Essen. Essens Dreifach-Intendant Hein Mulders geht – und die Künstler schenken ihm eine klingende Laudatio, die das Publikum im Aalto-Theater begeistert

Hein Mulders wollte weder Tamtam noch große Reden. Doch rote Rosenblütenblätter sollte es am Schluss seiner Abschiedsgala im Aalto-Theater dann doch für ihn vom Schnürboden regnen. Und die zahlreichen musikalischen Grüße, die die Essener Philharmoniker, der Aalto-Opernchor und alle verfügbaren Ensemblemitglieder unter der Leitung von Tomáš Netopil und Wolfram-Maria Märtig in einem zweieinhalbstündigen Programm überbrachten, waren zudem eine einzige klingende Laudatio für den scheidenden Dreifach-Intendanten.

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Musikalische Höhepunkte aus den neun Jahren, in denen Mulders als Chef der Philharmonie, des Aalto-Theaters und der Essener Philharmoniker das Kulturleben der Stadt bereicherte, kündigten Svenja Gottsmann und Christian Schröder in ihrer charmanten, pfiffigen und kurzweiligen Moderation an. Nicht nur der Geist von Hildegard Knef erfüllte den Saal: Die Comedian Harmonists wurden mit ihrem Abschiedslied „Auf Wiedersehen, my dear“ ebenso wiedererweckt wie die Drei Tenöre. In Essen hießen sie freilich Carlos Cardoso, Jeffrey Dowd und Dmitry Ivanchey und besangen nicht die neapolitanische Sonne, sondern versuchten sich mit „La donna è mobile“ gegenseitig zu übertrumpfen.

Wagners „Holländer“ darf nicht fehlen: „Steuermann, lass die Wacht“

Die persönliche Note der Gala offenbarte Lieblingswerke des Geehrten wie Tschaikowskys „Eugen Onegin“, mit dessen Polonaise das Orchester wirkungsvoll eröffnete, oder Verdis „Macbeth“, mit dem Mulders‘ Aalto-Intendanz begann. Puccinis Motto gebender Hit „E lucevan le stelle“ deutete auf die musikalischen Sterne, die Mulders in Essen funkeln ließ. Liebevoll ironisch wählte man als einzigen Abschieds-Beitrag von Wagner natürlich den „Holländer“, aber nicht mit der großen Arie „Die Frist ist um“, sondern dem Matrosenchor „Steuermann, lass die Wacht“.

Und da Mulders an die Oper Köln wechselt, durfte auch die Barcarole von „Köbes“ Jacques Offenbach nicht fehlen. Sollte man gesangliche Höhepunkte dieses Abends nennen? Jessica Muirhead hätte es verdient mit ihrer Arie „Depuis le jour“ von Gustave Charpentier: eine Offenbarung an strömendem Wohllaut und perfekter Stimmbeherrschung. Baurzhan Anderzhanov und Tobias Greenhalgh ihrerseits sprudelten Donizettis prickelndes Parlando im virtuosen Prestissimo heraus, noch schneller als Hein Mulders in seiner Dankesrede bei der Aufzählung seiner zahllosen Mitarbeiter.