Essen. Die Zeit der Ausnahmen ist vorbei. Wer ab 1. Oktober ohne Plakette am Auto in der Umweltzone erwischt wird, zahlt 40 Euro und kassiert einen Punkt in Flensburg. Im Umweltamt weiß man aber schon: Fahrverbote werden nicht ausreichen, um die Feinstaubbelastung unter die Grenzwerte zu drücken.
In der Verkehrsbehörde steht derzeit das Telefon nicht still. „Es gitb tatsächlich noch Bürger, die eine Ausnahmegenehmigung beantragen und glauben, damit noch ein Jahr lang in der Umwelzone fahren zu können”, sagt Karl-Heinz Webels. Das Gegenteil ist der Fall: 2080 Genehmigungen laufen aus - und werden auch nicht verlängert. Viele Gewerbetreibende haben mit dem Handwerkerparkausweis bis Ende 2010 noch ruhrgebietsweit freie Fahrt mit dem Handwerker-Parkausweis. Wieviel zonenuntaugliche Stinker noch auf Essens Straßen herumfahren? „Lässt sich nicht seriös schätzen”, sagt Webels.
Industrie als Mitverursacher
„Wir rechnen mit einer positiven Wirkung auf die Emissionen”, sagt Thomas Dobrick vom Umweltamt. Nur: Die Umweltzone wird nicht reichen, um die Zahl der Tage mit Grenzwertüberschreitung unter die erlaubten 36 im Jahr zu drücken; dereit sind es jedes Jahr um die 60. Der Trend der Messungen an der Gladbecker Straße etwa, wo es schon Fahrverbotes gibt, sei deutlich: „Die Partikelwerte sinken leicht, aber die Stickoxide bleiben hoch.”
„Es muss mehr passieren”, sagt Dobrick und rechnet vor. Bei den Stickoxiden ist der Verkehr ein Hauptversursacher, aber vom Feinstaub schicken Autos nur 40 Prozent in die Luft. Der Rest kommt aus der Industrie, aus dem Gewerbe - und aus den Kaminen der Bürger. Dobrick: „17 der erlaubten Überschreitungstage hätten wir auch ganz ohne Verkehr.”
Handwerkern genau auf die Finger schauen
Deshalb gibt es im Luftreinhalteplan nicht nur die Fahrverbote in der Umweltzone. „Es ist grundsätzlich verboten, Staub zu produzieren”, spitzt Dobrick den Kern der Botschaft zu. Deshalb werden die Behörden demnächst Handwerkern genauer auf die Finger schauen, wenn sie Fassaden reinigen, einreißen oder umbauen. Auf Baustellen wird Staub noch stärker durch Wasser gebunden werden müssen. Für Holzöfen sind neue, strengere Vorschriften in Vorbereitung. „Wer mit trockenem Holz heizt, macht vorerst alles richtig”, sagt Dobrick. Umrüstung auf Holzpellets bleibt empfehlenswert.
Im Frühjahr wollen Stadt und Land die Messergebnisse sichten und bewerten. Dobrick geht davon aus, dass mindestens den Fahrzeugen mit roten Plaketten demnächst ebenfalls ein Fahrverbot in der Umweltzone droht. Auch auf die privaten Haushalte könnten Einschränkungen zukommen. Deshalb wirbt das Uweltamt schon jetzt für staatklich suventionierte Maßnahmen zur Dämmung von Wohnraum. Dobrick: „Wir können beweisen, dass es sich rechnet.” Nächste denkbare Eskalationsstufe der Luftreinhaltung könnte ein Heizverbot bei Smoggefahr sein.
Beratung im Umweltamt unter Tel.: 0201 / 8859 202.