Essen-Borbeck. Warum der Schlosspark Borbeck von seinem Alter profitiert und Kastanien zu den Verlierern der Klimaveränderungen gehören.

Temperaturen jenseits der 30 Grad, kaum Regen, Schädlinge, Stürme. Die vergangenen Jahre haben den Parkanlagen der Stadt auf unterschiedliche Weise zugesetzt. Auch beim Ortstermin in Borbeck herrschen hochsommerliche Temperaturen. Gerade so auszuhalten ist es allenfalls im Schatten der hohen Bäume des Schlossparks.

Dessen Wurzeln liegen, wortwörtlich, im 16. Jahrhundert als die Fürstäbtissinen Schloss Borbeck zu ihrer Sommerresidenz machten. Der Schlosspark ist damit der älteste Park der Stadt, für manche Historiker gar des gesamten Rheinlands. Das Besondere an dieser Anlage liegt für Mattis Ricken, Grünflächenbereichsleiter bei Grün und Gruga, vor allem in dessen Vielseitigkeit: „Wir haben hier offene Flächen und große Bäume und damit typische Elemente eines Landschaftsparks; in den Nebenbereichen finden sich dagegen große Waldflächen.“

Seit 2012 steht der Park unter Denkmalschutz. Im Rahmen eines Parkpflegewerks hat er in den vergangenen fünf Jahren umfangreiche Veränderungen erfahren, um die historischen Strukturen wieder zu erschließen. Die augenfälligste: die neue Wegeführung unmittelbar hinter dem Schlosstor. Statt schnurgerade verläuft der Weg jetzt in einer sanften Biegung. Was zunächst wie ein „Umweg“ wirkt, macht eine große, geschlossene Rasenfläche und neue Sichtachsen aufs Schloss möglich. Kostenpunkt für das gesamte Projekt: rund 1,2 Millionen Euro.

Gestresste Kastanien und neue Amberbäume

Doch Veränderungen hat nicht nur der Status als Gartendenkmal notwendig gemacht. Ricken: „In den vergangenen zwei Jahren mussten wir auch vermehrt Anpassungen an den Klimawandel vornehmen, weil die Parkstrukturen, die man die letzten 20 oder 30 Jahre geplant hat, nicht mehr funktionieren.“ Tatsächlich stehen bei den alten Kastanien im Park die Zeichen bereits auf Herbst. Die Blätter sind braun, viele bereits abgefallen. „Die Kastanien sind durch die langen Trockenperioden stressbedingt sehr gefordert.“ Und nicht nur sie: „Manche unserer europäischen Baumarten werden dieses Klima einfach nicht mehr schaffen.“

Neugepflanzt werden deshalb vermehrt nordamerikanische und asiatische Arten, die sowohl Trockenperioden als auch härtere Winter meistern. Ohne zusätzliche Bewässerung funktioniert aber auch das nicht. Ricken zeigt auf einen jungen nordamerikanischen Amberbaum und auf den Wassersack an dessen Stamm: „Der hat ein Fassungsvermögen von 70 Litern und wird einmal die Woche gefüllt.“

Und auch viele ältere Exemplare benötigten mittlerweile viel öfter Unterstützung als früher: „Früher hat man gesagt, wenn die Bäume ein Alter von 10 oder 15 Jahren erreicht haben, können die sich selbst versorgen. Das klappt so nicht mehr.“ Mit einem 2000-Liter-Fass bewässern Mitarbeiter des Grünflächenamtes deshalb regelmäßig unterschiedliche Punkte im Park. Zusätzlich bringt ein Subunternehmer „großflächig“ Wasser in den Boden. „Selbstverständlich lassen wir die alten Bäume stehen. Aber irgendwann werden sie es nicht mehr schaffen. Nachpflanzen würde man eine Kastanie heute auf jeden Fall nicht mehr.“

Alt, aber verhältnismäßig fit

Dennoch: Dem Schlosspark Borbeck, sagt Ricken, gehe es verhältnismäßig gut, „ich würde sagen, er ist im Stadtgebiet noch am fittesten – eben, weil es eine so alte Anlage ist“. Denn anders als auf den renaturierten Industriebrachen der Stadt, stehe den Bäumen hier genügend wertvoller Boden zur Verfügung. Ein Beispiel: die ehemalige Zinkhütte an der Germaniastraße in Bergeborbeck. „Selbst wenn die Bäume dort in zwölf Kubikmeter vegetationsfähigem Substrat stehen, dann sind da links und rechts so viele Beistoffe im Boden, die können gar nicht richtig wachsen.“

Ähnlich heikel sei die Situation für viele Straßenbäume. Und hier könne, so Ricken, jeder etwas tun. Etwa über eine Baumbeet-Patenschaft. Denn: „Jede Kanne Wasser hilft. Und fünf Kannen am Tag wären richtig super.“ Im Schlosspark Borbeck allerdings sind solche Patenschaften nicht möglich. Im Gartendenkmal bleibt das eine Aufgabe der Profis – und auch nur da, wo der alte Park es wirklich braucht.

Ansprechpartner für Baumbeet-Patenschaften

Grünflächenpflegebetrieb Nord: Udo Winkelmann Tel. 88 67 336 (Altenessen, Bedingrade, Bergeborbeck, Bochold, Borbeck, Dellwig, Frintrop, Gerschede, Karnap, Katernberg, Schonnebeck, Schönebeck, Stoppenberg, Vogelheim)
Grünflächenpflegebetrieb Südwest: Michael Wolframm Tel. 88 67355 (Altendorf, Bergerhausen, Bredeney, Fischlaken, Frohnhausen, Fulerum, Haarzopf, Heidhausen, Holsterhausen, Kettwig, Margarethenhöhe, Rellinghausen, Rüttenscheid, Schuir, Stadtwald, Werden)
Grünflächenpflegebetrieb Südost: Armin Stähler Tel. 88 67328 (Burgaltendorf, Byfang, Freisenbruch, Frillendorf, Heisingen, Horst, Huttrop, Kray, Kupferdreh, Leithe, Nordviertel, Ostviertel, Stadtkern, Steele, Südostviertel, Südviertel, Überruhr-Hinsel, Überruhr-Holthausen, Westviertel)