Essen. Beide Taxiverbände in Essen sind sich einig: Die Taxitarife müssen steigen. Allerdings herrscht Uneinigkeit, um wie viel sie steigen sollen.
Taxifahrten in Essen werden teurer. Beide Taxiverbände haben bei der Stadtverwaltung einen Antrag auf Erhöhung der Taxitarife gestellt, über die der Stadtrat in den kommenden Wochen entscheiden muss. Wann Fahrgäste die höheren Preise bezahlen müssen, steht zwar noch nicht fest. Aber „die Erhöhung wird kommen, da bin ich mir sicher“, sagte Volker Lohmeier, Vorsitzender des Interessenverbandes der Mietwagen- und Taxiunternehmen (IVMT) in Essen. Sein Verband vertritt etwa 40 Prozent der Taxiunternehmen in der Stadt.
Neben dem IVMT fordert auch die Genossenschaft Taxi Essen als größte Interessenvertretung der Branche in der Stadt höhere Tarife. „Es gab in Essen schon jahrelang keine Erhöhung. Aber unsere Kosten sind seither deutlich gestiegen“, machte der Vorstandsvorsitzende von Taxi Essen, Michael Rosmanek, deutlich.
Mindestlohn steigt im Juli und nochmals im Herbst
Die Taxitarife in Essen sind zuletzt im Jahr 2015 angehoben worden. Vor allem die weitere Entwicklung beim Mindestlohn macht den Taxiverbänden Sorgen. Seit seiner Einführung 2015 ist er von damals 8,50 Euro brutto pro Stunde auf nunmehr 9,82 Euro gestiegen. Im Juli ist eine Anhebung auf 10,45 Euro geplant und im Oktober soll er dann 12 Euro pro Stunde betragen. „Allerspätestens zum 1. Oktober brauchen wir die Preiserhöhung“, bekräftigte Lohmeier. Angesichts der Kostenentwicklung hält es auch die Verkehrsbehörde der Stadt für gerechtfertigt, den Taxitarif zu überprüfen.
Dass es nun gleich zwei Anträge bei der Stadt gibt, liegt daran, dass beide Verbände sich in der Sache zwar einig sind, sich aber nicht über die Ausgestaltung der Preiserhöhung einigen konnten. Während IVMT-Chef Lohmeier die bisherige Tarifstruktur tiefgreifender verändern will, möchte Taxi Essen lediglich die Tarife pro gefahrenen Kilometer erhöhen. Bei beiden Vorschlägen steht jedoch eine kräftige Erhöhung im Antrag, die Taxifahrten deutlich teurer machen würde. Taxi Essen will zudem auch für Mietwagen Mindestpreise festschreiben lassen, was wiederum der IVMT als deren Interessenverband nicht mitgehen wollte.
Stadt Essen beauftragt Taxigutachten
Die Stadt hat eine unabhängiges Gutachten beauftragt, der das Begehren der Taxibranche prüfen soll. „Dieses, sowie die vorliegenden Tarifanträge der ansässigen Taxiverbände bilden dann die Diskussionsgrundlage, um zusammen mit den Interessenvertretenden des Taxigewerbes einen gemeinsamen Vorschlag zur Änderung des Taxitarifs zu erarbeiten“, teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage mit.
Geht es nach dem Plan des IVMT, dann sollen kurze Taxifahrten künftig zehn Euro kosten. Das würde pauschal für alle Strecken bis zu zwei Kilometer gelten. Derzeit bezahlt der Fahrgast vier Euro Grundgebühr und zwei Euro pro Kilometer. Das macht bei einem Kilometer Strecke sechs Euro, bei zwei Kilometern acht Euro. „Kurze Fahrten sind unser Hauptkostenfaktor. Die müssen wirtschaftlicher werden“, begründet IVMT-Chef Lohmeier seinen Vorstoß. Alles, was über zwei Kilometer hinaus geht, werde nach seinem Vorschlag dann mit 2,70 bzw. 2,50 Euro pro Kilometer berechnet.
Unterschiedliche Vorstellung über Preiserhöhungen
Taxi Essen will künftig zwar auch kurze Fahrten teurer machen als längere, aber nicht so einschneidend wie Lohmeiers Verband. „Das wird von uns kolossal abgelehnt“, unterstrich Rosmanek. Denn gerade viele Ältere würden das Taxi für Einkaufsfahrten von deutlich unter zwei Kilometern nutzen. Rosmanek befürchtet, dass diese Kunden dann aufs Taxi verzichten würden. „Wir brauchen eine gute Auslastung für die Fahrzeuge.“
Im Antrag von Taxi Essen bleibt deshalb der Grundpreis wie heute bei vier Euro, die Tarife steigen jedoch gestaffelt. Heute zahlt der Fahrgast werktags von 6 bis 22 Uhr zwei Euro für jeden gefahrenen Kilometer, am Sonntag und Feiertagen 2,10 Euro. Künftig sollen nach dem Willen von Taxi Essen 2,80 Euro für den ersten und zweiten Kilometer fällig werden, 2,60 Euro für den dritten und vierten Kilometer und ab dem fünften dann 2,30 Euro. Die höheren Preise nachts und an Sonn- und Feiertagen würden abgeschafft.
Rosmanek machte kein Hehl daraus, dass ihm die Erhöhung „Bauchschmerzen bereite“. Denn nicht erst seit Corona kämpft die Branche mit sinkenden Umsätzen und wachsender Konkurrenz. „Wir sind da in der Zwickmühle, aber unsere Taxiunternehmer müssen ihre Fahrer bezahlen können“, sagte er.