Essen-Rüttenscheid. Die Kosten für den Umbau einer Güterzug-Trasse zu einem Radweg haben sich nahezu verdoppelt. Wittenbergstraße wird am Samstag voll gesperrt.
Die Kosten für den Bau des Radwegs „Rommenhöller Gleis“ von Rüttenscheid bis Höhe S-Bahnhof-Süd werden sich nach jetzigem Stand nahezu verdoppeln. Das gab die Stadtverwaltung bekannt. Für Erschließung und Bau der 860 langen Nebenverbindung sollen nun 2,136 Millionen Euro fällig sein, das sind 996.000 Euro mehr als bisher veranschlagt. Noch im Februar dieses Jahres hatte die Stadt erklärt, man werde bei den Kosten voraussichtlich im vorgesehenen Budget bleiben.
Verkehrswert der Trasse ist gemessen am Umbau-Aufwand nicht unumstritten
Schon als der Radweg ursprünglich nur 1,14 Millionen Euro kosten sollte, war der Verkehrswert der kurzen Trasse – gemessen am Umbau-Aufwand – nicht unumstritten. Erstens gibt es nördlich der früheren Güterzug-Gleise auf der parallel verlaufenden Müller-Breslau-Straße einen Radweg, zweitens nutzen Radfahrer häufig die südlich der Trasse liegende, wenig befahrene Henri-Dunant-Straße an der neuen Wohnsiedlung „Parc Dunant“ vorbei, um von Rüttenscheid Richtung Bergerhausen/Huttrop zu gelangen. Für Unmut sorgte auch, dass alte Bäume entfernt werden mussten, um aus dem seit Jahrzehnten unberührten Gleis einen drei Meter breiten Rad- und Fußweg machen zu können.
Das Rommenhöller Gleis hat für Radfahrer zwar den Vorteil, kreuzungsfrei und steigungsarm zu sein, doch muss dafür die alte Eisenbahnbrücke über der breiten Wittenbergstraße von Grund auf saniert werden, was sich als Kostentreiber erwies. So kommt das am kommenden Samstag, 10. September geplante Anheben und Abtransportieren der Brücke auf ein benachbartes Grundstück 135.000 Euro teurer als die ursprünglich vorgesehene Lösung. Vorteil dieses laut Stadt „hochspezialisierten bautechnischen Verfahrens“: Die Wittenbergstraße muss nun nicht mehr acht Wochen gesperrt werden, wie es bei einer Sanierung an Ort und Stelle notwendig gewesen wäre, sondern voraussichtlich nur einen Tag lang.
Eine weitere Kostensteigerung ergebe sich aus dem generell deutlich höheren Ausschreibungsergebnis für das Brückenbauwerk, das 241.000 Euro teurer kam als die zunächst zugrunde gelegte Eigenkalkulation der Stadt. Auch dafür seien unter anderem aufwendigere Verfahren ursächlich.
Fachgerechte Entsorgung von Schadstoffen und andere Mehrkosten
Weitere 180.000 Euro ist für die fachgerechte Entsorgung von schadstoffhaltigem Material erforderlich, das sich im Gleisbett befunden habe und ursprünglich laut Stadt nicht erkennbar gewesen sei. 85.000 Euro kostet es, einen Fehler zu beheben, der beim Bau des „Parc Dunant“ entstand. Im Zuge der Neubauten sei von Baufirmen „tragfähiges Schottermaterial“ aus dem Gleisbett entfernt und durch nicht tragfähiges ersetzt worden. Erneuter Austausch und Entsorgung des minderwertigen Materials seien nötig geworden.
Bescheiden muten da fast die 30.000 Euro an, die es kostet ein Drainage-System zur ordnungsgemäßen Regenwasser-Ableitung in die Trasse zu implementieren. Stolze 250.000 Euro lässt sich die Stadt hingegen die „freiraumplanerische Entwicklung“ des Grundstücks eines mittlerweile geschlossenen Autohauses an der Veronikastraße kosten. Dort, am Ende des neuen Radwegs, soll die Trasse stark verbreitert werden.
Schließlich ergebe sich aufgrund der Erhöhung der anrechenbaren Kosten automatisch auch ein Plus bei den Honoraren für Gutachter und für das mit Planung und Bauleitung beauftragte Architekturbüro – macht weitere 75.000 Euro.
Bei der Brücken-Sanierung sind weitere Überraschungen nicht auszuschließen
Erfahrungsgemäß muss das noch keineswegs das letzte Wort sein. Vor allem bei der Brückensanierung und der Wiedereinsetzung des Bauwerks sind weitere Überraschungen nicht auszuschließen. Die Stadt will beim Land NRW einen Förderantrag stellen, um die Mehrkosten ganz oder teilweise erstattet zu bekommen. Der Rat der Stadt Essen entscheidet voraussichtlich in seiner nächsten Sitzung am 28. September über die Baukostenerhöhung. Das hat aber keine praktische Relevanz, denn der Abbau der Brücke geht, wie oben beschrieben, bereits am 10. September über die Bühne.
Damit die Montagekräne arbeiten können, wird die Wittenbergstraße an diesem Tag von ca. 6 Uhr bis 22 Uhr zwischen Franziskastraße und Witteringstraße voll gesperrt. Dies gelte sowohl für den Autoverkehr, als auch für Busse, Fußgänger und Radverkehr. Lediglich Anlieger der Henri-Dunant-Straße können via Witteringstraße auch mit Pkws zu ihren Häusern, ansonsten sind Umleitungen eingerichtet.