Essen. Kriminelle schockten Mutter in Altenessen: Für die Behandlung ihres Sohnes werde viel Geld benötigt. Polizei warnt: Betrugsopfer werden jünger.
Mit einem Schockanruf bei einer Mutter in Essen-Altenessen haben Trickbetrüger mehrere tausend Euro erbeutet. Ihr Sohn sei bei einem Verkehrsunfall schwer verunglückt, belog der Anrufer die fassungslose Frau: Da sein Versicherungsschutz abgelaufen sei, werde eine größere Geldsumme für die dringend notwendige medizinische Versorgung fällig. Ohne zu zögern sagte die Mutter zu, das Geld zu besorgen.
Etwa zwei Stunden nach dem Gespräch am Dienstagmittag erschien eine telefonisch angekündigte „Frau Schwarz“ an der Wohnungstür des Opfers und holte die geforderte Summe ab, berichtete die Polizei am Mittwoch. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Kriminellen die Frau beobachteten, als sie den Betrag in einer nahe gelegenen Bankfiliale abholte. Doch erst als die etwa 30 bis 40 Jahre alte Betrügerin mit dem Bargeld über die Hospitalstraße davonlief, ahnte die Mutter, Opfer einer Straftat geworden zu sein - was sich dann leider bestätigte.
Auch Erwachsene mittleren Alters geraten in den Fokus der Betrüger
Auch wenn diese miese Masche mit angeblichen Unfallopfern, für deren Behandlung dringend Geld benötigt wird, von der Polizei Essen bislang noch nicht öffentlich gemacht worden ist - ganz neu ist sie nicht, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Sie sei aber Beleg dafür, dass nicht länger Senioren allein die potenziellen Opfer von Trickbetrügern sind, sondern es die Täter mittlerweile vermehrt auch auf Menschen „deutlich vor dem Rentenalter“ abgesehen haben. Der Polizeisprecher warnt: „Auch Erwachsene mittleren Alters werden immer häufiger Ziel der professionell vorgehenden Tätergruppen.“ Und die Methoden werden immer drastischer.
So weiß Elke von fingierten Anrufen aus angeblichen Krankenhäusern, bei denen aufgrund eines „fehlenden Versicherungsschutzes“ 25.000 Euro für Medikamente und Behandlungen verlangt wurden, um zu verhindern, dass einem Schwerverletzten ein Bein amputiert werden müsse.
Auch in anderen Stadtteilen waren Trickbetrüger aktiv
Nach dem aktuellen Trickbetrug in Altenessen fahndet die Polizei nun nach der Geldabholerin, die „südländisch“ aussah, aber akzentfrei Deutsch sprach, dunkle Haare und ein Cappy auf dem Kopf hatte. Bekleidet war sie mit einer Jeanshose. Sie führte eine schwarze Tasche mit sich. Die Kriminalbeamten der Ermittlungsgruppe „Call-Center“ hoffen auf Zeugen, die im Umfeld von Hospitalstraße/Mevissenstraße und des Allee-Centers Verdächtiges beobachtet haben. Möglicherweise fielen die beschriebene Frau oder andere verdächtige Personen und Fahrzeuge auf. Sie könnten sich dort in der Zeit von etwa 14 bis 16 Uhr aufgehalten haben. Hinweise nimmt die Polizei unter der zentralen Rufnummer 0201/829-0 entgegen.
Doch nicht in Altenessen, auch in anderen Stadtteilen waren am Dienstag Trickdiebe und -betrüger aktiv und, so Elke, „leider auch erfolgreich“: Nahe des Waldthausenparks an der Hindenburgstraße in der Innenstadt konnte ein falscher Wasserwerker gegen 14.40 Uhr zuschlagen. Während er den Mieter im Badezimmer ablenkte, durchsuchten offenbar seine Komplizen die Wohnung. Wertvolle Schmuckstücke nahmen die Täter als Beute mit. Der falsche Wasserwerker soll etwa 45 bis 50 Jahre alt, 1,70 Meter groß und von normaler Statur sein. Er sprach akzentfrei Deutsch, hat kurze dunkle Haare und war mit einem dunklen Sakko mit roten Streifen bekleidet.
Sparbuch und Schmuck aus Wohnung in Borbeck gestohlen
Etwa 30 Minuten später schlugen Trickdiebe in Borbeck zu: Gegen 15 Uhr gelangte einer der Kriminellen auf der Schloßstraße mit dem sogenannten Zetteltrick in eine Wohnung. Für seine schriftliche Nachricht an den Nachbarn brauchte der Mann beinahe 30 Minuten. Besonderheiten in der Wohnung und Familienfotos nutzte er geschickt aus, um im Gespräch mit den Mietern seinen Aufenthalt unauffällig verlängern zu können. Unbemerkt gelang es derweil Komplizen, ein Sparbuch und Schmuck aus einem unbeaufsichtigten Zimmer zu stehlen. Aufmerksame Nachbarn beobachteten einen silbernen Wagen, möglicherweise war es ein Mercedes, mit dem drei Männer und eine blonde Frau später in Richtung Altendorf davonfuhren.
In allen drei Fällen und immer dann, wenn der Verdacht einer Straftat besteht, bittet die Polizei um Hinweise unter der Rufnummer 0201/829-0.