Essen. Auf der Alfredstraße (B224) in Essen steuern Pförtnerampeln ab Montag den Verkehrsfluss, sollte die Luft zu stark belastet sein.

Die Testphase ist beendet, nun wird es ernst: Auf der Alfredstraße (B224) stellt die Die Stadt Essen ab der kommenden Woche die „umweltsensitive Ampelschaltung“ scharf. Pförtnerampeln regeln den dann den Verkehr und sollen dafür sorgen, dass die Luftbelastung sinkt, so dass gesetzlichen Grenzwerte dauerhaft eingehalten werden. Für Autofahrer mit dem Ziel Alfredstraße heißt das: Sie müssen sich auf Rückstaus einstellen.

„Alfredstraße meiden“ – diese Aufforderung könnten Autofahrer ab dem kommenden Montag, 12. Oktober, erstmals auf elektronischen Hinweistafeln lesen. Und zwar dann, wenn die Prognose für den folgenden Tag erwarten lässt, dass die Luft an der Alfredstraße zu stark belastet ist. Vier dieser Tafeln hat die Stadt bereits aufgestellt, vier weitere sollen bis Ende des Jahres folgen.

Autofahrer sollen im Idealfall auf andere Verkehrsmittel umsteigen

Die Stadt will damit allen voran Autofahrer, die regelmäßig über die Alfredstraße fahren, frühzeitig darauf hinweisen, dass der Verkehrsfluss tags drauf durch Pförtnerampeln gesteuert wird - damit sie eine alternative Route wählen oder im Idealfall auf andere Verkehrsmittel umsteigen, sagt Essens Umwelt- und Verkehrsdezernentin Simone Raskob. Auch im Internet (www.essen.de/Verkehrshinweise) will die Stadt darüber informieren. „Autofahrer können sich dort am Abend vorher erkundigen“, so Raskob.

Wer das nicht tut, muss damit rechnen länger vor einer roten Ampel zu stehen. Zurückgehalten wird der Verkehr an der Bismarckstraße aus Richtung Innenstadt. Auch wer von der Friedrichstraße nach rechts Richtung Alfredstraße abbiegen will, muss im Zweifel länger warten. Aus Fahrtrichtung Süden regeln Pförtnerampeln den Verkehr am Bredeneyer Kreuz, in Höhe der Einigkeitstraße und vor der Zufahrt auf die A52. Auch wer über die Norbertstraße kommt, muss bei Rot länger warten, wenn die Luftbelastung dies erforderlich macht. Die Ampeln am Haumannplatz und an der Zweigerstraße könnten noch dazu kommen.

Die Pförtnerampeln werden scharf geschaltet, wenn die Luft zu stark belastet ist

Wie lange Autofahrer vor den Pförtnerampeln warten müssen, kann sich nicht nur von Tag zu Tag ändern, sondern auch während des Tages. Das System sei variabel, sagt Christoph Doll vom Büro TSC Beratende Ingenieure für Verkehrswesen, das die Stadt mit der Umsetzung beauftragt hat. Und natürlich hängst die Wartezeit von der Verkehrsbelastung.

Auf der Norbertstraße könnte die Schlange der Fahrzeuge, die vor der Ampel auf Grün warten, zwischen 100 und 300 Meter lang werden, heißt es vonseiten TSC. Vor der Ampel auf der Bismarckstraße stehen nach Berechnung der Ingenieure durchschnittlich drei bis fünf Fahrzeuge länger im Stau, weil sie auf Grün warten, als es bislang der Fall ist.

An Messe-Tagen will man das System ausschalten - um der Messe nicht zu schaden

Scharf geschaltet wird das System montags bis samstags von 5.30 Uhr bis 19.30 Uhr. Sonntage sind ausgeklammert, weil dann auf den Straßen weniger los ist.

Auch zu Messen, die erfahrungsgemäß besonders viel Publikum anlocken, wird die System nicht aktiviert, obwohl sich der Verkehr gerade dann auf der Alfredstraße staut und die Luft stärker durch Abgase belastet wird. Auf die Frage, ob dies nicht inkonsequent sei, antworte Christoph Doll: „Der Techniker würde dies mit Ja beantworten, der Wirtschaftsförderer mit Nein.“ Die Stadt handelt so aber nicht nur aus Rücksicht auf das Messegeschäft wie Simone Raskob betont. Der Landesbetrieb Straßen NRW habe es zur Vorgabe gemacht, dass sich der Messeverkehr auf der Norbertstraße nicht bis auf die A52 stauen dürfe.

Umweltdaten gehen in die Berechnung der Rot- und Grünphasen mit ein

Mit der „umweltsensitiven Ampelschaltung“ betritt die Stadt Neuland. Der Clou: Rot- und Grünphasen werden nicht nur anhand der Verkehrsmenge berechnet, auch Umweltdaten gehen in die Berechnung ein. Vergleichbares gebe es bislang nicht, sagt Christoph Doll.

Nach wie vor zählt die Alfredstraße zu den Hotspots in Sachen Luftbelastung, auch wenn der Grenzwert für Stickstoffdioxid 2019 im Jahresdurchschnitt eingehalten wurde. In diesem Jahr pendele die Belastung um den Grenzwert, so Doll. Bis Februar lag sie noch darüber, um mit dem Corona-Lockdown weit darunter zu fallen. Während der heißen Tage im August und September wurden die erlaubten 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft allerdings wieder überschritten Und dies, obwohl noch immer weniger Verkehr herrschte als vor Corona.

Dies zeigt: Die meteorologische Situation hat einen großen Einfluss darauf, wie stark die Luft durch Schadstoffe belastet ist. Die neue Ampelschaltung soll ihren Teil dazu beitragen. Christoph Doll vom Büro TSC geht nach seinen Berechnungen davon aus, dass die Belastung durch Stickstoffdioxid an der Alfredstraße aufs Jahr gerechnet um vier Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zurückgehen wird. 2019 wurden im Jahresdurchschnitt 39 Mikrogramm gemessen – ein Mikrogramm weniger als zulässig.

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