Essen. So oft wie nie wurden Autofahrer 2022 aufgefordert, die Alfredstraße in Essen wegen zu hoher Schadstoffbelastung zu meiden. Das sind die Gründe.
Das stabile hochsommerliche Wetter der vergangenen Wochen und Monate hat offensichtlich dazu geführt, dass die Luftbelastung an der vielbefahrenen Alfredstraße gestiegen ist. Verkehrsteilnehmer wurden zuletzt immer wieder darauf aufmerksam gemacht: Elektronische Hinweistafeln forderten sie auf, Ausweichrouten zu wählen. Längst nicht jeder hält sich daran.
Nach Angaben der Stadt Essen war die sogenannte umweltsensitive Ampelschaltung seit Mai an mehr als 20 Tagen aktiv. Das System berechnet anhand von Wetter- und Verkehrsdaten für den jeweils folgenden Tag die voraussichtliche Schadstoffbelastung der Luft durch Stickstoffdioxid und Feinstaub. Droht eine Überschreitung des Grenzwertes, schaltet das System scharf. An acht Kreuzungen und Zufahrtsstraßen bremsen kürzere Grünphasen den Verkehrsfluss auf die Alfredstraße.
Auf den Zufahrtsstraßen sorgen kürzere Grünphasen für längere Staus
Das führt bei hohem Verkehrsaufkommen zwangsläufig dazu, dass es auf den Zufahrtswegen zur Alfredstraße zu Staus kommt, zum Beispiel auf der Norbertstraße. Dort reicht die Blechschlange im Berufsverkehr fast bis zur A 52. Verkehrsgutachter, von der Stadt mit der Einführung des Systems betraut, hatten dies so vorausgesagt.
Seit Mai funktioniert die „intelligente Ampelschaltung“ automatisch. Bis dahin wurde der Verkehrsrechner per Hand mit den entsprechenden Informationen gefüttert. Die elektronischen Hinweistafeln wurden inzwischen fest installiert. Bis dahin behalf sich die Stadt mit mobilen Anzeigern.
Die „umweltsensitive Ampelschaltung“ wurde im Mai 2020 installiert. Aktiviert wurde sie in den ersten beiden Jahren nur an einigen wenigen Tagen. Eine Häufung, wie sie in den vergangenen Wochen zu beobachten war, hat es noch nicht gegeben. Die stabile Wetterlage mit geringen Windgeschwindigkeiten habe eine Überschreitung der zulässigen Stickstoffdioxid-Konzentration vermutlich begünstigt, heißt es vonseiten der Stadt.
Ausweichstrecken als Alternative zur Alfredstraße sind nicht ausgeschildert
Erfüllt die Ampelsteuerung ihren Zweck? Dem subjektiven Eindruck nach ignorieren viele Autofahrer die elektronischen Hinweistafeln, die ihnen nahelegen, eine andere alternative Strecke zu wählen. Welche soll das sein? Die zweitbeste Route könne je nach Verkehrsteilnehmer anders verlaufen, abhängig vom Ziel, Uhrzeit, Ortskenntnissen und vielem mehr, sagt Stadtsprecherin Jasmin Trilling dazu. Ausweichmöglichkeiten, wie etwa bei der Einrichtung von Baustellen üblich, sind jedenfalls nicht ausgeschildert. Wer als Autofahrer eine andere Strecke als die Alfredstraße wählt, muss sich also auskennen oder seinem Navigationsgerät vertrauen, sofern vorhanden.
Das Verkehrsaufkommen auf der Alfredstraße wird um zehn Prozent reduziert
Ziel der „umweltsensitiven Ampelschaltung“, sei es im Falle einer drohenden Grenzwertüberschreitung rund zehn Prozent der Verkehrsteilnehmer dazu zu bewegen, „ihre zweitbeste Route“ zu wählen. Durch die verkürzten Grünphase übe die Stadt „einen gewissen Druck“ auf jene aus, die nicht zwingend die Alfredstraße für ihre Fahrt nutzen müssten. Ob dies wirkt, bleibt offen. Wie viele Autofahrer den Hinweisschildern tatsächlich folgen, wird von der Stadt nicht erfasst.
Entscheidend sei das nicht, wie Jasmin Trilling betont. Denn das Ziel, die Verkehrsbelastung auf der Alfredstraße um zehn Prozent zu reduzieren, werde ja durch die verkürzten Grünphasen erreicht. „Wir wissen nicht, ob die Leute einen anderen Weg nehmen, oder ob sie vor den Ampeln in der Schlange stehen“, sagt die Stadtsprecherin.
Ob die Stickstoffdioxid-Belastung aufs Jahr gesehen abermals unter dem Grenzwert von maximal 40 Mikrogramm bleiben wird, wie es in den vergangenen Jahren der Fall war, bleibt abzuwarten. Nach Angaben des Landesumweltamtes wurde der Grenzwert in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nur im Monat März überschritten. Da waren es durchschnittlich 44 Mikrogramm. Maßgeblich ist der Jahresdurchschnitt.