Essen. Mit konkreten Maßnahmen will die Stadt Essen Energie einsparen. Das werden Bürgerinnen und Bürger spüren. Wo genau gespart wird, lesen Sie hier.
Mit einschneidenden Spar-Maßnahmen, die die Stadt Essen selbst in einem Vierteljahrhundert Finanz- und Schuldenkrise nicht anfasste, will sie Millionen von Kilowattstunden und damit auch Millionen Euro einsparen. Die Devise ist simpel: Licht aus, Heizung runter und mehr. Das werden die Bürgerinnen und Bürger spüren.
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Energiesparen: Die Stadt Essen macht das Licht aus
Öffentliche Gebäude effektvoll anzustrahlen, das sieht schön aus und kostet weniger als mancher meint, soll aber schon aus symbolischen Gründen unterbleiben. Betroffen davon sind diverse Kirchen, darunter Münsterkirche, Kreuzes- und Gertrudiskirche (Foto) oder Werdens Basilika St. Ludgerus. Licht aus heißt es auch für Baudenkmäler und Gedenkstätten wie Krayer Seilscheibe, die Spitzerplastik am Kennedyplatz, das Stadtzeichen Energie und die Skulptur „Steile Lagerung“ am Hauptbahnhof, die Burgruine Altendorf oder die Alte Synagoge. Auch Grillo-Theater, Saalbau und Philharmonie und selbst der Handelshof mitsamt dem Lichtwerbe-Slogan auf dem Dach bleiben fortan dunkel.
Sparpotenzial: circa 60.000 kWh pro Jahr
Nur kalt Hände waschen
Warm duschen, okay, aber warm die Hände waschen? Soll es so nicht mehr geben, die Warmwasserbereitung für Handwaschbecken in Schulen wird grundsätzlich eingestellt, ausgenommen in Mensen und gegebenenfalls für Reinigungskräfte. In den Duschräumen von Sport- und Turnhallen sowie Bädern ist die isolierte „Kaltstellung“ der Handwaschbecken nicht möglich, dann blieben auch die Duschen kalt – eine Verschärfung, die man nur in der Notfallstufe umsetzen will.
Sparpotenzial: für Sport -und Turnhallen 2,35-3,5 Millionen kWh im Jahr, bei Einzelzapfstellen in allen öffentlichen Gebäuden 400.000 kWh
Sport- und Turnhallen: Aufwärmen ist angesagt
Große Sprünge aus dem Stand? Lieber nicht: In den Sport- und Turnhallen der Stadt soll mit Beginn der Heizperiode die Raumtemperatur deutlich heruntergeschraubt werden – von bislang 18 auf dann gerade mal 16°C. Dieses Temperaturniveau wurde mit dem Essener Sportbund abgestimmt. Sollte die Bundesregierung die Notfallstufe ausrufen, würde eine weitere Absenkung um 1 auf 15° C erfolgen, das aber wäre dann das Ende der Fahnenstange: Bei einer Raumtemperatur unter 15°C, so heißt es, bestehe eine erhöhte Gefahr von Sportverletzungen.
Sparpotenzial: bis zu 1.750.000 kWh/pro Jahr
18,5 °C von Amts wegen
20 Grad Raumtemperatur – das ist nicht sonderlich kuschelig, wenn man im Büro sitzt, ohne sich körperlich anzustrengen. Wärmer soll’s in Verwaltungen, Büros oder Schulen aber nicht mehr werden, im Gegenteil: Für nicht so häufig genutzte Nebenräume und Flure sowie außerhalb der Nutzungszeiten liegt die Obergrenze künftig bei 18°C. Wo sich in Räumen die Heizung nachjustieren lässt, fällt die Solltemperatur um 1,5°C geringer aus, im Rathaus etwa 18,5°C. Damit keiner friert, heißt es, „der mögliche Bedarf an Decken soll berücksichtigt werden“.
Sparpotenzial: bis 11,7 Millionen kWh im Jahr
Warmbaden war einmal
Kalte Dusche für empfindliche Badegäste: Warmbadetage werden nicht mehr angeboten und auch sonst die Wassertemperatur in Schwimmbädern herabgesetzt – Schritt für Schritt, damit sich alle dran gewöhnen. In Freibädern liegt die Wassertemperatur bei 24°C (vorher 26°C), in den Mehrzweckbecken der Hallenbäder bei maximal 26°C (zuvor 28°C). Becken für sensible Gruppen, etwa Reha-Sport oder Babyschwimmen), bieten bis zu 30°C. Die Lufttemperatur wird entsprechend angepasst. Das Vorgehen ist mit dem Essener Sportbund abgestimmt.
Sparpotenzial: erheblich, aber nicht beziffert
Schwitzen im Büro
Die Bäder in Werden und Kupferdreh verfügen über eigene Sauna-Bereiche, die allerdings bereits außer Betrieb sind und das nach dem Willen der Stadt auch bleiben sollen. Macht nichts, mag mancher sagen, denn heiß her geht es in diesen Tagen auch in vielen Büros und Verwaltungen. Dort freuen sich all jene, die eine Klimaanlage nutzen können. Doch deren Soll-Raumtemperatur soll künftig spürbar höher liegen als bisher üblich: Statt auf 24 oder teilweise sogar 22°C soll die Temperatur künftig allenfalls auf 26°C heruntergekühlt werden können – bei sitzender Tätigkeit ohne körperliche Anstrengung.
Sparpotenzial: bis zu 55.000 kWh im Jahr
Den Wasserlauf stoppen
Schon Ende September, und damit einen Monat früher als sonst üblich, sollen die Brunnenanlagen im Essener Stadtgebiet sowie die Wasserspiele am Gruga-Park samt Wasserfall im Alpinum abgeschaltet werden. Kappen lässt sich der Nachschub an kühlem Nass dabei nicht nach Belieben, wie es bei der Stadt heißt, sondern nur einmal im Jahr, und auch das nicht etwa automatisiert, sondern erledigt durch einen externen Dienstleister. Früher abgedreht verringert sich damit der ursprünglich von April bis Oktober geplant Brunnen-Betrieb um ein Siebtel.
Sparpotenzial: circa 15.700 kWh im Jahr
Eis erst ab September
Auch am Westbahnhof wird eiskalt kalkuliert: Die dortige Eissporthalle soll die Eis-Erzeugung erst Anfang September aufnehmen, das reicht immer noch, damit die Eishockeymannschaften rechtzeitig zum Ligabeginn die Halle nutzen können. Ohnehin hat ein Vergleich mit anderen Städten ergeben, dass Gemeinden mit einer Eissporthalle und vergleichbarer Ligazugehörigkeit ähnlich verfahren. Neben dieser Saison-Verkürzung gilt: Das Nebenspielfeld der Eissporthalle unterhalb der Tribüne wird dauerhaft nicht in Betrieb genommen.
Sparpotenzial: circa 80.000 kWh im Jahr
Heikles Klima für Kunst
Die Publikumsräume in Kultureinrichtungen sollen auf maximal 20°C beheizt werden, ein Grad weniger als bisher. Problematisch wird es in der Notfallstufe, denn die Museums-Exponate im Milliardenwert sind sehr temperaturempfindlich und müssen dauerhaft klimatisiert werden, um Schäden zu vermeiden. Die Kunst kommt dann in Depots, das Publikum bleibt ausgesperrt.
Sparpotenzial: nicht beziffert