Essen. Noch eine Woche gilt das 9-Euro-Ticket für August. Danach müsse es ein günstiges Anschluss-Angebot geben, fordert der Essener Seniorenrat.

In der Diskussion um eine Anschlusslösung für das 9-Euro-Ticket erneuert der Seniorenrat Essen die Forderung nach einem 30-Euro-Monatsticket für Menschen über 60 Jahre nach dem Erwerbsleben. Ein entsprechender Empfehlungsbeschluss sei bereits im März 2022 gefasst und dem Oberbürgermeister übergeben worden. Der Seniorenrat, der am Mittwoch, 7. September wieder tagt, sieht auch Ruhrbahn in der Pflicht: Regionale Verkehrsbetriebe müssten nicht auf bundesweite Lösungen warten.

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Das 9-Euro-Ticket war ein Werbegeschenk des Bundes für den Umstieg auf Bus und Bahn, aber auch ein wahrer Stresstest für den ÖPNV. Wenn eine nachhaltige Verkehrswende gelingen soll, sind neben attraktiven Tarifen riesige Investitionen in den Ausbau von Bus und Bahn erforderlich“, sagt die Vorsitzende des Seniorenrats Essen, Susanne Asche.

9-Euro-Ticket: Anschlusslösung müsse bezahlbar sein und dürfe nicht zulasten der ÖPNV-Qualität gehen

Folgerichtig müsse eine gute Anschlusslösung für das 9-Euro-Ticket bezahlbar sein und dürfe nicht zulasten der Qualität des Nahverkehrs gehen. Die neuen Tickets müssten dem Bedarf der verschiedenen Nutzergruppen entsprechen und – gerade für Senioren – einfach zu handhaben sein: „Der Rückzug auf Spartarife mit komplizierten Flex- oder E-Tickets leistet das aus Sicht des Seniorenrats nicht“, betont Susanne Asche.

„Mobil zu bleiben ist eine wesentliche Voraussetzung für ein gesundes Älterwerden im eigenen Umfeld und für die Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben“, sagt Susanne Asche, Vorsitzende des Seniorenrats Essen.
„Mobil zu bleiben ist eine wesentliche Voraussetzung für ein gesundes Älterwerden im eigenen Umfeld und für die Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben“, sagt Susanne Asche, Vorsitzende des Seniorenrats Essen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Auch das vorgeschlagene bundesweite 69-Euro-Ticket lehnt der Essener Seniorenrat ab. Vielmehr orientiere man sich mit dem aktuellen Vorschlag am 365-Euro-Jahresticket (1 Euro pro Tag im Jahr), das der stellvertretende Vorsitzende des Seniorenrats Gerd Maschun bereits 2020 für Senioren ins Spiel gebracht habe. Solche Seniorentickets würden etwa in Hannover, Hessen oder ähnlich auch in Bielefeld für über 60-Jährige nach dem Erwerbsleben mit Erfolg angeboten. Mit dem vom Essener Seniorenrat jetzt geforderten 30-Euro-Monatsticket landet man bei einem vergleichbaren Jahrestarif.

Essener Seniorenrat fordert günstiges Ticket für Menschen ab 60

„Mobil zu bleiben ist eine wesentliche Voraussetzung für ein gesundes Älterwerden im eigenen Umfeld und für die Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben“, argumentiert Susanne Asche weiter. Angesichts der schwindenden Nahversorgung in den Wohnquartieren komme Bus und Bahn für viele ältere Menschen auch eine wachsende Bedeutung zu, wenn es darum gehe, die Dinge des täglichen Lebens wie Arztbesuche und Einkäufe zu erledigen. „Ein auch bei kleinen Einkommen bezahlbares Angebot zumindest für den Nahverkehr ist deshalb kein Luxus, sondern ein Muss.“ Auch schaffe es Anreize, zugunsten des Klimas vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.

Anders als Arbeitnehmer könnten Rentner Fahrtkosten meist nicht steuerlich absetzen. Das treffe besonders „Schwellenhaushalte“ und viele Alleinstehende, die auf ein preiswertes ÖPNV-Angebot angewiesen seien. Zumal sie derzeit mit steigenden Lebenshaltungskosten und Energiepreisen zu kämpfen hätten. Wichtig sei für sie ein leicht handhabbares Ticket, das die Kosten transparent mache.

Ruhrbahn könne auch regionale Ticketangebote machen

Wohl sei das 9-Euro-Ticket dauerhaft nicht finanzierbar, es habe aber Maßstäbe gesetzt, betont Susanne Asche. „Ein Monatsticket darf für Senioren nicht mehr als 30 Euro kosten“, fordert sie. Und nimmt hier auch die Ruhrbahn in die Pflicht: „Dass das auch unabhängig von bundesweiten Lösungen machbar ist, haben einige Städte und Verkehrsverbünde bereits vor dem 9-Euro-Ticket bewiesen.“