Essen. Unterstützung fürs Schaudepot des Essener Ruhr Museums: Prominente wie Nelson Mülller übernehmen Objekt-Patenschaft. Nachahmer werden gesucht.

Essens Sternekoch Nelson Müller hat in der Vergangenheit schon manche Zeitreise angetreten. Für die Mixed-Reality-Stadtführung „Essen 1887“ hat er sich in einen Küchenkünstler der damaligen Zeit verwandelt und beim RTL-Spektakel „Die Passion“ in diesem Frühjahr sogar dem Heiland vor laufender Kamera eine Currywurst serviert. Insofern lag es nicht allzu fern, den Starkoch auch für einen historischen Abstecher ins Ruhr Museum zu gewinnen: Im Schaudepot des Museums auf Zollverein hat Müller nun die Patenschaft für einen Kesselhaken von 1788 übernommen. Wer es im gleichtun und mit dem gespendeten Paten-Geld die Restaurierungs- und Forschungsarbeit des Museums unterstützen will, hat ab sofort die Auswahl aus über 100 Exponaten – von der antiken Öllampe bis zum Millionen Jahre alten Fossil eines Moostierchens.

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Nicht nur Nelson Müller gehört zu den prominenten Erstunterzeichnern einer Patenschaftsurkunde, mit der sich Interessenten künftig einem bestimmten Museumsobjekt namentlich zuordnen lassen. Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) und Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, haben sich bereits für ein Schaudepot-Objekt entschieden. Während Kufen ein Steinporträt des Architekten Peter Zindel ausgewählt hat, dessen Konterfei einst das neugotische Essener Rathaus zierte, fiel die Wahl von Bärbel Bergerhoff-Wodopia auf eine Plastik der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute. Nicht verwunderlich für die Tochter aus einer Bergmanns-Familie, findet die RAG-Vorstandsfrau. Die Heilige Barbara sei ein bedeutendes Symbol unserer Region und habe in ihrem Leben immer eine wichtige Rolle gespielt.

Das Paten-Projekt ist in NRW bislang einmalig

Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museums, ist überzeugt davon, dass es viele solcher persönlichen Verbindungen zu einzelnen Objekten gibt. Und so wurde die Idee des Objektpatenschaft geboren. Einzelne Museen bieten sie schon an, in NRW ist das Paten-Projekt nach Museumsangaben bislang einzigartig.

Eindrucksvolle Architektur: Das Schaudepot ist in der ehemaligen Salzfabrik auf der Kokerei Zollverein beheimatet und versammelt mehr als 25.0000 Exponate.
Eindrucksvolle Architektur: Das Schaudepot ist in der ehemaligen Salzfabrik auf der Kokerei Zollverein beheimatet und versammelt mehr als 25.0000 Exponate. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Wer sich beteiligen möchte, hat die reiche Auswahl. Auf drei Etagen erstreckt sich schließlich die schier unendliche Menge von 25.000 Exponaten, das Arschleder der Bergleute gehört dazu wie die Laterna Magica. 10.000 Besucher haben das spektakuläre Schaudepot seit seiner Eröffnung schon besichtigt. Es könnten noch deutlich mehr werden, denn die neugewonnenen Paten können ihren Namen künftig nicht nur auf einer Schauwand im Eingang des Schaudepots lesen. Sie dürfen die ausgewählten Exponate natürlich auch vor Ort besichtigen. Je nach Höhe des Patengeldes werden die Stifter mit einer Urkunde, einer kostenlosen Führung oder einer Jahreskarte fürs Ruhr Museum belohnt. Patenschaften können mit einer Spende in Höhe von 50, 100, 200 oder 500 Euro übernommen – oder auch verschenkt – werden.

Prachtvoll dekoriert und sehr nutzbringend: Der Kesselhaken war ein wichtiger Teil der Herdstelle in Bauernhäusern der damaligen Zeit. Starkoch Nelson Müller ist nun Pate eines besonderen Prachtstücks aus dem Jahre 1788.
Prachtvoll dekoriert und sehr nutzbringend: Der Kesselhaken war ein wichtiger Teil der Herdstelle in Bauernhäusern der damaligen Zeit. Starkoch Nelson Müller ist nun Pate eines besonderen Prachtstücks aus dem Jahre 1788. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Nelson Müller sieht sein Patenobjekt gut ausgewählt. Die Herdstelle, so Müller, sei schließlich immer schon das Herzstück einer Küche gewesen. Und der Kesselhaken gewissermaßen ein Vorläufer der neuzeitlichen Induktionsplatten. Je nach Höhe des Zackens konnte die Heiztemperatur für den befestigten Topf reguliert werden. Und so steht der Kesselhaken sogar selber Pate für das geflügelte Wort, doch bitte mal einen Zahn oder Zacken zuzulegen.

Alle Infos zu den Objektpatenschaften und eine Auswahl der Exponate findet sich unter www.ruhrmuseum.de/patenschaften