Essen. Die Anrufe angeblicher Beamten internationaler Behörden gehören in Essen inzwischen zu den häufigsten Betrugsarten - das sagt die Polizei dazu.
Im Frühjahr erst hat die Polizei Essen als eine der Ersten im Land vor einer neuen miesen Abzocke am Telefon gewarnt. Wenige Monate später gehören die Anrufe angeblicher Beamter internationaler Behörden bereits zu den häufigsten Betrugsarten, sagt Polizeisprecherin Sonja Kochem: Im Namen von Interpol oder Europol haben falsche Fahnder die falschen Polizisten von nebenan „abgelöst“ und versuchen nun in Serie, an das Geld ihrer Opfer in Essen zu kommen.
Was ihnen in den allermeisten Fällen zum Glück nicht gelingt, weil die Angerufenen „entweder erhebliche Verständnisprobleme haben“, wenn die Kriminellen mit britischem Akzent oder „vorwiegend Englisch sprechen“, oder „weil sie einfach misstrauisch werden und das Gespräch beenden“, so Kochem. Doch die Anzeigen häufen sich.
Senioren verloren bis zu siebenstellige Summen
In wie vielen Fällen das bislang genau der Fall ist, kann die Polizei Essen nicht auswerten, da diese Art der Abzocke allgemein unter dem Stichwort „Betrug“ erfasst wird - der allerdings ist gewaltig zum Nachteil älterer Menschen: Allein im vergangenen Jahr haben Betrüger am Telefon meist als falscher Polizist oder auch mit dem Enkeltrick in fast 1000 bekannt geworden Fällen aus der Türkei und Großbritannien heraus versucht, an das Vermögen älterer Essener zu kommen. Meist scheiterten sie, jedoch verloren Senioren auch bis zu siebenstellige Summen, geht aus der jüngsten Statistik der Behörde hervor.
Inzwischen geben sich viele von ihnen international, melden sich als „Police Officer“, der für Euro- oder Interpol arbeite. In zum Teil stundenlangen Gesprächen werden die Opfer zunehmend unter Druck gesetzt mit Geschichten über internationale Straftaten, in die man unglücklicherweise selber oder Verwandte verwickelt seien.
Ein angeblicher Sachbearbeiter erledigt den Rest der „Show“
Das Bankkonto sei bereits betroffen, es gebe Probleme mit der Identität des Inhabers oder man wisse von Delikten, bei denen persönliche Daten missbraucht werden - verbunden mit den unmissverständlichen Hinweis: Wer sich nicht kooperativ zeige, eine geforderte hohe Geldsumme auf ein Konto in Übersee auch in Kryptowährung nicht überweise oder verlangte Informationen nicht preisgebe, dem drohe eine gleich mehrjährige Haftstrafe.
Wird solch ein Anruf angenommen, ist in einigen Fällen zunächst eine Computerstimme zu hören, die vermeintlich darüber informiert, dass eine Identität des potenziellen Opfers verwendet worden sei. Wer nach einer entsprechenden Aufforderung dann die Taste „1“ drückt, wird an einen angeblichen Sachbearbeiter weitergeleitet, der für den Rest der „Show“ zuständig ist, um im Gespräch Geld oder Daten für weitere Straftaten abzugreifen.
Anzeige erstatten und die Bank informieren
Die Polizei warnt: „Wenn Sie angerufen werden, lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Legen Sie auf, rufen Sie Ihre örtliche Polizeibehörde über die Rufnummer 110 an und schildern Sie den Sachverhalt.“ Grundsätzlich sollte Unbekannten keine Auskünfte über Vermögensverhältnisse oder andere sensible Daten gegeben werden. Geld sollte niemals überwiesen werden, ohne dass man sich informiert und absichert. Wer dennoch zum Opfer wird, sollte sofort Anzeige bei der Polizei erstatten und umgehend seine Bank informieren.