Essen. . In einigen Waldstücken sollen Hunde nicht mehr frei laufen dürfen. Stadt Essen reagiert damit auf Beschwerden. Der Tierschutzverein protestiert.
Die Stadt Essen strebt eine Verschärfung der Leinenpflicht für Hunde an. Besitzer sollen angehalten werden, ihre Tiere in einigen ausgesuchten Waldgebieten nicht mehr frei laufen zu lassen. Anlass dafür seien Beschwerden von Joggern und Spaziergängern, so Roland Haering, Leiter des städtischen Forstbetriebes.
Leinenzwang soll demnach auf dem Trimm-Dich-Pfad sowie im Waldpark an der Eichenstraße im Stadtwald gelten, rund um das Wildgatter im Heissiwald sowie im gesamten Schlosspark Borbeck. Nach Angaben des Forstbetriebes handelt es sich um insgesamt acht Hektar Wald von stadtweit 1745 Hektar.
Das Regionalforstamt muss die Verschärfung des Leinenzwanges genehmigen. Laut Roland Haering hat die Behörde in Vorgesprächen aber bereits signalisiert, dass sie dem Wunsch der Stadt entsprechen werde. Wann dies der Fall sein wird, steht noch nicht fest.
Leinenzwang für Hunde gilt in Essen bislang in Naturschutzgebieten wie beispielsweise in der Heisinger Ruhraue sowie in städtischen Parkanlagen. In Wäldern dürfen Hunde nur dann von der Leine gelassen werden, wenn sie erzogen sind, also wenn sie in Ruf- und Sichtweite auf den Wegen bleiben und auf Zuruf zu ihrem Herrchen zurückkehren.
Tierschutzverein lehnt eine Verschärfung ab
Eine Verschärfung der Leinenpflicht ist, wie wohl nicht anders zu erwarten, umstritten. „Die bisherige Regelung reicht aus“, sagt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Essen, Elke Esser-Weckmann. Alles andere sei eine Stigmatisierung von Hunden und ihren Besitzern. Denn betroffen seien auch jene, deren Hunde aufs Wort hören.
Sich im Wald aufzuhalten sei eine Frage der gegenseitigen Rücksichtnahme, betont Elke Esser-Weckmann. Das gelte für Hundebesitzer wie für alle anderen Nutzer. „Ich habe auch etwas dagegen, wenn ich und mein Hund von Joggern angemacht werde, obwohl der Hund an der Leine ist.“
Wiederholt hatte sich der Tierschutzverein dafür eingesetzt, die Stadt möge eingezäunte Hundewiesen ausweisen, auf denen die Tiere trainiert werden könnten. Bislang ohne den gewünschten Erfolg.
Unter Joggern gehen die Meinungen darüber auseinander, ob eine Verschärfung sinnvoll ist. Leonhard Doetsch, koordiniert Lauftreffs in Essens Wäldern. Drei Mal sei er von Hunden gebissen worden. Ein Mal vor nicht allzu langer Zeit sei er von einem Hund überrannt worden, was einen schmerzhaften Sturz zur Folge gehabt habe. Dennoch: „Mit über 30 Jahren Lauferfahrung in den Essener Wäldern halte ich einen Leinenzwang nicht für angebracht“, sagt Leonhard Doetsch. Die überwiegende Zahl der Hundehalter sei rücksichtsvoll.
„Die allermeisten Hunde und Herrchen verhalten sich friedlich“
Lutz Niemann ist nach eigenen Worten seit seiner Jugend leidenschaftlicher Langläufer und Radfahrer. Täglich mache er Erfahrungen mit Hunden und ihren Besitzern auf öffentlichen Wegen: „Die allermeisten Hunde und Herrchen verhalten sich mit oder ohne Leine ruhig, entspannt und friedlich. Aber eben nicht alle.“ Erst kürzlich habe er einen Zusammenstoß mit mehreren Hunden am Steeler Ruhrufer gerade noch verhindern können. „Ich hatte Glück.“ So lange es unverantwortliche Hundebesitzer gebe, sei er ein Befürworter des Leinenzwanges.
Uli Fust, seit 20 Jahren aktiver Läufer, kann nach einer Abfrage seiner Laufgruppe „Lustige Schleicher“ nicht von negativen Erlebnissen mit Hunden berichten. „Aus eigener Erfahrung kann ich das bestätigten. Früher war das tatsächlich ein Problem.“ Heute seien die Hunde deutlich besser trainiert.