Essen. Nachdem die Kassenärztliche Vereinigung die Öffnungszeiten der Notfallpraxis in Essen-Borbeck gestutzt hat, spricht die SPD von einem Kahlschlag.

Die SPD-Ratsfraktion kritisiert die radikal gekürzten Öffnungszeiten der Notfallpraxis in Essen-Borbeck. Wie berichtet, betreibt neuerdings die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) das Angebot, das bisher vom Verein Borbecker Ärzte getragen wurde. Seither ist die Praxis nachts geschlossen, während sie zuvor bis 7 Uhr morgens bereit stand. „Die KV steht in der Pflicht, ihre Verantwortung auch für den Essener Norden wahrzunehmen,“ fordert Martin Schlauch, SPD-Ratsherr und Vorsitzender des Gesundheitsausschusses.

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Die SPD erinnert daran, dass Politik und Verwaltung seit der Schließung des Marienhospitals in Altenessen daran arbeiteten, die Gesundheitsversorgung im Norden der Stadt wieder zu verbessern. „Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein konterkariert das, indem unnötig neue Tatsachen geschaffen werden.“ Dazu gehört auch, dass die Telefonnummer der Praxis abgeschaltet wurde und die Borbecker nun auf die zentrale Arztnummer 116 117 verwiesen werden. Die SPD fordert eine Übergangslösung mit klaren Ansprechpartnern für alle Essener und Essenerinnen.

Essener Gesundheitsausschuss soll über Notfallpraxis beraten

„Gerade für ältere Menschen und Familien mit Kindern sind flexible Angebote vor Ort unabdingbar“, sagt Schlauch. Die KV-Notfallpraxen leisteten hier einen wichtigen Beitrag, auch um den Notruf 112 zu entlasten. Vor diesem Hintergrund grenze es an Hohn, die Öffnungszeiten der Borbecker Notdienstpraxis zusammenzustreichen. „Die kostenlose Nummer 116 117 des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes mit ihren langen Wartezeiten und der oft mangelnden Erreichbarkeit, bietet an dieser Stelle keine echte Alternative“, so Schlauch. Der Gesundheitsausschuss werde das Thema in der nächsten Sitzung behandeln und die Verwaltung auffordern, Gespräche mit der KVNO aufzunehmen.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, Julia Jankovic, ergänzt, dass es im Essener Norden an Fachärzten mangele und das neue Gesundheitszentrum am früheren St. Vincenz-Krankenhaus noch nicht gestartet sei. Gleiches gelte für die von der KVNO geplante „Portalpraxis“ in Borbeck,, die die hausärztliche Notdienstpraxis mit der Notaufnahme des Philippusstifts verzahnen soll – jedoch erst im Winter. „Da hätte in der Übergangszeit das aktuell in Borbeck funktionierende System problemlos beibehalten werden können“, sagt Jankovic. Der „Kahlschlag“ in Borbeck sei umso ärgerlicher, als just dieser Standort „die Aufgaben der ehemaligen KV-Praxis am Marienhospital übernehmen sollte“, betont der stellvertretende Bezirksbürgermeister Kevin Kerber (SPD).