Essen-Südostviertel. Anys Reimann bereichert mit ihrem Werk „Bernehain“ temporär den Skulpturenpark auf dem Moltkeplatz in Essen. Wofür diese Skulptur steht.
Noch sind nicht alle Teile zur Gänze montiert, doch der „Bernehain“ der Künstlerin Anys Reimann zeigt den Betrachtenden auf der Skulpturenwiese Moltkeplatz bereits seine wesentlichen Züge: In Anspielung auf die nur einen Steinwurf entfernte Quelle der Berne beim Bernewäldchen hat die Künstlerin geschwärzte Hölzer zu einer organischen Form gruppiert.
Diese sind in einem annähernd kreisförmigen Areal von etwa drei Metern Durchmesser angeordnet, umrandet von einer Bewehrung. Die Holzformen ragen gut vier Meter in die Höhe; sie erinnern in ihrer Anmutung an hoch aufragende Pflanzen eines Auengebietes (z.B. Schilf, Schwertlilie usw.).
Auf der Fläche werden im kommenden Frühjahr schwarze Pflanzen aus dem Boden wachsen. Die Künstlerin führt damit ihr Konzept vom „Schwarzen Garten“ weiter.
Anys Reimann kam über Umwege zur Kunst
Anys Reimann, Jahrgang 1965, ist westafrikanisch-ostpreußischer Herkunft. In ihren Werken widmet sie sich tradierten Vorstellungen der Konzepte Frau, Hautfarbe und Ausländern und kehrt diese um in eine neue Sicht. Ihr primäres Medium ist die malerische Collage, die ihre bikulturelle afro-europäische Erfahrung reflektiert.
Als Kind beeindruckt von Nikki de St. Phalle und Jean Tinguely, begann die Tochter eines Journalisten und Porträtfotografen Magazinausschnitte zu fantastischen Maschinen zu arrangieren, die sie für Objekte und skulpturale Produktideen benutzte, um dann aus dieser Entwicklung eigenständig sprechende Werkstränge in Skulptur, Collage und Malerei zu erschaffen.
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Zu dieser Art Kunst kam die 57-Jährige allerdings über Umwege. Sie wuchs in Düsseldorf auf. Nach einer Friseurlehre mit Anfang 20 jobbte sie beim Zirkus Roncalli. Später studierte sie Innenarchitektur und lebte längere Zeit in Rheinland-Pfalz. Mitte der 1990er Jahre kam sie zurück nach Düsseldorf – und orientierte sich mit Anfang 40 abermals neu. Sie fing als Studentin an der Kunstakademie an. Bis vor kurzem studierte sie Bildhauerei.
Als temporärer Gast am Moltkeplatz
Auf der Skulpturenwiese in Essen ist die Künstlerin ein temporärer Gast im Rahmen der Reihe „junge Kunst am Moltkeplatz“, die der Verein Kunst am Moltkeplatz (KaM) 2010 ins Leben gerufen hat. Den Anstoß zu der Reihe hatte Friedrich Gräsel gegeben, dessen „Hannover Tor“ in 1982 als erstes Werk am Moltkeplatz aufgestellt worden war. Als Künstler und Hochschullehrer war ihm die Förderung jüngerer Künstlerinnen und Künstler ein wichtiges Anliegen.
Die Einweihung erfolgt am 17. September
Zur Skulptur „Bernehain“ von Anys Reimann gibt es am nächsten Samstag, 17. September, eine Einweihungsveranstaltung. Sie beginnt um 15 Uhr auf der Skulpturenwiese Moltkeplatz. Die Künstlerin wird anwesend sein. Dr. Anna Fricke (Kuratorin für Zeitgenössische Kunst, Museum Folkwang) wird in das Werk einführen.
Dies ist das neunte temporäre Kunstwerk seit Beginn der Reihe „junge Kunst am Moltkeplatz“. Diese Reihe wurde vom Verein Kunst am Moltkeplatz KaM e.V. im Jahr der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 begonnen.
Den jungen bildenden Künstlerinnen und Künstlern wird die Möglichkeit gegeben, ein „junges“ Werk zusammen mit den permanent aufgestellten anderen Skulpturen für eine begrenzte Zeit im Park auszustellen.
Der Verein KaM wurde bereits 2006 von Bürgern des Moltkeviertels gegründet, um den Erhalt des Skulpturenparks auf dem Moltkeplatz langfristig zu sichern. Im Rahmen von Patenverträgen mit den Eigentümerinnen und Eigentümern der Skulpturen und der Stadt Essen hat der Verein (derzeit gibt es 165 Mitglieder) seit dem Jahreswechsel 2007/2008 die Verantwortung für Reinigung, Pflege und Vermittlung der permanent aufgestellten Skulpturen übernommen.
Skulpturenpark ist ein gezielt aufgebautes Ensemble
Vertreten sind auf dem Moltkeplatz Werke von Bildhauerinnen und Bildhauern, die im Ruhrgebiet und weit darüber hinaus die Kunst im öffentlichen Raum in den Städten prägten. Wie unter dem Brennglas lässt sich auf dem Grünareal die Kunst der 1980er und 1990er Jahre in einem stimmigen, gezielt aufgebauten Ensemble erleben.
Mit den temporären Ausstellungen gesellen sich auch immer wieder Werke der Gegenwart – nur wenige Gehminuten vom Essener Hauptbahnhof entfernt – dazu. Die Auswahl dieser Skulpturen wird eng vom Museum Folkwang begleitet. Dr. Anna Fricke (Kuratorin für Zeitgenössische Kunst, Museum Folkwang) wird deshalb auch am Samstag, 17. September, um 15 Uhr vor Ort in das Werk von Anys Reimann einführen.