Essen-Fulerum. Eine positive Wendung in Sachen Pachtvertrag gibt es jetzt für einen Essener Landwirt – und für alle, die um sein Erdbeerfeld fürchteten.
- Bauer in Essen-Fulerum fürchtete ein Jahr um seine Existenz.
- Die Pacht für sein Erdbeer- und Rollrasenfeld sollte massiv erhöht werden.
- Jetzt gibt es erst einmal eine Lösung.
Gute Nachrichten für Bauer Ferdinand Scheidt in Essen-Fulerum: Nachdem er für sein Erdbeer- und Rollrasenfeld an der Humboldtstraße ursprünglich das Zehnfache an Pacht zahlen sollte und deshalb um seine Existenz fürchtete, gibt es jetzt eine positive Wendung.
Auch im nächsten Frühsommer können die Haarzopfer und Fulerumer auf dem Feld an der Stadtgrenze zu Mülheim wieder Erdbeeren ernten. Darüber dürften sich vor allem Familien freuen, die das Feld zum Selbstpflücken in der Vergangenheit oft genutzt hatten. Auch Blumen zum Selbstpflücken und vor allem den Rollrasen, mit dem Bauer Scheidt hauptsächlich den Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdient, wird es zumindest im kommenden Jahr weiter geben.
Laut Ferdinand Scheidt gibt es jetzt einen neuen Vertrag mit dem Eigentümer der landwirtschaftlich genutzten Fläche an der Humboldtstraße, der Essener Thelen-Gruppe. Diese tritt sowohl als Projektentwickler als auch als Immobilien-Unternehmen auf. „Das macht uns natürlich erst einmal glücklich, auch wenn wir nicht langfristig planen können, da der Vertrag jeweils nur für ein Jahr gilt und sich dann automatisch um ein weiteres Jahr verlängert, wenn keiner der Vertragspartner kündigt“, so Scheidt. Sein alter Vertrag wäre im November ausgelaufen.
Hinter dem Essener Landwirt liegt ein Jahr mit Existenzängsten
Für Ferdinand Scheidt, seine Frau Lilli und die beiden Kinder geht damit ein Jahr der Ungewissheit und Existenzangst zu Ende. Im Herbst 2021 hatte der Landwirt nach eigenen Angaben erfahren, dass er für die rund 20 Hektar große Fläche in der Nähe seines historischen Hofs an der Beekmannstraße jährlich statt 400 künftig 4000 Euro pro Hektar zahlen sollte. „Das kann ich auf keinen Fall, der Betrieb wäre dann nicht mehr wirtschaftlich zu führen“, hatte Scheidt im April erklärt. Er befürchtete damals, vom Landwirt zum Rollrasen-Händler zu werden.
Mit einer Erhöhung der Pacht hatte er bereits gerechnet, allerdings nicht in diesem Ausmaß. Jetzt gibt es einen Vertrag, mit dem der Bauer leben kann. „Jetzt muss ich das 2,5-fache der bisherigen Summe zahlen und liege damit an der oberen Kante der durchschnittlichen Pacht für solche Flächen in Deutschland“, sagt der Landwirt.
Dass ihm die Thelen-Gruppe derzeit keinen Zehn-Jahres-Vertrag gebe, sei ihm angesichts der aktuellen politischen Lage eigentlich ganz recht. Dass es doch noch konstruktive Gespräche mit der Thelen-Gruppe gegeben habe und er vorerst weitermachen könne wie bisher, sei auch dem Einsatz von SPD-Ratsherr Philipp Rosenau zu verdanken.
„Dass der Pachtvertrag jetzt verlängert wurde und unsere Bemühungen Erfolg hatten, ist auf jeden Fall zu begrüßen“, so Rosenau. So sieht es auch Jörn Benzinger von der Bürgerinitiative „Finger weg von Freiluftflächen“. Auch er freut sich, dass die gemeinsamen Bemühungen verschiedener Gruppen vor Ort Erfolg hatten. „Not schweißt ja bekanntlich zusammen. Wir freuen uns, dass es hier so große Solidarität mit Bauer Scheidt gibt und werten die Verlängerung des Pachtvertrags als positives Signal.“
Bei gemeinsamen Aktionen wie dem Kartoffelfest des Bürgervereins Haarzopf-Fulerum und einer Infoveranstaltung bei Bauer Scheidt mit rund 800 Teilnehmern war das Thema „Zukunft der landwirtschaftlichen Flächen“ von vielen Bürgerinnen und Bürgern diskutiert worden. Die Bürgerinitiative kämpft seit Jahren gegen die Bebauung von Freiflächen in den Stadtteilen.
Auch eine weitere Fläche in Fulerum soll vorerst nicht bebaut werden
Auch eine weitere Fläche im Umfeld wird wohl erst einmal nicht bebaut werden. Philipp Rosenau, planungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rat, geht davon aus, dass das Areal an der östlichen Seite der Humboldtstraße im Anschluss an das evangelische Gemeindezentrum bis 2024 nicht bebaut wird. Der Stadtplanungsausschuss habe sich bereits dafür ausgesprochen, die Fläche in den nächsten zwei Jahren ruhen zu lassen. „Das ist aus unserer Sicht natürlich ein erfreuliches Signal für Haarzopf und Fulerum“, findet Philipp Rosenau.