Essen-Rüttenscheid. Für eine neue Radtrasse in Essen soll eine Brücke runderneuert werden. Dazu wird man sie wahrscheinlich an einen anderen Ort bringen müssen.
Der Umbau des Rommenhöller Gleises zur Radtrasse hat viel Wirbel ausgelöst. Von Beginn an galt das Projekt als umstritten. Als die Arbeiten begannen gab es Ärger, weil Anwohner mit der Anbindung an die benachbarte Siedlung unzufrieden waren und Eingriffe in die Natur kritisierten. Zuletzt drehte es sich um die Frage, ob nicht ein Gehweg fehle. Redakteur Theo Körner sprach jetzt mit dem Radwegeexperten bei Grün und Gruga, Martin Buchacker.
In Kürze werden die alten Schienen aus dem Gleisbett entfernt
Zu Jahresbeginn erfolgte der Start der Arbeiten am Rommenhöller Gleis. Wie ist der derzeitige Stand?
Zunächst einmal wurden im Rahmen der vorbereitenden Arbeiten das Grün zurückgeschnitten und Sträucher in dem Teilbereich zur Autobahnbrücke entfernt. Das ist inzwischen weitestgehend abgeschlossen. Im Mai und Juni werden nun die alten Schienen herausgenommen und entfernt. Zudem muss das gesamte Gleisbett gefräst werden, das heißt der grobe Gleisschotter wird zerkleinert, damit auf dieser Schicht der Weg aufgebaut werden kann.
Was ist damit gemeint?
Es dreht sich um den vorhandenen Schotter, der komplett eingeebnet werden muss. Denn anschließend lassen wir eine Asphaltdecke aufbringen.
Zu der Strecke gehört auch die Brücke über die Wittenbergstraße. Was passiert mit dem Bauwerk?
Da über diese Brücke seit Jahren kein Zug mehr gefahren ist, muss sie entsprechend saniert werden.
Ein Herausheben der Brücke hat Vorteile für den Autoverkehr
Wie soll die konkret aussehen?
Die Brücke ist eine Stahlbrücke. Sie wird komplett instandgesetzt und erhält einen neuen Korrosionsschutz. Dazu wird sie zunächst sandgestrahlt und bekommt einen Schutzanstrich.
Das klingt aber angesichts der Größe des Brücke nach einer Menge Aufwand. Wie soll die Aufgabe bewerkstelligt werden?
Es gibt zwei Möglichkeiten: Bei der einen Variante wird die Brücke komplett eingehaust, also eingehüllt, um an Ort und Stelle arbeiten zu können. Über die Wittenbergstraße würde auch weiterhin der Verkehr, allerdings eingeschränkt, rollen können. Die andere Variante wäre zugegebenermaßen schon ein wenig spektakulär. Dann müsste man mit schwerem Gerät die Brücke herausheben und an einen anderen Ort transportieren. Sie würde dann frei stehen und wäre von allen Seiten erreichbar.
Wie entscheidet sich denn, welche Lösung zum Zuge kommt?
Um die Einschränkungen für den Verkehr zu verringern, wird die Variante des Heraushebens der Brücke bevorzugt. Ob sie dann auf der Gleistrasse zwischen Veronika- und Wittenbergstraße aufgestellt wird oder an einem anderen Ort, das ist noch offen. Wir sind derzeit in der Prüfungsphase, welches Konzept sich am ehesten eignet und werden dann ein Fachbüro beauftragen. Im Übrigen wird auch dafür zu sorgen sein, dass auf der Brücke eine einzige ebene Spur entsteht. Das ist derzeit noch nicht der Fall. Der Grund besteht aber nicht nur in den noch vorhandenen Gleisen, sondern auf der Brücke gibt es auch weitere Ecken und Kanten, die verschwinden werden.
Für einen eigenen Fußweg gibt es keine Fördermittel vom Land
Für das gesamte Projekt sind Kosten von 1,1 Millionen Euro veranschlagt. Das hört sich aber alles danach an, als ob die Zielmarke gerissen wird?
Davon gehen wir nicht aus. In den Kalkulationen sind alle Ausgaben berechnet.
Nun kam jüngst der Wunsch auf, die Trasse solle auch einen Gehweg bekommen, der sei bislang in den Planungen nicht berücksichtigt. Was sagen Sie dazu?
Im Förderantrag wurde der Ausbaustandard für eine regionale Radverbindung mit einer Wegebreite von maximal drei Metern für einen gemeinsamen Geh- und Radweg eingeplant, entsprechend dem Konzept für das Regionale Radwegenetz in der Metropole Ruhr des Regionalverbandes Ruhrgebiet. Das heißt, dass sich auf dem Abschnitt mit einer Länge von 860 Metern Radfahrer und Fußgänger den Weg teilen werden. Auf Nachfrage hat das Land als Fördergeber bereits signalisiert, dass ein breiterer Ausbau nicht förderfähig wäre.
Der parallel zu den Kleingartenparzellen führende Weg ist von der Bahn-Landwirtschaft in einer Breite von 1,20 Metern gepachtet. In Absprache mit dem Verein wird ein 1,20 Meter hoher Zaun zum Geh-und Radweg gesetzt. Auf dem Weg, der hier entsteht, können dann die Kleingärtner beispielsweise mit ihren Schubkarren unterwegs sein. Dann kommt man sich hier nicht ins Gehege.
Noch kein genauer Termin für die Freigabe der Radtrasse
Es kam zudem die Forderung auf, die Trasse solle in Hauptroutennetz der Stadt Essen aufgenommen werden. Wie ist es hier um die Chancen bestellt?
Das Hauptroutennetz beinhaltet die Hauptachsen für den Radverkehr, die die Stadtbezirke mit der Innenstadt und miteinander verbinden. Das Ergänzungsnetz verdichtet das Hauptroutennetz auf Stadtbezirkebene und stellt die Verbindung der Stadtteile untereinander sicher. Die Einordnung in das Hauptroutennetz ist nicht sinnvoll, weil das Rommenhöller Gleis in diesem Netz keine Fortführung findet.
Wann werden nach ihrer Einschätzung die ersten Radfahrer über die Trasse rollen können?
Im nächsten Jahr wird es soweit sein, aber einen genauen Termin kann man noch nicht nennen, das hängt von verschiedenen Faktoren ab, siehe Brückensanierung. Und es kommt auch immer darauf an, wie die Witterung mitspielt.