Essen-Bredeney. Vor 50 Jahren gründete Ullrich Haucke das Orchester der Goetheschule in Essen-Bredeney. Daraus sind viele Talente hervorgegangen.

  • Das Orchester der Goetheschule ist weit über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannt.
  • In 50 Jahren gab es erst zwei Leiter.
  • Zum Jubiläum gibt es Konzerte an drei Tagen.

Seit 50 Jahren gibt es das Orchester der Goetheschule in Essen-Bredeney. Es hat bereits diverse Auszeichnungen bekommen, Preisträger von „Jugend musiziert“ und professionelle Musiker hervorgebracht. Der Geburtstag wird jetzt mit Jubiläumskonzerten gefeiert. Warum der Aufbau des Orchesters eine Erfolgsgeschichte mit kleinen Hindernissen ist.

Dass sich Musiklehrer Ullrich Haucke (77) damals an die Gründung des Goetheorchesters machte, war nicht selbstverständlich. Sein Vorgänger hatte das Projekt noch abgelehnt. Es sollte Hauckes Lebensprojekt werden. Inzwischen ist er längst pensioniert, doch das Orchester lässt ihn nicht los. „Zur Verabschiedung wurde ich zum Ehrendirigenten auf Lebenszeit ernannt“, sagt Haucke. Im Rahmen einer Drei-Wochenstunden-Stelle kümmert er sich also weiter um die Belange der jungen Musikerinnen und Musiker.

Fußball und Musik sind die Leidenschaften des Essener Orchestergründers

Ullrich Haucke ist ein Goethe-Urgestein durch und durch. Zehn Jahre lang besuchte er als Schüler das Bredeneyer Gymnasium – „als Rot-Weiss Essen abgestiegen ist, hatte ich ein schlechtes Jahr und habe eine Ehrenrunde gedreht“, – war dann als Referendar und bis 2010 als Lehrer und Orchesterleiter dort tätig. Die Liebe zur Musik entstand bei dem gebürtigen Sachsen schon früh: „Im Alter von sechs bis zehn Jahren habe ich Klavier gespielt, dann Fußball. Mit 16 habe ich im Hinblick auf ein künftiges Studium wieder mit Klavierspielen angefangen.“

Das Goetheorchester 1977, fünf Jahre nach seiner Gründung durch Musiklehrer Ullrich Haucke (Mitte).
Das Goetheorchester 1977, fünf Jahre nach seiner Gründung durch Musiklehrer Ullrich Haucke (Mitte). © Haucke

Er schaffte die Aufnahmeprüfung an der Uni Köln, konnte während des Wehrdienstes seine Versetzung von Buxtehude nach Essen erwirken, so dass er seinen musikalischen und familiären Weg weiterverfolgen konnte: „Mit meiner Frau bin ich 54 Jahre verheiratet, mit dem Orchester 50 Jahre.“ Als der damalige Schulleiter 1972 ein musikalisches Rahmenprogramm zu seiner Verabschiedung wünschte, machte sich Referendar Ullrich Haucke auf die Suche und bekam immerhin ein Ensemble von sieben jungen Musikern zusammen.

Es habe keinen Cellisten gegeben, deshalb habe seine Frau den Part übernommen. Da die Goetheschule bis 1975 eine reine Jungenschule war, habe man immer wieder Mädchen aus dem benachbarten Grashof-Gymnasium ins Orchester integriert, was nicht nur optisch eine Bereicherung gewesen sei.

1976 wurde das Vororchester für den musikalischen Nachwuchs gegründet

Der Auftritt bei der Abschiedsfeier des Direktors war ein Erfolg, das Goetheorchester geboren, auch wenn das erste große Konzert erst 1974 gespielt wurde. Die Gruppe wuchs schnell, zählte zeitweise 120 Aktive. Aktuell seien es – bedingt durch die Jahre mit der G8-Regelung und die Corona-Pandemie – nur noch 80. 100 Mitglieder sind aber wieder das Ziel. „Eigentlich ist Nachwuchs kein Problem, da meine Frau Christel 1976 das Vororchester ins Leben gerufen hat, in dem sich bis heute die jungen Musikerinnen und Musiker erproben können.“ Ein Fördererverein sorge dafür, dass die Schule teure und seltene Instrumente wie Fagotte und Oboen anschaffen und den Schülern leihen könne.

Konzerte sind auch online verfügbar

Der größte finanzielle Erfolg des Goethe-Orchesters war die Weihnachts-CD von 1996. 25.000 Euro gingen an den Kinderschutzbund.

Seit Corona gibt es die Konzerte auch online über die Homepage www.goethemusik.de. Karten gibt es über den Orchesterleiter unter

Für seine Verdienste um die musikalische Jugendarbeit hat Ullrich Haucke im Jahr 2000 das Bundesverdienstkreuz erhalten. Sein Nachfolger ist der promovierte Musik- und Sportlehrer Marcus Schönwitz, der seit 2006 an der Goetheschule tätig ist. „Wir verstehen uns super, arbeiten wunderbar zusammen, aber ich rede ihm nicht in die Orchesterleitung rein“, sagt Haucke, der wie sein Nachfolger großer Fußballfan ist.

Orchesterleiter Marcus Schönwitz (r.) und sein Vorgänger Ullrich Haucke, der das Goetheorchester 1972 gründete.
Orchesterleiter Marcus Schönwitz (r.) und sein Vorgänger Ullrich Haucke, der das Goetheorchester 1972 gründete. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Wir sind hier die rot-weisse und schwarz-gelbe Fraktion“, sagt Schönwitz und spielt auf die Begeisterung für Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund an. Aber wenn es ums Ruhrgebiet gehe, halte man auch mal zu Schalke.

„Um ein Schulorchester zu führen, muss man sich irgendwo zwischen Napoleon und Clown bewegen“, sagt Schönwitz. Eine klare Linie sei genauso wichtig wie ein bisschen Spaß, denn sonst bleibe ja niemand von den Jugendlichen dabei. Er selbst wisse es sehr zu schätzen, dass er nicht nur Musiklehrer sei, sondern auch dirigieren, komponieren und arrangieren könne. Oft müssten die Stücke umgeschrieben werden, wenn man zum Beispiel Klaviere integrieren oder die Bratsche, die kaum jemand spiele, ersetzen müsse.

Für zwei der Jubiläumskonzerte gibt es noch Karten

Während Ullrich Haucke noch vorwiegend auf ein Klassik-Repertoire setzte, spielt das Orchester unter Marcus Schönwitz (46) auch Swing, Filmsongs und – Fußballhymnen. So werden während der Jubiläumskonzerte am 10., 11. und 12. Juni, bei denen auch der Chor der Schule mitwirke, Vereinslieder und Stadion-Klassiker wie „You never walk alone“ erklingen. Für den Samstagvormittag, 11 Uhr, gibt es noch etliche Karten, für den Samstagnachmittag, 15 Uhr, noch wenige Restkarten.