Essen. In Essen streiken erneut Beschäftigte der Unikliniken NRW. Worte des Essener Uniklinik-Chefs kommen bei den Teilnehmern nicht gut an.
Diese Worte kamen gar nicht gut an. Einen Tag vor dem erneuten Streiktag an den Unikliniken in NRW sagte der Ärztliche Direktor der Essener Uniklinik, Prof. Jochen A. Werner, dass die andauernden Streiks die gesundheitliche Situation „massiv“ beeinträchtigen, über 10.000 Operationen hätten NRW-weit wegen des Streiks verschoben werden müssen.
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Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagte Werner weiter: „Ich hätte mir gewünscht, gerade vor dem Hintergrund einer prinzipiellen Einigkeit in vielen Sachfragen, dass Verdi während der laufenden Gespräche die Intensität des Streiks zurückgefahren hätte, so wie es in vielen Tarifverhandlungen üblich ist, die mit dem festen Willen der Einigung geführt werden.“ Es sollte anders kommen.
Vor Uniklinik Essen findet Auftaktkundgebung statt
In der nunmehr zehnten Streikwoche kommen am Donnerstagvormittag vor der Essener Uniklinik Hunderte Beschäftigte zusammen – nicht nur aus Essen, sondern auch von den anderen Uniklinikstandorten Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf und Münster. Sie ziehen am Mittag durch Holsterhausen und Rüttenscheid zum Alfried Krupp Krankenhaus, dessen Schließung der Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Rande ebenfalls Thema ist.
Werners Wunsch nach einer geringeren Streikintensität erteilt Verdi bereits am Vormittag eine Absage.
„Wir fangen jetzt erst an – das war erst der Auftakt zu konstruktiven Gesprächen“, sagt Katharina Wesenick, Verdi-Landesfachbereichsleiterin für Gesundheit, auf der Bühne vor der Uniklinik in Bezug auf die jüngsten Verhandlungen. Carolin-Beate Fieback, Verdi-Vorsitzende im Bezirk Ruhr-West ruft der Menge zu: „Ihr habt einen langen Atem, es ist die zehnte Streikwoche.“
Uniklinik-Beschäftigte treten für „Tarifvertrag Entlastung“ ein
Die Angestellten treten für Verbesserungen ein, am Ende soll ein „Tarifvertrag Entlastung“ stehen. Dieser soll nicht nur in der Pflege gelten, was auch an diesem Donnerstag bei der Demonstration in Essen zu hören ist. Intensivfachkraft Isabel, die ihren Nachnamen nicht öffentlich lesen will, sagt, dass die Forderungen aus der ganzen Klinik-Belegschaft kommen, inklusive Kitapersonal beispielsweise. Ihre Kollegin Steffi Bögener von der Uniklinik Köln ergänzt, während sie auf der Holsterhauser Straße demonstriert: „Wir streiken für alle, alle sind gleich.“
Sven Jäger, Physiotherapeut an der Uniklinik Essen, sagt zu den Worten des Ärztlichen Direktors der Uniklinik Essen: „Damit soll der Streik nur geschwächt werden.“ Er fürchtet: „Den Moment, an dem wir abbrechen, wird der Arbeitgeber für sich nutzen.“ Jäger sagt, dass die Pflege im Zentrum des Streiks stehe, erklärt aber: „Wenn alle ringsherum fehlen, fehlen die Pfleger auch am Krankenbett. Jedes Zahnrad muss ineinandergreifen.“ Deshalb seien Kitas beispielsweise so wichtig, wie auch Steffi Bögener sagt: „Damit alle überhaupt arbeiten können.“
Essens Uniklinik-Chef zeigt „prinzipiell“ Verständnis
Prof. Jochen A. Werner äußerte gegenüber dpa Verständnis für die Forderung nach Entlastung, unterstütze „sie sogar prinzipiell“, aber: „Man muss allerdings auch sagen, dass eine steigende Arbeitsbelastung nicht das Privileg der Medizin ist, sondern in der gesamten Industrie und den Dienstleistungsbranchen eine seit vielen Jahren ebenso zu beobachtende Entwicklung. Die Situation an den Flughäfen oder beim Handwerk spiegelt dies ja derzeit besonders akut wieder.“
>>> INFO: Demonstrationszug
Der Demonstrationszug der Beschäftigten startete um 12 Uhr ab dem Uniklinikum, wo ab 10 Uhr eine Auftaktkundgebung stattfand. Die anschließende Route:
- Hufelandstraße
- Robert-Koch-Straße
- Holsterhauser Straße
- Gemarkenplatz
- Kahrstraße
- Rüttenscheider Straße
- Die Abschlusskundgebung fand am Alfried Krupp Krankenhaus statt.