Essen. Die Stadt Essen denkt über mehr Verkehrsüberwachung nach. Die Kommune hat in 2021 rund 3,2 Millionen Euro nach Tempoverstößen eingenommen.
Für ihren täglichen Kampf gegen Temposünder auf den Straßen will die Stadt Essen offenbar aufrüsten: Es wird aktuell über die Anschaffung sowohl eines Blitzanhängers als auch eines weiteren Radarwagens nachgedacht. Entsprechende Überlegungen hat Stadtsprecherin Silke Lenz auf Anfrage bestätigt.
Die Planungen für ein siebtes Fahrzeug als auch eine semistationäre Geschwindigkeitsüberwachungsanlage seien aber noch nicht abgeschlossen. Mit der reinen Anschaffung der Gerätschaften für mehr Verkehrsüberwachung sei es nicht getan. Das Plus an Kontrollmöglichkeiten benötige personelle Ressourcen und müsse in den Arbeitsalltag integriert werden, heißt es.
Die Investitionen machen sich schnell bezahlt
Dass die Kosten für die Technik nicht das Problem sind, liegt auf der Hand. Die Investitionen amortisieren sich binnen kürzester Zeit: Im vergangenen Jahr hat die Stadt durch Sanktionen nach rund 162.000 Geschwindigkeitsverstößen rund 3,2 Millionen Euro eingenommen. Zum Vergleich: Im Jahr davor wurden 172.000 Verstöße registriert, nach denen 3,6 Millionen Euro in die kommunale Kasse flossen.
Den heftigsten Regelverstoß in 2021 erfassten die Kameras auf der A 40, als ein Autofahrer mit 197 Stundenkilometern an den Kameras in der Buderuskurve vorbeiflog, obwohl die erlaubte Höchstgeschwindigkeit 100 km/h betrug. Noch massiver hatte ein Temposünder im Jahr zuvor auf die Tube gedrückt. Er wurde an gleicher Stelle mit 218 Sachen geblitzt.
Alle sechs stationären Radarkameras am Bredeneyer Berg, an der Bernestraße, an der Bismarckstraße und auf der Autobahn 40 lösten rund 24.000 Mal aus. Gerade die kombinierten Anlagen zur lasergesteuerten Ahndung von Rotlicht- als auch Temposünden an der Berne- und an der Bismarckstraße machten sich rasend schnell bezahlt: Allein in den ersten rund 100 Tagen seit ihrer Inbetriebnahme vor etwas über einem Jahr hatten die kombinierten Anlagen bereits fast 5500 Verstöße erfasst.
Die Vorschriftentreue war durchweg mangelhaft
Und dabei handelte sich nicht nur um Kavaliersdelikte: An der Bernestraße raste ein Verkehrsteilnehmer mit 103 Sachen in die Radarfalle, an der Bismarckstraße waren 94 km/h der heftigste Regelbruch. Dem bislang rücksichtslosesten Spitzenreiter in der Stadtstatistik drohen nach dem neuen Bußgeldkatalog nun 280 Euro Strafe, dazu kommen zwei Punkte und ein zweimonatiges Fahrverbot.
Schnell rentiert hat sich auch das Gerät am Bredeneyer Berg, wo der Grund für die Reaktivierung eines Radars nach fast zwei blitzerlosen Jahrzehnten nach Angaben der Stadt die durchweg mangelnde Vorschriftentreue der Verkehrsteilnehmer war: Regelmäßig, so hieß es, wurde dort das zulässige Tempo überschritten. Zum Teil sogar deutlich mit über 100 Stundenkilometern. Immerhin jeder dritte Autofahrer war in Richtung Werden zu schnell unterwegs, hatte eine Verkehrserhebung ergeben.
Das Gros der erfassten Verstöße ging jedoch nicht auf das Konto der stationären Anlagen, sondern der sechs Radarwagen mit etwa 138.000 festgestellten Geschwindigkeitsüberschreitungen, geht aus einer Statistik des Ordnungsamtes hervor.
158.000 Knöllchen in einem Jahr verteilt
Zu den rund 3,2 Millionen aus Raser-Geldbörsen kamen im vergangenen Jahr nach stadtweit rund 158.000 Verstößen im sogenannten ruhenden Verkehr zusätzliche zwei Millionen Euro über Knöllchen ins Stadtsäckel. Zum Vergleich: Im ersten Jahr der Corona-Pandemie waren es etwa 207.000 Regelbrüche, nach denen noch rund eine Million Euro mehr eingenommen werden konnte.
Mittlerweile sind 68 Außendienstkräfte für den fließenden und den ruhenden Verkehr auf den Straßen Essens unterwegs.