Essen-Heisingen/Steele. Ralf Lopez Garcia ärgert sich über schnelle Radfahrer, Lagerfeuer und frei laufende Hunde entlang der Ruhr. Was Essener Naturschützer dazu sagen.
Per Fahrrad ist Ralf Lopez Garcia fast täglich auf dem Ruhrtalradweg unterwegs. Dabei ärgert er sich oft über Menschen, die sich aus seiner Sicht rücksichtlos verhalten – gegenüber anderen Personen und auch gegenüber der Natur entlang der Ruhr. Vor allem in Heisingen und im Abschnitt zwischen Konrad-Adenauer-Brücke und Steele macht er seine Beobachtungen.
„Viele Radfahrer sind sehr schnell unterwegs“, sagt der 57-Jährige. Das sorge nicht nur für Konflikte und ein erhöhtes Unfallrisiko auf dem Radweg, sondern gefährde auch Tiere. Eines morgens etwa habe er in der Dämmerung Rehwild am Ruhrufer beobachtet. Durch einen schnell vorbeifahrenden Radfahrer seien sie aufgeschreckt worden, ein trächtiges Tier sei in seiner Panik ins Wasser geflüchtet. In diesem Fall sei es zum Glück unbeschadet wieder herausgekommen, aber die Situation sei sehr gefährlich gewesen, erläutert der ehemalige Forstwirt.
Essener fordert mehr Rücksicht auf Tiere entlang des Ruhrtalradwegs
„Ich bin ja selbst mit dem Fahrrad unterwegs, aber langsam und vorsichtig“, sagt Lopez Garcia. Und trotzdem sei ihm einmal fast ein Vogel zwischen die Räder geraten. „Die Singvögel sind sehr aktiv in der Brutzeit, weil sie sich selbst und ihren Nachwuchs versorgen müssen“, so Lopez Garcia. Dann seien sie oftmals auch unachtsam.
Direkt am Ufer der Ruhr sehe er außerdem manchmal Menschen, die wild angelten oder gar Lagerfeuer entzündeten – und das im Naturschutzgebiet. Ebenso ärgere er sich oft über frei laufende Hunde, die Vögel aufscheuchten oder gar hetzten. „Viele Hundebesitzer leinen ihre Hunde nicht an“, sagt Lopez Garcia. Das sei erst recht in der Brut- und Setzzeit nicht zu verantworten.
Freilaufende Hunde als Problem in Naturschutzgebieten
Diese Einschätzung teilt auch Frauke Krüger vom Naturschutzbund. Die Vorsitzende des Nabu-Regionalverbands Ruhr sagt: „Die Probleme sehen wir überall dort, wo viel los ist.“ Schriftliche Hinweise und auch mündliche Erklärungen könnten das nur in einigen Fällen ändern.
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„Freilaufende Hunde sind in allen Naturschutzgebieten ein Problem. Sie scheuchen Vögel auf, hetzen Rehe und Hasen“, so Krüger. Im schlimmsten Fall könnten Hunde auch mal ein Tier reißen, aber selbst, wenn es dazu gar nicht komme, sei die Missachtung der Leinenpflicht nicht akzeptabel. „Das Problem ist die Störung. Hunde lösen bei Wildtieren einen Fluchtreflex aus.“
„Hinzu kommt der Stickstoffeintrag durch die Hinterlassenschaften“, erklärt Krüger. In vielen Naturschutzgebieten würden Pflanzen wachsen, die einen mageren Boden bevorzugten. Liege zu viel Hundekot auf den Wiesen, bringe das die Nährstoffzusammensetzung durcheinander.
Naturschützer fordern strengere Kontrollen an der Ruhr
Auf den öffentlichen Freiflächen in der Stadt komme es zu einer Nutzungskonkurrenz, vor allem in Ballungsräumen – hier es sei ein vernünftiges Miteinander gefragt, schreibt der BUND auf Nachfrage. „Die besonders wertvollen Bereiche und Naturschutzgebiete in der Ruhraue sind hingegen konsequent zu schützen“, meint Sprecher Martin Kaiser. Unachtsamkeit müsse mit beharrlicher Aufklärung, Rücksichtslosigkeit aber mit Sanktionen begegnet werden.
„Letztlich helfen in vielen Fällen aber nur bauliche Maßnahmen, die ein Betreten wertvoller Flächen unmöglich machen. Daher begrüßt der BUND die Initiativen der Stadt Essen in der Heisinger Ruhraue“, ergänzt Vorstandskollegin Anna Heinrichs. Dort sollen Zäune das Areal vor illegalem Zutritt und Beschädigungen schützen.
Strengere Kontrollen fordern auch Radfahrer Lopez Garcia und Naturschützerin Krüger. Auf Nachfrage teilt Patrick Betthaus, Sprecher der Stadt Essen mit: „Beim Ordnungsamt gibt es zum Ruhrtalradweg aktuell keine Beschwerden.“ Deshalb seien auch die Kontrollen nicht verstärkt worden. Wer konkrete Verstöße beobachte, solle diese ans Ordnungsamt melden.