Essen. Essens Seniorenbeirat will mehr Mobilität für die Älteren. Zur nächsten Sitzung sind Experten der Ruhrbahn eingeladen – und online alle Senioren.
Bleiben Sie zu Hause – das ist ein Ratschlag, den Susanne Asche nicht gern gibt. Und so ergänzt die Vorsitzende des Essener Seniorenbeirats: „Verfolgen Sie die Sitzung am 2. Februar am besten online.“ Sie wünsche sich eine breite öffentliche Beteiligung, wenn es an dem Mittwoch um das Megathema Mobilität gehen soll: Die Mitglieder des Beirats und die Experten der Ruhrbahn kommen dann im Ratssaal zusammen.
So war es schon für die Septembersitzung im vergangenen Jahr geplant, die dann coronabedingt ausfiel. Zum Kummer der 73-Jährigen, die ihr Amt im April 2021 angetreten hat und seither beobachten musste, „dass die Öffentlichkeit weitgehend ausgeschaltet war“. Etwa weil die Zahl der Anwesenden beschränkt war, ihr Impfstatus geprüft werden musste oder Termine eben ganz entfielen. Dabei sei der Seniorenbeirat nicht bloß lose Diskussionsrunde, sondern die politische Vertretung für die 160.000 Essener und Essenerinnen über 60 Jahre.
In den monatlichen Sitzungen, deren Gewicht schon durch den Tagungsort Rathaussaal unterstrichen wird, gehe es um wichtige, zukunftsgewandte Themen – für eine heterogene Zielgruppe: von den gerade über 60-Jährigen, die noch im Beruf stehen über jene Ruheständler, die höchst aktiv unterwegs seien, bis zu den Hochbetagten, deren Mobilität eingeschränkt sei. Folgerichtig gebe es seit einigen Jahren einen Paradigmenwechsel, sagt Susanne Asche. „Die Seniorenarbeit sieht nicht mehr vor allem auf Pflege und Betreuung, sondern orientiert sich daran, dass möglichst viele Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in ihrem vertrauten Umfeld führen können.“
Viele Essener Senioren benutzen die Ruhrbahn-App – andere fremdeln mit dem Smartphone
Im Gespräch mit der Ruhrbahn gehe es demnach nicht allein um Sicherheit und Barrierefreiheit, sondern auch um ein gut ausgebautes Bus- und Bahn-Netz, „das auch ein Anreiz sein könnte, das Auto abzuschaffen“. Das populäre E-Bike sei schließlich nicht für jeden die Alternative zum eigenen Wagen. Es müsse eine vielfältige Infrastruktur geben, die dem 85-Jährigen mit Rollator ebenso gerecht werde wie dem 70-jährigen Radfahrer.
Gleiches gelte für die Digitalisierung: Selbstverständlich benutzten längst viele Senioren die Ruhrbahn-App „Zäpp“, um die beste Verbindung zu finden. Man müsse aber auch jenen ein Angebot machen, die mit dem Kursbuch aufgewachsen seien und mit dem Smartphone fremdelten. Sie würden wohl auch nicht mehr aufs Online-Banking umsteigen. Was mitunter auch soziale Gründe habe: „Für manche ist der Gang zur Bank der einzige Kontakt nach außen.“
Es gebe in Essen mit dem Seniorenreferat einen wichtigen zentralen Akteur, dessen finanzielle Ausstattung unbedingt gehalten werden müsse, mahnt die frühere CDU-Ratsfrau. Daneben sorgten viele Angebote in den Stadtteilen für Vernetzung von Senioren: von Zentren 60 plus bis zum bald zehn Jahre alten Klassiker „Spaziergangspaten“: 50 Gruppen im ganzen Stadtgebiet fragen inzwischen „Willst Du mit mir gehen?“
Sie ist Ehrenamtliche – quasi immer im Dienst
Susanne Asche geht ihr Ehrenamt trotz der coronabedingten Widrigkeiten mit großer Energie an. Wie viel Zeit sie und ihre beiden Vorstandskollegen investierten, sei schwer zu sagen. Sie seien jedenfalls auch abseits der fest verabredeten Treffen in engem Austausch – und quasi immer im Dienst. Wenn sie durch die Innenstadt geht, wird sie an Dauerbrennerthemen erinnert, wie die fehlenden öffentlichen Toiletten und an Erfolgsformate wie das Seniorenkino in der Lichtburg. Als Freundin der Kultur fragt sie sich da gleich, ob nicht auch die Theater und Philharmonie (TuP) mehr Angebote am Nachmittag machen kann.
Susanne Asche spricht aber nicht allein über die Wünsche und Anliegen der Senioren, sondern macht auch deutlich: „Die ältere Generation ist ein starker Träger des Ehrenamtes – ohne sie bräche vieles in der Stadt zusammen.“