Essen-Bredeney. . Das Bredeneyer Schulorchester feiert mit sechs Weihnachtskonzerten sein 40-jähriges Bestehen. Der mittlerweile pensionierte Musiklehrer Ullrich Haucke gründete das Orchester - und gehört bis heute als Dirigent fest zum Ensemble dazu.

Ullrich Haucke erinnert sich noch gut an das Jahr 1972. Ausgerechnet an der Goetheschule, an der ihn sein Musiklehrer flapsig als „Barpianisten“ bezeichnet hatte, sollte er - mittlerweile selbst Lehrer für Musik und Mathematik - nun ein Schulorchester gründen.

„Ich kann wohl den Kamm blasen“, spöttelte ein Schüler damals. Was mit sieben mutigen Nachwuchsmusikern begann, hat sich 40 Jahre später zu einem 110 Mitglieder starken Ensemble gemausert. „Im Orchester zu spielen und Musik zu machen, gehört hier fast zum guten Ton“, sagt Haucke und neben dem Wortwitz schwingt Stolz in seiner Stimme mit. Nicht auf sich, sondern auf die Schüler, von denen einige sogar eine professionelle Musikerlaufbahn einschlugen. Andreas Hebeler etwa, Solo-Posaunist im Aalto-Theater.

Aufführung vor ehemaligem Bundespräsidenten Gustav Heinemann

Obwohl Haucke schon seit vier Jahren nicht mehr unterrichtet, lässt ihn das Orchester nicht los. Vier Stunden in der Woche unterrichtet er an der Seite seines Nachfolgers Dr. Marcus Schönwitz. „Um all die Erinnerungen aufzuschreiben, bräuchte es wohl ein Buch“, sagt Ullrich Haucke. Angefangen von der ersten großen Aufführung im Grillo-Theater 1974 vor den Augen des damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann, über die „legendären Orchesterfahrten“ nach Weikersheim bis hin zu einer „unvergesslichen Begegnung“ mit Operndiva Anna Netrebko 2006 in Wien. Wenn Ullrich Haucke die Jahrzehnte Revue passieren lässt, dann gerät er ins Schwärmen - und das ist nicht allein „La Netrebko“ zu verdanken.

Es ist viel mehr die Leidenschaft zur Musik. Die geht bei Ullrich Haucke mitunter so weit, dass er sich die Partitur zur Ouvertüre der „Lustigen Witwe“ ganz „antiquarisch in Wien kauft“, um sie vor dem heimischen PC für seine Schüler aufzuarbeiten. Immer mit an Bord war über all die Jahre auch Hauckes Ehefrau Christa, die zur Orchestergründung sogar Cello erlernte - das einzige Instrument, das damals in der klassischen Besetzung fehlte. Sie war es auch, die 1977 das Nachwuchsorchester gründete. Heute spielen darin 90 Mädchen und Jungen, um den Sprung ins Hauptorchester zu schaffen. Musikalisch komplettiert wird die Schule durch den 80-köpfigen Schulchor, den Lehrerin Christiane Zywietz-Godland leitet. Für Ullrich Haucke ein Erfolg, der ihn fast rührt: „Von 900 Schülern musizieren 400. Das ist großartig.“