Essen-Karnap. Sparkassen-Azubis haben den Pausenhof der Grundschule in Essen-Karnap aufwendig umgestaltet. Was das soll und wer davon alles profitiert.

Beim neu gestalteten Schulhof der Maria-Kunigunda-Grundschule in Essen-Karnap geht es nicht nur um Klettergerüste, Schaukeln und Wippen. Es geht auch um Zusammenhalt, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit.

„Wir sind glücklich und stolz, was hier in dreieinhalb Tagen geschaffen wurde“, sagte Udo Moter, Leiter der Maria-Kunigunda-Schule, bei der feierlichen Eröffnung des neu gestalteten Schulhofs. 42 Auszubildende der Sparkasse Essen hatten unter fachlicher Anleitung Teile des Schulhofs erneuert. Errichtet wurden Wippen, Schaukeln und Klettergerüste; der Boden wurde in weiten Teilen mit Holzschnitzen versehen, damit Stürze dort nicht schmerzen. Der Schulhof, dessen letzte Klettergerüste dem Vernehmen nach vor sieben Jahren abmontiert wurden, sieht jetzt aus wie ein topmoderner, bestens ausgestatteter Spielplatz. Und vom TÜV abgenommen werden die Bauten natürlich auch, alles richtig offiziell.

Ein richtiges Schulfest zur Eröffnung des neuen Pausenhofes gab es an der Maria-Kunigunda-Schule. Hier singen Drittklässler ein Lied.
Ein richtiges Schulfest zur Eröffnung des neuen Pausenhofes gab es an der Maria-Kunigunda-Schule. Hier singen Drittklässler ein Lied. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Warum bauen Bank-Lehrlinge Klettergerüste? „Diese Projektwoche ist fester Bestandteil der Ausbildung bei der Sparkasse Essen“, sagt Christoph Höing, der Ausbildungsleiter. Es gehe dabei nicht darum, den künftigen Bankkaufleuten handwerkliche Fähigkeiten mit auf den Weg zu geben, sondern die Projektwoche ist das, was man heutzutage als Maßnahme zum „Team-Building“ bezeichnet. „Es geht um das Zusammenwachsen, das Zusammenarbeiten, die fortwährende Abstimmung und das gemeinsame Finden bestmöglicher Lösungen für komplexe Herausforderungen“, sagt Höing.

Angeleitet von Handwerkern, die pädagogisch und psychologisch geschult sind

Es ist nämlich kein Kinderspiel, einen Spielplatz zu bauen: 250 Meter Robinienholz wurden verarbeitet, über 100 Tonnen Holzhackschnitzel, acht Tonnen Beton und 40 Tonnen Sand. Angeleitet wurden sie von Fachleuten der Marburger „Alea“-GmbH; einer Einrichtung, die erlebnispädagogische Maßnahmen konzipiert und durchführt. Das Besondere: „Wir sind eigentlich alle Handwerker und sind zusätzlich pädagogisch und psychologisch geschult“, sagt Nathalie Pörksen von „Alea“, wobei der Firmenname als Abkürzung dient für das Motto „Anders leben durch Erfahrung und Abenteuer“.

Ein Abenteuer war die Arbeitswoche für die Sparkassen-Azubis durchaus – zumindest ein sehr intensives Gruppenerlebnis: „Die Jungen haben in der Turnhalle, die Mädchen in den Klassenzimmern übernachtet“, berichtet Christoph Höing. Versorgt mit Mahlzeiten wurden die jungen Erwachsenen von der Beschäftigungsfirma CJD Zehnthof. Und es wurde nicht nur gebaut, sondern mindestens einmal täglich gab es auch eine Reflektionsrunde – in der jeder darüber sprechen konnte und sollte, wie es ihm oder ihr geht. „Dabei machen die Teilnehmer häufig die Erfahrung, ihre Kollegen völlig neu kennenzulernen“, berichtet Höing. Er spricht aus Erfahrung.

Erst alle Förderschulen, jetzt die Grundschulen

Denn auch Höing selbst hat seine Ausbildung bei der Sparkasse gemacht, gehörte 2004 zum ersten Jahrgang, der innerhalb der Lehre eine solche Projektwoche zu absolvieren hatte. Damals, berichtet Höing heute, ist die Tradition entstanden, dass Sparkassen-Azubis sich in jedem Jahr einen Schulhof im Essener Stadtgebiet vornehmen. „Wir haben mittlerweile die Schulhöfe sämtlicher Förderschulen verschönert, deshalb sind jetzt die Grundschulen an der Reihe.“ Da gibt es - bei 84 Grundschulen in Essen – sicher noch Bedarf für die nächsten Jahre und Jahrzehnte – zumal die Schulhöfe jetzt ja in der Regel auch außerhalb der Schulzeiten geöffnet sind, auch jener der Maria-Kundigunga-Schule in Karnap.

Und während die Sparkasse bereits die nächsten Projekt-Standorte sichtet, beschäftigt sich die Essener Politik intensiver als früher mit dem Thema „Schulhöfe“: Weil auf absehbare Zeit viele Schulen in Essen baulich erweitert werden müssen – in der Regel geht das auf Kosten der umliegenden Freifläche –, wird die sinnvolle Gestaltung des verbliebenen Areals ein immer wichtigeres Thema. Übrigens auch im Sinne eines nachhaltigen Klimaschutzes – die Stichworte heißen Entsiegelung, Regenwasserspeicherung, neue Bäume. In dieser Woche lässt sich der Rat der Stadt von der Verwaltung auf den neuesten Stand bringen, wie weit das „pädagogische Grünflächenkonzept für Essener Schulhöfe“ bereits gediehen ist.