Essen-Karnap. „Wir Kinder aus Karnap“ heißt das Buch, in dem alle Schüler der Maria-Kunigunda-Schule in Essen-Karnap über ihr Leben geschrieben haben.

Als Bürgermeisterin von Karnap würde Katharina Plastik verbieten und Bäume pflanzen. Ali Akbar würde dafür sorgen, dass arme Menschen Häuser und Kleidung bekämen und Rivan würde die Autos aus dem Stadtteil verbannen. Das sind nur drei Wünsche von vielen, die die Grundschüler der Karnaper Maria-Kunigunda-Schule aufgeschrieben haben und die jetzt in einem 520 Seiten starken Buch veröffentlicht wurden. „Wir Kinder aus Karnap“ lautet der Titel.

Es war ein ganz besonderes Buchprojekt, dass der Geest-Verlag gemeinsam mit der Karnaper Grundschule auf die Beine gestellt und verwirklicht hat: Denn alle 360 Schülerinnen und Schüler kommen zu Wort und schreiben offen und unverblümt über ihre Hoffnungen, Träume und Vorstellungen, aber auch über ihren Alltag in Essens nördlichstem Stadtteil. Herausgekommen ist dabei ein emotional starkes Lesebuch, das ab sofort erhältlich ist.

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Schüler wünschen sich weniger Autos und mehr Spielmöglichkeiten in Karnap

„Wir haben uns trotz Corona sehr beeilt, um das Buch noch pünktlich zum Schuljahresende fertigzustellen“, sagt Alfred Büngen, der als Leiter des Geest-Verlages das Buch herausgebracht hat. So konnten noch die Viertklässler am Ende ihrer Grundschulzeit ihr Buch in den Händen halten. „Alle waren furchtbar stolz auf ihre Beiträge und haben sofort angefangen, sie sich gegenseitig vorzulesen“, erzählt Schulleiter Udo Moter. Die Texte hätten ihn teilweise sehr berührt, „aber genauso oft musste ich schmunzeln“.

Die Lehrerin Sandy Tyrichter begleitete im März die Grundschulkinder beim Schreibprozess, beantwortete ihre Fragen, griff aber nicht korrigierend ein.
Die Lehrerin Sandy Tyrichter begleitete im März die Grundschulkinder beim Schreibprozess, beantwortete ihre Fragen, griff aber nicht korrigierend ein. © FUNKE Foto Services | Klaus Micke

Insgesamt würde das Buch einen tiefen Einblick in die Seele der Kinder vermitteln, so der Pädagoge weiter. So sind für fast alle Kinder die Familie und Freunde das Wichtigste in ihrem Leben, wünschen sich die Schüler Harmonie und Frieden, hassen Streit und Ärger und kritisieren Eltern, die ihrem Handy mehr Beachtung schenken als ihnen. Und sie gehen mit wachen Augen durch ihren Stadtteil: Das Thema Müll und Dreck wird oft genannt, genauso häufig wünschen sie sich weniger Autoverkehr, mehr Wiesen und Grün, mehr öffentlichen Raum für Spiel und Spaß und überhaupt viel mehr Aufmerksamkeit der „Großen“ für ihre Belange.

Vorstellungen von Glück und Freundschaft zu Papier gebracht

Entstanden ist das Lesebuch im März kurz vor dem Lockdown: Innerhalb von drei Tagen haben sich die Schüler zu insgesamt 25 unterschiedlichen Themen und Fragestellungen schriftlich geäußert, haben über ihre Berufswünsche geschrieben, ihr spannendstes Abenteuer und ihre schönste Geburtstagsfeier geschildert und ihre Vorstellungen von Glück und Freundschaft zu Papier gebracht.

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„Mein Glück ist, dass meine Schwester geboren ist und meine Familie so lieb ist“, schreibt zum Beispiel der Drittklässler Ali. Für seine Mitschülerin Nerma ist Glück eine kurze Momentaufnahme: „„An einem Montag war ich draußen und bin Rollschuh gelaufen. Da hat mich mein Vater mit Wasser nass gespritzt“, lautet ihr kleiner Beitrag. Und der Erstklässler Duha war in dem Augenblick glücklich, „als ich einen Hasen auf der Straße gesehen habe“.

Der beste Freund wäre für Abdulkerim ein Polizist, der böse Menschen fängt

Klare Vorstellungen haben Grundschüler auch beim Thema Freundschaft: Loyalität, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Vertrauen und Verlässlichkeit sind die Eigenschaften, die ihrer Meinung nach einen Freund, eine Freundin ausmachen. „Ein Freund ist jemand, der immer zu Dir kommt, wenn Du alleine bist“, schreibt Mert aus der 4b. Für Abdulkerim wäre der beste Freund ein Polizist, weil „der böse Menschen fangen kann. Dazu muss er nett und besonders groß sein. Und mit mir Playstation spielen“.

Es sind diese einfachen und doch berührenden Aussagen, die das Buch zu etwas Besonderem machen, finden Udo Moter und auch Alfred Büngen. „Wir wollten die Kinder in ihrem Schreiben, Denken und Fühlen dort abholen, wo sie stehen“, erklärt Büngen in seinem Vorwort. Das ist gut gelungen.

Ein großes Fest zur Buchpräsentation

Das Buch „Wir Kinder aus Karnap“ kostet 12,50 Euro und kann auch über die ISBN-Nummer 978-3-86685-783-4 bestellt werden. Es ist zunächst in einer Auflage von 500 Stück gedruckt worden.

Für die Buchpräsentation plant die Maria-Kunigunda-Schule ein großes Fest zu Anfang des neuen Schuljahres.

Mit dabei sind auch die Unterstützer wie der Schirmherr Oliver Kern und der Fördervereinsvorstand Michael Schwamborn.