Essen-Heisingen. Zäune sollen die Heisinger Aue besser schützen: Die Maßnahme im Naturschutzgebiet kündigt die Stadt an – und nennt Hundehalter als einen Grund.

Das Naturschutzgebiet Heisinger Aue braucht selbst Schutz: Das hat die Stadt erkannt und will nun dazu etwa weitere Zäune errichten. Ein Grund seien Hundehalter, die sich illegal Zugang zu den Grünflächen verschafften. Das ist nur eine von zahlreichen Maßnahmen, damit Tiere und Pflanzen auf dem rund 150 Hektar großen Gebiet nicht gestört werden. Auf manchen wirken diese Maßnahmen durchaus drastisch.

Weiterer Zaun an der Wuppertaler Straße

Einen weiteren Schutzzaun will die Stadt an der Wuppertaler Straße errichten. Dort zweige (Höhe Satoriusstraße) ein Trampelpfad ab, der in das Gebiet führt, in dem bereits 2017 umfangreiche Rekultivierungsmaßnahmen erfolgten. Das habe etwa dazu geführt, dass der Eisvogel das Gewässer nutze, um Nahrung zu finden.

Auch hier besteht bereits ein Zutrittsverbot außerhalb der ausgewiesenen Wege. Das illegale Betreten der Fläche gegenüber der Einmündung Satoriusstraße soll nun ein ca. 30 Meter langer Stabgitterzaun verhindern. Der soll rund 2100 Euro kosten und ebenfalls zu 80 Prozent vom Land NRW gefördert werden.

Die Heisinger Aue zwischen Überruhr, Rellinghausen und Heisingen ist ein Gebiet mit Auenwald, Feuchtgrünland, Altgewässer und kleinen Teichen, das durch eine Naturschutzrichtlinie der Europäischen Union (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) besonders geschützt ist – und das besonders gern auch von Spaziergängern genutzt wird. Das wäre unproblematisch, hielten sich diese an das Zutrittsverbot, das laut Stadt außerhalb der ausgewiesenen Wege besteht.

Meldungen über illegalen Zutritt sind bei der Stadt eingegangen

Unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke an der Straße Rotemühle ist bereits eine Leitplanke aufgestellt worden, um parkende Autos zu verhindern.
Unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke an der Straße Rotemühle ist bereits eine Leitplanke aufgestellt worden, um parkende Autos zu verhindern. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

Doch gerade an Stellen wie etwa unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke, halte sich nicht jeder an dieses Verbot. Die Stadt nennt Hundehalter als Beispiel für eine Gruppe, die sich dort sogar regelmäßig Zugang zum Naturschutzgebiet verschafften.

„Wir haben immer wieder Meldungen erhalten, dass Hundehalter abseites der Wege unterwegs sind“, sagt Stadtsprecher Patrick Opierzynski. Kontrollen von städtischen Mitarbeitern vor Ort hätten zudem bestätigt, dass sich die Bürger an die Vorgaben häufig nicht halten. Das Umweltamt habe auch Bilder von Fahrzeugen erhalten, die auf den Grünfläche parkten.

Bestehender Zaun soll um 50 Meter verlängert werden

Nun sollen Zäune Abhilfe schaffen: So wird der bereits bestehende Zaun unterhalb der Brücke um rund 50 Meter verlängert, wo sich derzeit noch eine Leitplanke befindet. Die Kosten von voraussichtlich rund 4000 Euro könnten zu 80 Prozent mit Landesgeldern gefördert werden. Als weitere Absperrung gegen parkende Autos ist dort bereits eine Leitplanke errichtet worden.

All das bedeutet jedoch nicht, dass Spaziergänger – ob mit oder ohne Hund – nicht in die Heisinger Aue gelangen: Denn hinter der Gaststätte Fährhaus Rote Mühle führt der Weg weiterhin in die Auen Richtung Kampmannbrücke. Einen Durchgang gibt es dort in Richtung Heisingen und Werden wie vor dem Neubau der Brücke nicht mehr: Auf diese geänderte Situation soll ein Sackgassenschild hinweisen.

Bislang war das Einfahrtstor mitunter geöffnet

Die Heisinger Aue, hier mit Blick auf die Theodor-Heuss-Brücke, ist ein weitläufiges Naturschutzgebiet, das mehr als 150 Hektar groß ist.
Die Heisinger Aue, hier mit Blick auf die Theodor-Heuss-Brücke, ist ein weitläufiges Naturschutzgebiet, das mehr als 150 Hektar groß ist. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

Den Zugang unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke wolle man nun aber nicht mehr ermöglichen. Stand dort bislang sogar das Einfahrtstor über längere Zeiträume offen, ist nun bereits eine Tafel angebracht worden: „Hier kein Zugang. Zuwiderhandlungen werden mit Bußgeld geahndet“, steht bereits auf einem Schild zu lesen, das auch auf das Naturschutzgebiet hinweist.

Die Fläche vor dem bereits bestehenden Zaun sperrt nun eine jüngst errichtete Leitplanke ab: „Wir wollen diesen bisher genutzten Zugang dadurch unattraktiver machen, dass man hier erst gar nicht parken kann“, sagt Patrick Opierzynski.

Schilder weisen darauf hin, Wege nicht zu verlassen

Wer dann in die Heisinger Aue über den Weg am Ruhrufer gelangt, für den solle auf den nicht ausgewiesenen Wegen weiterhin gelten, dass diese genutzt werden könnten, solange man diese nicht verlasse. Darauf wiesen auch bislang schon entsprechende Schilder etwa an einem Trampelpfad hin.

Weitere Maßnahmen in der Heisinger Ruhraue

Im nördlichen Teil der Heisinger Ruhraue (Höhe Ostpreußenstraße/Wuppertaler Straße) droht ein rund 1900 qm großes Stillgewässer zu verlanden. Nun sollen rund 1.300 Kubikmeter Schlamm und andere Sedimente aus dem Gewässer entsorgt werden, kündigt die Stadt an. Pflanzen und Tiere sollen wieder einwandern können. Die Kosten werden auf rund 145.000 Euro geschätzt, sie sollen wie alle Maßnahmen vom Land gefördert werden (80 Prozent). Die Pläne sollen 2020 beginnen.

Im südlichen Bereich des Naturschutzgebietes gibt es einen schmalen Uferwald, ausgewiesen als Natura 2000-Lebensraum (Hartholz-Auenwald). Die Eschen leiden allerdings unter der Baumkrankheit Eschentriebsterben. Viele Bäume seien bereits abgestorben oder befänden sich in einem sehr schlechten Zustand, das gefährde den Waldbestand. Daher sollen 120 Bäume gepflanzt werden: Flatterulmen, Hainbuchen, Schwarz-Pappeln oder Schwarz-Erlen.

Zentral in der Heisinger Ruhraue befindet auf einer Fläche von etwa 2,2 Hektar zudem bewirtschaftetes Grünland (Glatthaferwiese). Dort sollen im Spätsommer weitere Pflanzenarten eingesät werden, in Absprache mit dem zuständigen Landwirt auf mehreren Flächen (2000 Euro).

Ob eine Schutzmaßnahme, die einen Zugang ermöglicht, einen „Nebenzugang“ aber verbietet, tatsächlich etwas bewirke, das mag nicht jeder glauben. Kritisch sehen einige Hundehalter zudem, dass neue Regeln aufgestellt würden, weil sich einzelne eben nicht an solche hielten.

Stadt will Situation im Blick behalten

Die Stadt kündigt indes an, die Situation weiter im Blick halten zu wollen, denn es gehe ja darum, die Ruhraue zu schützen: „Ein unerlaubtes Betreten bedeutet für Tiere nicht unerhebliche Störungen sowie Schädigungen für die Vegetation.“