Essen. Der ADFC Essen kritisiert die Sperrung einer Borbecker Kreuzung für Radler: Tram-Schienen seien gefährlich platziert, die Ruhrbahn müsse handeln.
Mit harscher Kritik, hat der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Essen, auf die Sperrung einer Kreuzung in Borbeck für Radfahrer reagiert. Wie berichtet, sollen Radler ab Montag (1. August) gezwungen werden, die Kreuzung Weidkamp/ Am Ellenbogen / Hülsmannstraße zu umfahren, weil sie dort in die Straßenbahnschienen geraten und verunfallen könnten. Die Sperrung sei „keine akzeptable Lösung“, sagt Jörg Brinkmann vom ADFC. Die Ruhrbahn müsse dort für eine bauliche Lösung sorgen.
An der Kreuzung gab es von 2015 bis heute 25 Unfälle mit Radfahrern und Radfahrerinnen, die meisten Unfallopfer gerieten in die Straßenbahnschienen. Die Stadtverwaltung hatte daher schon länger eine Alternativroute ausgeschildert, die aber offenbar nicht oder wenig genutzt wurde. So kam es auch in diesem Jahr schon zu drei Radunfällen in dem Bereich. Als Sofortmaßnahme zum Schutz der Radler hat die Unfallkommission der Stadt nun das Durchfahrtsverbot für eine 50 Meter lange Strecke hinter dem Kreuzungsbereich beschlossen: Radfahrer werden über die vom Weidkamp abzweigende Armstraße umgeleitet.
Der ADFC hält dagegen, dass die bisher von der Stadt ergriffenen Maßnahmen völlig unzureichend seien und sich daher „folgerichtig als wirkungslos“ erwiesen hätten. So sei die offiziell ausgeschilderte Radroute zwar umgeleitet worden, die Neubeschilderung „war aber so unglücklich platziert, dass sie kaum wahrnehmbar war“. Auch habe man das letzte Stück der Umleitungsstrecke nur halbherzig gelöst, indem man die Radfahrer bis zur Kreuzung Leimgardtsfeld über den Gehweg führte – eine nach Ansicht des ADFC inakzeptable Verkehrsführung.
Ohnehin laufe das Vorgehen der Stadt allen Bemühungen zum Ausbau des Radroutennetzes wie den Zielen des Radentscheides zuwider. Die städtische Verkehrspolitik habe schon vor neun Jahren postuliert, bis zum Jahr 2035 den Anteil des Radverkehrs auf 25 Prozent zu steigern. „Die Sperrung einer ganz normalen innerstädtischen Straße in dieser Form muss daher umgehend gestoppt werden“, fordert Jörg Brinkmann im Namen des Essener ADFC.
Essener Fahrradclub kritisiert Sperrung als inakzeptabel
Der Fahrradclub ärgert sich auch, dass die städtische Pressemitteilung den Eindruck erwecken könnte, der ADFC habe die Sperrung gebilligt. „Bei der Sitzung der Unfallkommission am 11. Juli waren die Bezirksvertretung IV, der ADFC e.V. sowie FUSS e.V. ebenfalls beteiligt“, heißt es da. Tatsächlich habe sich die Beteiligung des ADFC darauf beschränkt, dass er sich gegen die Sperrung ausgesprochen habe. Da der Club in der Unfallkommission aber kein Stimmrecht habe, sei dieses ablehnende Votum – „wie das weiterer Institutionen“ – unberücksichtigt geblieben.
Wenige Wochen vor der Sitzung der Kommission sei die Beschilderung der Ausweichroute zwar nachgebessert worden, doch es sei weiter erschwert, die Schilder wahrzunehmen. Auch das Ende der Umleitungsstrecke sei noch nicht – wie vom ADFC gefordert – radfahrgerecht umgestaltet worden. Auf den Vorschlag des Radclubs, erstmal die Warnhinweise an der Unfallhäufungsstelle zu verbessern und zusätzlich Piktogramme im Gleisbereich aufzubringen, sei die Kommission nicht näher eingegangen.
Man sei irritiert, mit welcher Eile die Sperrung, die nur Ultima Ratio sein dürfe, nun durchgezogen werde, ohne Nachbesserungen abzuwarten. Die Entschärfung der Gefahrenstelle sei zuvor dagegen „nur in Trippelschritten“ angegangen worden. Dabei sei allen Beteiligten die Ursache für die Unfälle seit langem bekannt: „die extrem unglücklich platzierte Lage der Straßenbahnschienen unmittelbar am Straßenrand“. Hier müsse zügig eine bauliche Lösung gefunden werden, fordert Jörg Brinkmann. „Die Ruhrbahn hatte bereits vor längerer Zeit zugesagt, an derartig kritischen Stellen beispielhaft Schienensysteme zu installieren, die verhindern, dass Radfahrende mit ihren Reifen in die offenen Vertiefungen der Schienenrillen geraten.“ Davon sei bisher nichts zu sehen.
Ruhrbahn soll Schienen im Unfallbereich anders gestalten
Tatsächlich hatte auch die Unfallkommission darauf hingewiesen, dass die Ruhrbahn den Prüfauftrag habe, ob Gleise im betroffenen Bereich irgendwie sicherer gestaltet werden könnten. Geht es nach dem ADFC, sollte das rasch geschehen. Die Sperrung müsse aufgehoben, die Alternativmaßnahmen umgesetzt werden.