Essen-Borbeck. Das Schloss in Essen-Borbeck muss saniert werden. Ortspolitiker fordern einen Zustandsbericht. Wie die Stadt darauf reagiert und was sie plant.

Sanierungsstau auf Schloss Borbeck: Das historische Ensemble an der Schloßstraße bedarf dringend einer umfangreichen Überarbeitung. Die Lokalpolitik schlägt Alarm, fordert in der Borbecker Bezirksvertretung (IV) einen aktuellen Zustandsbericht. Was die Stadt dazu sagt.

Der gleichlautende Antrag an die Verwaltung stammt von CDU und Grünen. Darin geht es um einen schriftlichen Sachstandsbericht zum baulichen Zustand von Schloss Borbeck einschließlich der in den nächsten Jahren geplanten Sanierungsmaßnahmen. Die Anfrage umfasst den Innenbereich des Schlosses, aber auch die Fassade, das Dach und den Außenbereich.

Viele Bürgerinnen und Bürger monieren Zustand des Schlosses in Borbeck

Das Ensemble Schloss Borbeck sei eine Kultur- und Freizeiteinrichtung mit Ausstrahlung in die gesamte Stadt und in die Nachbarstädte und habe Potenzial, auch als touristische Attraktion zur Präsentation der anderen Seite des Ruhrgebiets jenseits der Industriekultur, heißt es im Antrag. „Es muss in das Bewusstsein der Menschen, die Qualität und den Wert von Schloss Borbeck zu betonen“, erklärt CDU-Fraktionschef Marc Wittlings. Doch dafür müsse das Haus in einen entsprechenden Zustand versetzt werden. Dies sei auch der Wunsch der Menschen im Stadtteil. „Wir sind in der Vergangenheit sehr oft von Bürgerinnen und Bürgern auf dieses Thema angesprochen worden.“

Eine Botschaft, die offensichtlich auch bei der Stadt angekommen ist: „Da es sich um ein historisch sehr bedeutendes und stadtbildprägendes Bauwerk handelt, legt die Stadt besonderen Wert darauf, dass alle Maßnahmen getroffen werden, seinen Erhalt auch langfristig zu sichern“, teilt Stadtsprecherin Jacqueline Schröder auf Nachfrage mit.

Stadt sucht nach Planungsbüro mit Erfahrung mit Wasserschlössern

Auf konkrete Antworten muss das Stadtteilparlament jedoch noch einige Zeit warten. „Aktuell befindet sich die Verwaltung auf der Suche nach einem im Umgang mit Wasserschlössern erfahrenen Planungsbüro“, so Jacqueline Schröder. Eine entsprechende Ausschreibung sei bereits in Vorbereitung. Mit dem Ziel, auf der Basis einer gründlichen Prüfung des baulichen Zustandes des Schlosses einen genauen Überblick über die notwendigen anstehenden Sanierungsmaßnahmen zu verschaffen.

Mit dem Abschluss dieser Bestandsaufnahme sei jedoch nicht vor Ende des zweiten Quartals 2022 zu rechnen. „Die Ergebnisse werden im Anschluss dem Stadtrat vorgestellt. Erst dann kann ein genauer Kosten- und Zeitplan erarbeitet werden“, erklärt die Stadtsprecherin. Zum jetzigen Zeitpunkt seien daher keine konkreten Aussagen zu Beginn, den Etappen, der Dauer und Kosten der Baumaßnahme möglich.

Bestandsaufnahme der Stadt wird erst zum Sommeranfang 2022 fertig sein

Schimmel und Moos haben sich auf der Fassade, besonders im Bereich der Fenster über dem Schlossteich, breit gemacht. Nicht die einzige Baustelle auf Schloss Borbeck, das dringend saniert werden muss.
Schimmel und Moos haben sich auf der Fassade, besonders im Bereich der Fenster über dem Schlossteich, breit gemacht. Nicht die einzige Baustelle auf Schloss Borbeck, das dringend saniert werden muss. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Auf Schloss Borbeck krankt es an vielen Stellen. Schon vor Jahren fielen mal ein paar Schieferplatten vom Dach und landeten auf der Terrasse. Nicht nur im Keller, sondern auch an der Außenfassade – besonders im Bereich der Fenster über dem Schlossteich – macht sich Schimmel breit. „Der ist schon von Weitem deutlich sichtbar“, sagt auch der stellvertretende Bezirksbürgermeister Kevin Kerber. Von daher hätte die Beseitigung des Schimmels, die von einer Fachfirma übernommen werden müsste, für ihn Priorität. Erst dann könne an der Fassade selbst gearbeitet werden.

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Ungeachtet dessen haben CDU und Grüne einen weiteren Antrag mit Maßnahmen formuliert, um das Schloss Borbeck, den Schlosspark einschließlich der Residenzaue und der Dubois-Arena noch stärker als bisher als Kultur- und Freizeiteinrichtung mit überbezirklicher Bedeutung hervorzuheben. So plädieren die Koalitionspartner für eine Umbenennung des Platzes vor dem Schloss Borbeck in „Schlossplatz“. Zudem sollte die Asphaltdecke des Vorplatzes sowie der Zufahrt mittelfristig gegen eine alltagstaugliche Pflasterung ersetzt werden, und die Grünflächen im Umfeld vielfältiger gestaltet werden.

Vorschläge zur Attraktivitätssteigerung des Ensembles Schloss Borbeck

Beim ersten Konzertwochenende der neuen Kulturreihe „Mach ma … Sommer“- im Juli 2021 verloren sich die Zuschauer im weiten Rund der Dubois-Arena.
Beim ersten Konzertwochenende der neuen Kulturreihe „Mach ma … Sommer“- im Juli 2021 verloren sich die Zuschauer im weiten Rund der Dubois-Arena. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Auch die Entwicklung eines Betreiber- und Nutzungskonzeptes für die Dubois-Arena, mit dem das kulturelle Angebot im Schloss Borbeck insbesondere in den Sommermonaten ergänzt und attraktiver gestaltet werden kann, steht auf der Agenda der Antragsteller. „Beispielsweise wäre ein klassisches Platzkonzert denkbar“, erklärt Marc Wittlings. Möglicherweise müsse die Arena zu diesem Zweck verändert, eventuell verkleinert werden. Als die Arena zuletzt im Rahmen der Kulturreihe „Mach’ mal Sommer“ bespielt wurde, verloren sich oft die Zuschauer im weiten Rund.

Feuchte und Schimmel im Keller

An und um Schloss Borbeck gibt es eine Menge zu tun. Augenscheinlich ist beispielsweise ein Anstrich der Fassade nötig, die zumindest zur Straße hin stark von Moos und wohl auch Schimmel befallen ist. Problematisch ist dabei die Lage am Schlossteich, der zudem dringend entschlammt werden muss.

Schon seit Jahren ist eine Renovierung des Parkettbodens im Erdgeschoss im Bereich der Gastronomie geplant. Parallel dazu gibt es die Überlegung, auch den Keller des Schlosses zu sanieren, wo Feuchtigkeit und Schimmel Einzug gehalten hat.

In der Bezirksvertretung IV (Großraum Borbeck) stehen verschiedene Anträge von CDU und Grünen auf der Tagesordnung. Die nächste Sitzung ist am Dienstag, 8. Februar, ab 17 Uhr im Residenzsaal auf Schloss Borbeck, Schloßstraße 101.

Um dem hohen historischen Wert des denkmalgeschützten Ensembles besser gerecht zu werden, fordern CDU und Grüne sorgsam darauf zu achten, welche Veranstaltungen künftig im Schlosspark und der Umgebung genehmigt und durchgeführt werden sollen. Dies nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Schlosstor, dass in der Vergangenheit zweimal durch rangierende Lkw beschädigt wurde und erst kürzlich aufwendig repariert werden musste.

Nicht zuletzt müsse die Stadt für eine neue Gastronomie im Schloss Borbeck selbst sorgen. Bekanntlich steht die Gastronomie „Zur Münze“ seit dem 1. Januar 2021 leer. Die Betreiber hatten nicht zuletzt auch wegen der Umsatzeinbrüche seit Beginn der Corona-Pandemie aufgegeben und den Vertrag nicht verlängert. „Ob man sich bei der Neubesetzung am alten Konzept orientieren muss, gilt es zu prüfen“, sagt Marc Wittlings. „Sicher ist jedoch, dass auch der Gastro-Bereich im Schloss dringend renoviert werden muss.“