Essen. Die Behörde hat eine Bilanz ihrer Schwerpunktaktion zur Geschwindigkeitsüberwachung gezogen. 49 Autofahrern drohen nun Fahrverbote.

Zwei dicke Daimler unter den Allerwertesten und junge Beifahrerinnen an Bord - das sind in der PS-Protzer-Szene genug der Zutaten, aus denen ganz schnell illegale Kraftfahrzeugrennen entstehen: So wie mutmaßlich am Am 16. Januar, als gegen 0.50 Uhr zwei 21 Jahre alte Fahrer mit ihren Mercedes C300 und E350 auf der Bottroper Straße in Essen in eine Kontrollstelle der Polizei rasen - mit 128 Stundenkilometern bei erlaubten 50. Diese massive Überschreitung von 78 km/h auf innerstädtischen Straßen ist der negative Spitzenreiter der verstärkten Geschwindigkeitskontrollen der Polizei Essen seit dem 27. Dezember.

Im Rahmen der Aktion „Guter Vorsatz“ erwischten die Beamten binnen 36 Tagen 2736 Temposünder, wobei nur auf jenen Straßen kontrolliert worden ist, die nach Erkenntnissen des Verkehrsdienstes als beliebte Raserstrecken gelten. Dazu gehören beispielsweise der Berthold-Beitz-Boulevard, die Altendorfer Straße, die B224, die Grillo-, die Friedrich-Ebert-, die Bottroper Straße oder die Wuppertaler Straße.

1921 Verwarngelder wurden erlassen

Geschwindigkeitsmessungen vor Schulen und Kitas haben in diesem Zeitraum zwar auch stattgefunden. Deren Ergebnisse fanden aber keinen Eingang in die Bilanz der Sonderkontrollen, sagte Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato am Mittwoch. Genauso wenig wie jene 11.345 Verstöße, die zwischen dem 27. Dezember und dem 31. Januar bei der kommunalen Verkehrsüberwachung durch mobile und stationäre Blitzer registriert wurden. Umso alarmierender sind die Zahlen der polizeilichen Schwerpunktkontrollen.

1921 der aktuell festgestellten Geschwindigkeitsverstöße wurden mit einem Verwarngeld geahndet. Das bedeutet, die Fahrerinnen oder Fahrer waren innerorts mit bis zu 15 km/h zu schnell unterwegs. In 815 Fällen waren Ordnungswidrigkeitsanzeigen fällig, die bei mehr als 16 Stundenkilometern Überschreitung ein Bußgeld nach sich ziehen werden.

49 Temposünder erwartet ein Fahrverbot

27 Fahrer fuhren mit 30 bis 40 km/h über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, zwölf mit bis zu 50 Stundenkilometern und vier waren sogar noch schneller auf Achse - etwa am 10. Januar mit 131 Sachen bei erlaubten 70 km/h auf der Wuppertaler Straße oder auf der Marie-Juchacz-Straße, wo ein Autofahrer am 25. Januar die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 51 Zähler überschritt.

Was in Konsequenz heißt, so Schwarz-Pettinato: 49 der aufgeflogenen Temposünder droht nun ein Fahrverbot. Darüber hinaus wurden neun Strafanzeigen geschrieben: In sechs Fällen wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, in einem wegen Trunkenheit im Straßenverkehr und einmal wegen Urkundenfälschung, nachdem ein unechter Führerschein sichergestellt werden konnte.

Nach dem mutmaßlichen verbotenen Rennen auf der Bottroper Straße wurden strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet, die bei der Staatsanwaltschaft enden können. Die 21-Jährigen sind ihre Führerscheine erst einmal los, die Autos sind zudem sichergestellt.

Beschleunigungsrennen sind ein Problem

Diese Delikte, die von der Polizei Essen als verbotene Kraftfahrzeugrennen im Sinne des sogenannten Raser-Paragrafen 315d des Strafgesetzbuches verfolgt werden, haben zuletzt binnen eines Jahres deutlich von 75 auf 130 zugelegt.

Zwar existiert in Essen nach wie vor keine Szene, die sich gezielt verabredet, um den Schnellsten unter sich auszumachen, betont die Polizei. Aber Beschleunigungsrennen, bei denen Fahrer sich ohne Gegner aber mit zu hohem Tempo über kurze Strecken und von Ampel zu Ampel protzen, sind durchaus ein zunehmendes Vergehen auf den Straßen.

Die Polizei Essen hat die Hoffnung dennoch nicht aufgegeben, das Steuer herumreißen zu können. Neben Repression setzt die Behörde dabei auch auf Prävention. Mit denen, die man in den vergangenen Wochen erwischt hat, wurden an Ort und Stelle aufklärende Gespräche geführt, um ihnen die möglichen Folgen ihres teils verantwortungslosen Handelns vor Augen zu führen. Vielleicht wird bei dem einen oder anderen noch etwas daraus: mehr als nur ein „Guter Vorsatz“.