Grenzwert im Haus an der Sabinastraße nicht überschritten werde. Um dies zu erreichen, gebe es Maßnahmen, zum Beispiel den Einbau von Aktivkohlefiltern. Man komme regelmäßig der gesetzlichen Verpflichtung nach, eine Trinkwasser-Beprobung vorzunehmen. „Das Trinkwasser im Gebäude liegt unterhalb der Grenzwerte und der Verzehr ist absolut unbedenklich“, so Unternehmenssprecher Mischa Lenz.

Hinzu komme, dass es sich um einen Versicherungsschaden handele, erklärt der LEG-Sprecher weiter. Diese nähmen erfahrungsgemäß – so wie auch in diesem Fall – längere Zeit in Anspruch. Denn unter anderem müsse die Versicherung mit einbezogen werden und man müsse ein Gutachten beauftragen. „Wir werden nun alles tun, um eine schnelle Lösung und Reparatur im Sinne unserer Mieter herbeizuführen“, sagt Lenz.

In einem ersten Schritt hat die LEG am vergangenen Donnerstag (22. September) einen persönlichen Termin mit Mietern, Gutachter und Versicherung anberaumt, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Nach diesem Termin zeigt sich Gudrun Kiene allerdings wenig hoffnungsfroh. Wieder einmal habe die LEG nichts darüber verlauten lassen, wann genau und was konkret gemacht werden solle: „Es hieß wieder nur: Sie hören von uns.“

Rüttenscheider Mieter sind grundsätzlich unzufrieden mit Service der LEG

Insgesamt haben die Mieter das Gefühl, mit Problemen nur schwer zur LEG durchzudringen. „Es gibt keine Ansprechperson wie einen Hausmeister mehr“, sagt Samuel Jäcklin. Stattdessen müsse man eine Hotline anrufen und hänge erst einmal in der Warteschleife. In der Vergangenheit habe man schon öfter die Erfahrung gemacht, dass sich das Immobilienunternehmen nicht kümmere – zum Beispiel, als eine Sprechanlage über Monate nicht repariert worden sei.

Diesen Vorwurf weist LEG-Sprecher Mischa Lenz zurück. „Wir bieten unseren Mieterinnen und Mietern viele verschiedenen Kanäle, um mit uns in Kontakt zu treten und sind generell gut erreichbar“, betont er. So stünden ein Kundenservice, eine E-Mail-Adresse, eine Online-Plattform und eine App zur Verfügung. Außerdem gebe es einen Rückrufservice, um die Warteschleife zu umgehen.