Fast 70 Prozent Einbußen musste Stratmanns Theater in der letzten Spielzeit hinnehmen. Warum Philipp und Anna Stratmann zuversichtlich bleiben.

Ein schwieriges Jahr liegt hinter Philipp und Anna Stratmann. Im vergangenen August verloren die Geschwister ihren Vater Ludger. Der erfolgreiche Kabarettist Doktor Stratmann starb zwischen zwei Abschiedsvorstellungen an einem Herzinfarkt.

Stratmanns Theater, bereits seit 2004 in der Leitung des Sohnes, lief ganz in seinem Sinne weiter. Trotz Corona-Auswirkungen, Terminverschiebungen und nur bis zu 35 Prozent Auslastung wurden die hauseigenen Komödien und die Auftritte der Gaststars auf die Bühne gebracht. „Mein Vater hätte nie eine Routine unterbrochen“, sagt Geschäftsführer Philipp Stratmann, der seit Anfang des Jahres leichte Besserung verspürt.

Hauseigene Komödien auch für 30 Fans gespielt

Lange genug wurden Stühle flexibel gestellt, Einlasslisten geführt, Impf- und Testchecks gemacht, notfalls Vorstellungen abgesagt. Die 52 Gastspiele, davon zwei in der Lichtburg, zogen rund 8000 Zuschauer an, 90 Vorstellungen der hauseigenen Komödien rund 8400. Mit um die 100 Zuschauern im Schnitt (statt 286) pro Abend sind die Einschnitte beträchtlich. Philipp Stratmann hat auch für 20 oder 30 Fans von „Spice Boys“, „Pump Dich sexy“ oder „Mädelsabend“ gespielt. Gilt es doch, das verloren gegangene Publikum zurückzugewinnen. Mit der neuen Spielzeit hofft er auf „steigende Auslastung und kostendeckendes Wirtschaften“, aber auch auf schöne Momente.

Eröffnet den Reigen der langjährigen Gastkünstler in Stratmanns Theater: Carmela De Feo.
Eröffnet den Reigen der langjährigen Gastkünstler in Stratmanns Theater: Carmela De Feo. © harald hoffmann

Ab 12. August sind die Komödien am Zug, ab 30. August treten die angestammten Comedians wieder auf, die gerne in den letzten Monaten mit einem Fingerzeig nach oben an ihren Kollegen Ludger Stratmann gedacht und von ihm gesprochen haben. Carmela De Feo, René Steinberg, Frank Goosen oder Kai Magnus Sting mit seiner Geschichte vom Nudelsalat gehören dazu. „Jede Show hat mich an ihn erinnert“, so der 45-Jährige. „Hier ins Haus zu kommen, war für mich immer ein positiver Abschiedsgedanke“, meint seine drei Jahre ältere Schwester Anna.

Die gelernte Krankenschwester, die zuletzt die Verträge für Auftritte ihres Vaters ausgehandelt hat, ist nun an der Seite ihres Bruders ins Theatergeschäft eingestiegen. Sie ist für die Künstlerbetreuung, Programmgestaltung und Pressearbeit zuständig. „Wir machen das Beste daraus“, lautet ihre Devise. Und so bringt Anna Stratmann frischen Wind in die kommende Saison. Sie holt künstlerische Verstärkung mit vergleichsweise mehr Comediennes neben männlichen Unterhaltungskünstlern an den Kennedyplatz.

Mit dabei sind unter anderen die in Essen beheimatete Sandra Da Vina, die Rheinbacherin Barbara Ruscher, die in Stuttgart verwurzelte Patrizia Moresco, die aus Kerken stammende Ingrid Kühne, das Dinslakener Duo Thekentratsch sowie Jakob Schwerdtfeger, Florian Wagner oder Dr. Pop. Selbstverständlich stehen auch die treuen Stratmann-Weggefährten wie Torsten Sträter (ausverkauftes Nachholspiel) auf dem Spielplan.

„Für mich gehören Hennes Benders Premiere des neuen Programms ,Wiedersehen macht Freude’, die Abschiedsshow von Basta und Frank Goosen, der ein neues Buch schreibt, zu den Highlights“, meint Philipp Stratmann. Eine neue Eigenproduktion ist ebenfalls geplant, wird aber erst im nächsten Jahr Premiere haben. Und da es momentan schwierig genug ist, Darsteller für seine laufenden Komödien zu finden, übernimmt Hausautor, Hausregisseur, Schauspieler und Sänger Nadeem Ahmed fast alles in Personalunion bei „Lovesongs to go – Schnulzen lügen nicht“. Die Liebeslieder aus aller Welt haben Ohrwurm-Charakter und sind ab März 2023 zu hören. „Allein wegen seiner Internationalität empfiehlt er sich für den Soloabend“, so Stratmann.

Erinnerungsabend für denDoktor im nächsten Jahr

Auch der Erinnerungsabend für Doktor Stratmann mit befreundeten Künstlerinnen und Künstlern wird erst Anfang des kommenden Jahres stattfinden und nicht schon zu seinem Todestag Ende August. Corona nebst Folgen soll nicht dazwischenfunken können.

„Er soll nicht wie die Abschiedsvorstellungen abgesagt und immer wieder verschoben werden müssen“, sagt Anna Stratmann. „Momentan liegt für die Menschen der Fokus nicht auf Theater. Hochzeiten, runde Geburtstage, Familienfeiern nachzuholen, ist jetzt für sie viel wichtiger.“