Essen-Altenessen. In einer Zechensiedlung im Essener Norden haben Mieterinnen mit Feuchtigkeit und Schimmel im Keller zu kämpfen. Wie Vermieter Vivawest reagiert.
Im Keller ihrer Altenessener Mietwohnung hat Brigitte Böcker seit Jahren mit Schimmel zu kämpfen. Trotz zahlreicher Hinweise an die Hausverwaltung habe sich an der Situation nichts geändert. Im Mehrfamilienhaus mit fünf Parteien hat sie sich deshalb nun mit zwei anderen Mieterinnen zusammengeschlossen, um beim Vermieter Vivawest endlich auf eine Lösung zu drängen.
Bei starkem Regen sei schon mehrfach Wasser in den Keller gelaufen, beklagt die 79-Jährige. So einige Schäden habe es dadurch bereits gegeben. „Mein Gefrierschrank war voller Schimmel, an den Gummidichtungen, im Inneren, überall“, sagt Böcker. Einen Vorrat an Lebensmitteln könne sie im Keller nicht mehr anlegen, dafür müsse nun die Küche ihrer 61-Quadratmeter-Wohnung herhalten, mit kleinem Eisfach. „Ich habe auch schon Konserven wegschmeißen müssen, die Dosen haben durch die Feuchtigkeit angefangen zu rosten.“
Im Keller des Mietshauses in Altenessen schimmeln Gegenstände
Die Feuchtigkeit im Keller des früheren Zechenhauses am Bausemshorst beeinträchtigt die Wohnqualität der Betroffenen, weil sie auch viele weitere Dinge eigentlich nicht mehr im Keller lagern können, sondern irgendwo auf dem begrenzten Wohnraum Platz dafür schaffen müssen. Im Keller von Mieterin Monika Stacks ist die Feuchtigkeit in den Boden gezogen. Unter einer Matte, auf der dort ein Ergometer abgestellt ist, ist die Nässe am deutlichsten zu sehen.
Umzugskartons haben sich vollgesogen, die Pappe hat an einigen Stellen bereits Schimmel angesetzt. „Ich habe das Problem per E-Mail gemeldet, eine Rückmeldung wurde versprochen, innerhalb der vergangenen Woche kam sie noch nicht“, sagt Stacks. Nun versucht Stacks, eine Lösung zu finden, wo sie die Reisekoffer verstauen kann, damit diese nicht auch noch unbrauchbar werden – laut Vermieter sollten sie ohnehin nicht im Keller verstaut werden, habe sie erfahren.
„Wir haben uns schon ganz oft bei Vivawest gemeldet“, sagt Nachbarin Sibylle Parutto. „Es ändert sich aber nichts.“ Ihr eigener Keller sei zum Glück bislang verschont geblieben. Doch sie zeigt eine Ecke des Flurs, ein Fahrrad ist dort abgestellt und dahinter befindet sich ein Kellerfenster. An der Stelle habe sich früher ein Ausgang in den Garten befunden. An der Seite verläuft senkrecht ein Rohr, durch das Regenwasser abgeleitet wird. Einige Stellen sind rostig. „Es muss irgendetwas undicht sein“, vermutet Parutto.
Vivawest verspricht bauliche Lösungen in den Kellerräumen
Zudem besteht unter den Mieterinnen bei jedem Starkregen die Sorge, dass es weitere Schäden geben könnte. Erst vor wenigen Wochen habe wieder Wasser in einem Teil des Kellers gestanden, berichtet Böcker. Auf Fotos hat sie festgehalten, wie sich in der Ecke des Fallrohres eine große Lache bildete. Und auch dort, wo sich eine Rückstauklappe befinde, sei Wasser eingedrungen. Direkt darüber im Hochparterre befindet sich ihre Wohnung. „Wenn die Feuchtigkeit in den Wänden hoch zieht, habe ich sie auch in der Wohnung“, fürchtet Böcker.
Sauer sind die Mieterinnen vor allem, weil Vivawest auf mehrere Nachrichten nicht reagiert habe. Im Laufe der Zeit seien zwar einige Maßnahmen ergriffen worden, aber bislang ohne Erfolg. Am Tag nach dem Besuch unserer Redaktion vor Ort und einer Anfrage an Vivawest meldet sich Böcker mit einer vielversprechenden Nachricht: „Es ist ein Mitarbeiter vorbeigekommen und hat zugesagt, dass die Rohre mit einer Kamera untersucht werden, außerdem soll die Rückstauklappe überprüft werden.“ Zudem sei besprochen worden, dass im Waschkeller Sockel für die Maschinen errichtet werden, ebenso in Böckers Keller für einen neuen Gefrierschrank. Nun hoffen die Mieterinnen auf Abhilfe.
Doch wirklich trocken wird der Keller wohl trotzdem nicht. „Die Ursache für das Eindringen von Wasser in die Kellerräume bei Starkregen liegt in der Bausubstanz des Gebäudes begründet“, so Vivawest-Sprecher Jens Rospek. „Die Kellerräume in solchen Gebäuden sind häufig von Feuchtigkeit betroffen. Konstruktions- und baualtersbedingt drückt sich bei Starkregenereignissen Grundwasser durch den Boden in die Keller, dagegen gibt es leider keine technischen Maßnahmen, die wir ergreifen könnten.“ Die Überprüfung der Rückstauklappen und der Fallrohre werde „schnellstmöglich durchgeführt“. Sollten dabei Schäden oder Mängel festgestellt werden, würden diese umgehend behoben.