Essen-Huttrop. Das Hotel Franz des Franz-Sales-Hauses in Huttrop besteht zehn Jahre. Dort arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung. Warum das gut funktioniert.
- Vor zehn Jahren wurde das Hotel Franz in Essen-Huttrop eröffnet.
- Das inklusive Hotel ist dem Franz-Sales-Haus angegliedert.
- Derzeit nehmen die Buchungen nach der Corona-Phase wieder zu.
Vor zehn Jahren eröffnete das Hotel Franz neben dem Franz-Sales-Haus der katholischen Behindertenhilfe in Essen-Huttrop. In der barrierefreien Einrichtung arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Längst hat sich das Haus als Tagungs- und Stadthotel etabliert. Das Konzept ist außergewöhnlich.
Eigentlich wollte man damals nur ein Gästehaus für Fortbildungen bauen, erklärt Valeska Ehlert, Sprecherin des Franz-Sales-Hauses. Am Ende entstand statt des dann geplanten barrierefreien „Drei-Sterne-Hauses mit Charakter“ ein Vier-Sterne-Plus-Hotel, „nicht nur für interne Veranstaltungen, sondern für alle“.
Hier funktioniert alles nach dem Prinzip der Inklusion: Im Hotel Franz, das von Hoteldirektorin Karin Poppinga geleitet wird, haben die Hälfte der rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Beeinträchtigungen, körperliche, geistige oder Lernbehinderungen. Für die Gäste sei es ein normales Hotel, sie buchten im Internet über die gängigen Portale nach Preis, Lage und Ausstattung.
„Viele merken erst vor Ort, dass es sich um ein besonderes Hotel handelt. In der Regel sind die Gäste vom Konzept begeistert, wollen dann mehr wissen“, sagt Valeska Ehlert. Einige entschieden sich auch bewusst für ein inklusives Hotel, weil sie zum Beispiel Menschen mit Behinderung in der Familie hätten.
Im Essener Hotel Franz arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung
Susanne Aldenhövel arbeitet seit der Eröffnung vor zehn Jahren als Hausdame im Hotel Franz. Sie betreut das Housekeeping, in dem besonders viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung tätig sind. Die Hotelfachfrau hat vorher in einem anderen Vier-Sterne-Hotel gearbeitet und sich bewusst für das Hotel Franz entschieden. Den Schritt habe sie nie bereut.
48 barrierefreie Zimmer
Das Hotel verfügt über 48 Zimmer, davon sind sechs Einzelzimmer, die auch für besonders große Menschen geeignet sind. Alle Räume sind für Rollstuhlfahrer nutzbar, aber zwölf sind größer und bieten einen besseren Radius zum Wenden.
In Zimmern für Gehörlose blitzt es, wenn der Zimmerservice klingelt und im Aufzug sind Spiegel angebracht, damit sich Rollstuhlfahrer besser orientieren können, wenn sie rückwärts herausfahren.
„Wir schauen, wo die Menschen ihre Stärken haben und wo sie vielleicht Unterstützung benötigen. Ich freue mich immer, zu sehen, wie sie sich durch den Job entwickeln.“ Viele seien von Anfang an dabei, im Hotel Franz gebe es nicht die branchenübliche Fluktuation. Um den Arbeitsalltag zu erleichtern, suche man nach pragmatischen Lösungen. Man setze zum Beispiel Teleskopstangen ein, um Reinigungsaufgaben besser bewältigen zu können, berichtet die 58-Jährige, die auch für die Bereiche Hygiene, Einkauf und Deko zuständig ist.
Bereits seit acht Jahren dabei ist Andrea Wey. Die 31-jährige Hauswirtschafterin kümmert sich um die Zimmer und vertritt Hausdame Susanne Aldenhövel gelegentlich. Dass sie eine Lern- und Hörbehinderung hat, ist im Arbeitsalltag kein Problem. Gut integriert ist auch Beikoch Lucas Mäurer. Der 30-Jährige hat eine Ausbildung beim Kolping-Berufsbildungswerk Am Zehnthof absolviert und unterstützt Küchenleiter Ralf Röddecker, der mit seinem Team über 800 Essen am Tag für Wohngruppen, Werkstätten, Mitarbeiter und Tagungsgäste erstellt. Das Essen wird im sogenannten Cook-and-Chill-Verfahren vorgekocht, sofort heruntergekühlt und vor Ort fertiggestellt.
In der Corona-Zeit hat das Haus in die technische Ausstattung investiert
In der Corona-Zeit habe man noch einmal in die technische Ausstattung investiert, um auch Hybrid-Veranstaltungen zu ermöglichen. Die großen Säle würden aber auch für Feste aller Art gebucht, erklärt Hubert Vornholt, Vorstandsvorsitzender des Franz-Sales-Hauses. Er hofft, dass der Betrieb jetzt wieder weitgehend so laufe, wie vor Corona, als man eine gute Auslastung verzeichnet habe.
Es gebe keine behinderten oder nicht behinderten Mitarbeiter, sondern nur ein Team: „Wir wollen da schon als Beispiel dienen, denn eigentlich könnte fast jedes Unternehmen ein inklusives sein, auch wenn das etwas Mut erfordert.“ Das Hotel Franz sei jedenfalls eine gute Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung, die eine Arbeit suchten.