Bredeney.

Nach 54 Jahren an der Goetheschule - als Schüler und Lehrer - geht Ullrich Haucke in der kommenden Woche in Pension.

„Eine andere Schule als die Goetheschule durfte es niemals sein.“ Hätte der Gesetzgeber dem Ganzen keinen Riegel vorgeschoben, so wäre Studienrat Ullrich Haucke wahrscheinlich auch noch mit 80 Jahren Lehrer an der Schule. 54 Jahre, also fast sein ganzes Leben, ist er als Schüler und als Lehrer mit der Goetheschule in Bredeney verbunden. Am letzten Schultag vor den Sommerferien, am 14. Juli, ist diese Ära vorbei, der 65-Jährige verabschiedet sich in die wohlverdiente Rente.

Von 1956 bis 1966 besuchte der Rot-Weiß-Essen-Fan das Gymnasium als Schüler. Schon damals entdeckte er seine Passion für den Lehrerberuf - er unterrichtete nämlich bereits als Schüler seine Klassenkameraden in den Fächern Musik und Mathematik. Nach Studium und einjährigem Referendariat, ebenfalls an der Goetheschule, trat er dort auch in den Schuldienst ein.

1972 gründete er auch das Schulorchester, dem er anschließend viel Aufmerksamkeit und Leidenschaft widmete. Bis heute hat er den „Ehrenvorsitz“, den ihm seine Schüler auf Lebenszeit übertragen haben, inne. Als die Schule in den 70er Jahren von einer reinen Jungenschule zu einer gemischten Schule wurde, begann auch der Aufstieg des Orchesters. Heute sind nach Aussage von Haucke „leider nur noch ein Drittel der Orchesterschüler männlich“.

Seine Arbeit als Orchesterleiter wurde nicht nur von seiner Ehefrau Christel, die das Vororchester leitete, unterstützt, sondern auch vom Förderverein, der seine Ideen mit den nötigen finanziellen Mitteln ermöglichte. Opernreisen nach Wien standen genauso auf dem Programm, wie die alljährlichen Orchesterfahrten nach Weikersheim.

Seinen größten musikalischen Erfolg erlangte der Hobby-Komponist, als sein Orchester Teile der Oper „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauß professionell auf CD einspielen durfte. 2000 wurde Haucke mit dem Bundesverdienstkreuz für sein außerordentliches Engagement „die Jugend zur Musik zu bringen“ geehrt.

Während seiner gesamten Karriere an der Goetheschule ist ihm der Lehrerberuf nie schwer gefallen. Seine Schule und ihr Umfeld bezeichnet er als „Paradies“. Auch die vielkritisierte schwache Arbeitsmoral der heutigen Jugend kann der passionierte Pädagoge nicht nachvollziehen. Stattdessen sieht er die Fehler im System. „Eine zunehmende Bürokratisierung mit all den Klausuren in den einzelnen Fächern verhindert die kreative Entfaltung der Schüler.“

Nach seinem Ausstand möchte der Anna-Netrebko- und Lena-Meyer-Landrut-Fan darauf achten, dass er „seiner Frau wieder mehr Zeit widmen kann“. Aber so ganz ohne „seine“ Schule kann er dann doch nicht; und die Schule nicht ohne ihn. Direktorin Vera Bittner hat ihn gebeten, dem Orchester weiter treu zu bleiben. So geht sein Wunsch doch in Erfüllung, der Schule über die Grenze des Gesetzgebers hinaus aktiv zu dienen.