Essen. „Licht aus“ heißt ab sofort die Devise bei sämtlichen stadtbildprägenden Gebäuden. Die traditionsreichen Lichtwochen setzt man auf Sparflamme.

Dass die Essener Innenstadt im Winter traditionell aufleuchtet, davon können schon die ältesten Semester dieser Stadt erzählen: Wo sie früher über Lichtbilder aus zehntausenden Glühlampen staunten, die sich vornehmlich über die Fußgängerzonen spannten, zaubern seit ein paar Jahren unzählige LED-Lichter faszinierende Lichtobjekte.

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Sie bescheren der dunklen City für ein paar Wochen Atmosphäre in Warm- und Kaltweiß. Doch was tun, wenn die Stadt nicht zuletzt als symbolischen Akt von der Domkirche bis zum Aalto-Theater, von Handelshof bis zur Alten Synagoge die Außenstrahler abschaltet? Die Lichtwochen dennoch unangetastet lassen? Herunterdimmen? Gar ausknipsen?

Erst Light Festival, dann Lichtwochen: „Es wird glanzvoll, magisch und wunderbar“

Stadt und Marketing-Gesellschaft stecken in der Klemme. Und während alle anderen Einsparbeschlüsse in der Sitzung des Verwaltungsvorstands am Dienstag zügig grünes Licht bekamen, ist eine endgültige Entscheidung zu den Lichtwochen dem Vernehmen nach noch nicht gefallen.

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Nur die Termine stehen bereits fest: Vom 30. Oktober bis zum 8. Januar 2023 sollen sie erstrahlen, zuvor lockt bereits ab 30. September das Essen Light Festival mit kunstvoll gestalteten Leuchtobjekten. Essens Marketing Gesellschaft EMG weckt schon Vorfreude: „Es wird glanzvoll, magisch und wunderbar.“

Wenn die Lichtwochen kippen, gehen bei vielen Schaustellern endgültig die Lichter aus

Das klingt nicht zwingend nach: Wir lassen die Stadt gänzlich im Dunkeln. Außer Frage steht zwar, dass im Falle einer bundesweit ausgerufenen „Notfallstufe“ bei der Gasversorgung auch die Lichtspektakel dran glauben müssten. In der jetzigen „Alarmstufe“ aber ist der Effekt allenfalls symbolischer Natur, denn bei den Lichtwochen ist längst vollzogen, was etwa bei der Straßenbeleuchtung noch großteils bevorsteht: die Umstellung auf LED-Leuchtdioden.

Mit der Folge, dass die Energieersparnis sich doch arg in Grenzen hält. Gleichwohl hat man sich um weitere Einsparungen bemüht. So kündigte Richard Röhrhoff, Geschäftsführer der Essen Marketing GmbH, am Dienstag auf Anfrage an, man werde die Leuchtzeiten bei den Lichtwochen um mindestens 25 Prozent verkürzen. Auch fürs Essen Light Festival sieht es gut aus: Den Verbrauch habe man dank sparsamster Technik um mehr als zwei Drittel gekürzt, von 10.000 auf gerade noch 2800 Kilowattstunden.

Schlittschuhlaufen auf dem Kennedyplatz, darauf werden die Essener und ihre auswärtigen Gäste in diesem Winter verzichten müssen.
Schlittschuhlaufen auf dem Kennedyplatz, darauf werden die Essener und ihre auswärtigen Gäste in diesem Winter verzichten müssen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Weniger Strom, als wenn die Leute alle zuhause bleiben und Fernsehen gucken“

Röhrhoffs augenzwinkernde Erkenntnis: Gemessen an der Vielzahl der Besucher „verbraucht das Light Festival im Prinzip weniger Strom, als wenn die Leute alle zuhause bleiben und Fernsehen gucken“. Daneben sind etwa die Lichtwochen auch in vertragliche Konstruktionen eingebunden, etwa mit der schon durch Corona arg gebeutelten Schausteller-Branche. Die bangen einmal mehr nach dem Motto: Wenn ihr da den Schalter auf „Off“ kippt, gehen bei uns ebenfalls und zwar endgültig die Lichter aus.

Auf einen anderen Spaß aber werden die Bürgerinnen und Bürger in diesem Winter verzichten müssen: „Es wird keine Eisbahn geben“, bedauert Röhrhoff, „Essen on Ice“, für Januar angekündigt, fällt aus. Stattdessen arbeitet die EMG an einem Eisstock-Event auf einer Kunststoffbahn.