Essen-Rüttenscheid. Für Jugendliche gibt es in Rüttenscheid kaum Treffpunkte, nun ist auch noch ein Basketballfeld dicht. Warum das unfair ist – ein Kommentar.

In Rüttenscheid sieht es düster aus, wenn es um Orte geht, wo sich ältere Jugendliche treffen und gemeinsam Sport machen können – außerhalb eines Vereins und, ja, auch abseits von Erwachsenen, die sie permanent im Auge behalten. Schulhöfe sind nun auch sonntags geöffnet, aber nur für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren. Attraktive Angebote der Stadtverwaltung? Fehlanzeige. Diskutiert wird hingegen, wenn sich Jugendliche wieder „danebenbenehmen“, sei es im Christinenpark oder auf der Rüttenscheider Straße.

Vor diesem Hintergrund erscheint es befremdlich, mit welcher Vehemenz die Stadtverwaltung das Betreten des Basketballfeldes auf dem Gelände des Helmholtz-Gymnasiums untersagt. In einer idealen Welt gäbe es einen Trainingsort für die Schülerinnen und Schüler der Sportschule NRW, mehrere Begegnungsorte für die Jugendlichen im Stadtteil und eine ruhige Geräuschkulisse für Anwohnerinnen und Anwohner. In der Realität aber gibt es in der Großstadt wenige Flächen und viele verschiedene Nutzungsinteressen, die unter einen Hut zu bringen sind. Eine moderne, hochwertige Sportstätte wie am Helmholtz-Gymnasium zu errichten und sie dann lediglich einer kleinen Gruppe vorzubehalten, erscheint unter diesem Gesichtspunkt unangemessen.

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In einer Stadt wie Essen gilt es, viele verschiedene Interessen zu vereinen

Der Rüttenscheider möchte mitunter alles auf einmal. Er möchte in bester Lage wohnen, möchte die Gastronomie nutzen und fußläufig zum Shoppen gehen können. Gleichzeitig möchte er keinen Mucks hören. Das ist aber kaum möglich – vor allem, wenn man in die unmittelbare Nähe einer Schule zieht. Schwarze Schafe gibt es immer und überall. Dass es laut werden kann, dass viel Müll entsteht und es auch vereinzelt zu Vandalismus kommt, ist kein exklusives Problem von Treffen unter Jugendlichen. Ähnliches ist bei vielen Veranstaltungen, zum Beispiel auf Festivals, zu beobachten. Die Frage ist: Wie geht man damit um?

Geht es um die Belange von Erwachsenen, so ist es zumindest meist keine Option, Veranstaltungen abzusagen oder Kneipen ganz zu schließen. Betrifft ein Thema Jugendliche, sind diskriminierende Verallgemeinerungen nicht weit. Wenn sich einer falsch verhält, leiden alle anderen darunter, heißt es dann eben halb bedauernd, halb schulterzuckend. Und dann wird ein Verbotsschild aufgestellt.

Bitterer Beigeschmack: Kinder und Jugendliche haben das Nachsehen

Stattdessen sollte die Prämisse sein, verschiedene Bedürfnisse miteinander zu vereinbaren. Das könnte zum Beispiel heißen, die Sportanlage nur zu bestimmten Zeiten – auch am Wochenende – zu öffnen und zu später Stunde abzuschließen. Oder tatsächlich eine Aufsicht zu organisieren. Lässt sich diese nicht über Verwaltungsstrukturen organisieren, so ließen sich sicher Ehrenamtliche finden.

Und nicht zuletzt muss es eben Konsequenzen geben, wenn einzelne Jugendliche Ärger machen – auch unter Hinzuziehung von Polizei und Ordnungsamt. Ein striktes Absperren des Basketballfeldes ist allerdings die denkbar schlechteste Lösung, zumal es aktuell keine vergleichbare Alternative gibt. So bleibt der bittere Beigeschmack: Wenn vielfältige Interessen gegeneinander abgewogen werden, haben Kinder und Jugendliche das Nachsehen.